Stefan Petzner hat kürzlich sein Buch "Haiders Schatten" veröffentlicht. Im Interview erklärt er, warum er Verstorbene nicht vermisst, wie er die Trennlinie zwischen seiner Ideologie und seiner Rolle als Spin-Doctor zieht und warum er denkt, dass sein Buch für Jörg Haider o.k. gewesen wäre.
Herr Petzner, welches Feedback haben Sie bisher zu Ihrem Buch "Haiders Schatten" bekommen?
Stefan Petzner: Ich bin mit den Reaktionen sehr zufrieden. Das Interesse am Buch ist sehr gross und es liegt aktuell auf Platz eins der Sachbuch-Bestseller Liste. Das freut mich. Dass es mitunter auch Kritik gibt, war mir klar. Vor allem aus freiheitlichen Kreisen und von Haider-Hardcore-Fans aus Kärnten. Da kommt dann die Moralkeule, man dürfe kein Buch über einen Verstorbenen schreiben, das sei Leichenfledderei. Es werden aber viele Bücher über historische Personen geschrieben und auch Haider war eine historische Persönlichkeit. Ich halte diese moralische Kritik für unzulässig und falsch. Gerade wenn sie von der FPÖ kommt, die den verstorbenen Kreisky bis heute als grössten Schuldenmacher der Zweiten Republik bezeichnet.
Denken Sie Jörg Haider wäre einverstanden gewesen, dass Sie dieses Buch schreiben? Immerhin bezeichnen Sie ihn darin als Populisten, Narzissten und als geizigen Privatmensch.
Ja, glaube ich schon. Dazu fällt mir dieses Bild ein: Bis vor wenigen Wochen war ich noch nie an seinem Grab im Bärental. Als ich das erste Mal hinkam, spannte sich ein riesiger Regenbogen über das gesamte Tal. Das klingt jetzt ein bisschen pathetisch, aber ich habe das als Zeichen verstanden: Dass er sich freut, dass ich da bin und auch als Signal, dass das Buch für ihn o.k. ist.
Gibt es Momente in welchen Sie Jörg Haider als Person sehr vermissen?
Nein, ich habe ihn nie vermisst. Als gläubiger Christ denke ich, dass der Tod nicht das Ende sondern der Beginn eines neuen Lebens ist. Insofern bin ich kein Mensch, der Verstorbene generell vermisst. Es liegt in der Natur des Menschen, dass sich jeder eines Tages vom irdischen Sein verabschieden muss. Das wird auf jeden von uns zukommen. Der Tod ist dabei schlimmer für die, die zurück bleiben.
Sie schreiben im Buch: "Pressesprecher des Mannes zu sein, der sich schon den Vergleich mit Adolf Hitler gefallen lassen musste, war so ähnlich, wie ein Hakenkreuz-Tatoo auf der Stirn zu tragen." Sie bezeichnen sich als liberalen Menschen, warum haben Sie das dann in Kauf genommen?
Haider war ein sehr polarisierender und umstrittener Politiker, dessen war ich mir immer bewusst. Er wurde von seinen Gegnern sehr oft ins rechte, mitunter auch ins rechtsextreme Eck gestellt wurde. Ich halte diese Zuordnung durch seine Gegner übrigens bis heute für falsch. Dennoch war für mich aber immer klar, dass für Haider zu arbeiten auch bedeutet, diesen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Ich habe das bewusst in Kauf genommen, weil ich von der Politik des Jörg Haider zum damaligen Zeitpunkt auch überzeugt war.
Sie sagen einerseits, Sie seien ein liberaler Mensch und andererseits schreiben Sie, Sie hätten die "Koketterie mit dem Nationalsozialismus als simples Marketinginstrument genutzt". Man kann doch Sie als Person nicht von diesen Aussagen trennen - wie ist das zu verstehen?
Da muss man den feinen Unterschied sehen. Ich war aus Überzeugung Mitglied des BZÖ, aber nie Mitglied der FPÖ. Aus dem einfachen Grund, da das BZÖ von seiner Programmatik her rechtsliberal einzuordnen ist. Während bei der FPÖ des Heinz-Christian Strache vor allem nationale Burschenschafter das Kommando angeben. Die heutige FPÖ steht für mich viel zu weit am rechten Rand und ist daher für mich nicht wählbar. Der Unterschied ist, ob man die Koketterie mit dem Nationalsozialismus für Marketing-Zwecke nutzt oder ob man die Ideologie die dahinter steht, auch teilt. Ich habe immer zur ersten Sorte gezählt und mir war es auch wichtig, diesen Trennstrich zu ziehen. Als Spin-Doctor und Wahlkampfleiter ist es der Job, Wahlen zu gewinnen und nicht moralisch-ethische Diskussionen zu führen. Das klingt hart - ist aber so.
Sie haben sich aber als Wahlkämpfer auf rechtsextreme Positionen eingelassen. Gerade jungen Wählern könnte es schwerfallen, hier zu unterscheiden und es könnte Sie radikalisiert haben, wenn Sie rechtsextreme Sprüche auf den Plakaten gelesen haben.
Noch einmal: Das muss man klar unterscheiden. Meine Aufgabe ist es nicht gewesen, den Wähler zu erziehen, sondern den Wähler für uns zu gewinnen und Stimmen zu lukrieren. Ich erkläre in dem Buch genau wie wir diese Instrumente angewandt haben. Warum sie die Gesellschaft für solche Töne empfänglich ist, muss sie schon auch selbst kritisch hinterfragen. Ich versuche mit dem Buch dabei zu helfen. Ich komme aber auch zum Schluss, dass Rechtspopulisten als Seismographen der Gesellschaft durchaus ihren Sinn haben, weil sie relevante Themen ansprechen, die andere nur allzu gerne verschweigen.
Wie viel Rolle haben finanzielle Überlegungen gespielt, dieses Buch zu schreiben?
Die Frage ist mir sehr recht. Viele glauben immer, dass man mit einem Buch Millionär wird. Das ist völlig falsch. Die Arbeit an diesem Buch hat über ein Jahr gedauert - das, was man dann unter dem Strich verdient, ist viel viel weniger, als manche vielleicht glauben. Der Autor bekommt den kleinsten Anteil. Mit einem Buch kann man nur viel verdienen, wenn man eine Figur wie Harry Potter erfindet. Und das Buch ist kein Harry-Potter-Buch sondern ein politisches Sachbuch.
Aber Sie wissen ja noch gar nicht, was Sie verdienen werden.
Bezüglich der Sachbücher gibt es ja Erfahrungswerte. Man kann abschätzen, in welchem Bereich die Gewinnspanne liegen wird. Ich habe bereits angekündigt, dass ich meine Einnahmen veröffentlichen werde. Ich denke das wird im ersten Halbjahr 2016 sein. Dann können sich alle ein Bild machen, die einen gewissen Neidreflex haben.
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