Im Wahlkampf hatte Donald Trump getönt, er werde "den Sumpf trocken legen", sprich, die Macht der Lobbyisten auf die US-Regierung beschneiden. Gerade die Verflechtungen zwischen Finanzelite und Regierung wollte er zerschlagen. Jetzt hat er mit Steve Mnuchin einen Investmentbanker zum Finanzminister gemacht.
Warum eine Vergangenheit als Investmentbanker in Steve Mnuchins Fall besonders heikel ist und was Sie sonst noch über den neuen Mann an der Spitze des US-Finanzministeriums wissen sollten:
Mnuchin, der Polit-Neuling
In mindestens einem Punkt befindet sich Muchin, 54 Jahre alt, im neuen Kabinett der USA in bester Gesellschaft: er hat, wie zum Beispiel auch Bildungsministerin Betsy DeVos oder Aussenminister Rex Tillerson keinerlei politische Erfahrung.
Mnuchin, der Investmentbanker
Nach dem Studium an der Elite-Uni Yale ging Mnuchin wie schon seit Vater zu Goldman Sachs. 17 Jahre lang arbeitete Mnuchin als Investmentbanker bei Bank. Seine Befürworter loben seine Erfahrung in der Finanzwelt - und seine exzelenten Kontakte zur Wall Street.
Verflechtungen zwischen Goldman Sachs und der Politik ist man zwar gewohnt: Wegen ihres engen Drahts zur Politik wird die Bank auch "Government Sachs" genannt und auch die früheren US-Finanzminister Robert Rubin und Hank Paulson waren schon in Diensten der Investmentfirma. Doch im Fall Mnuchin laufen Kritiker Sturm, demonstrieren vor dem Firmensitz der Bank in New York. Das hat Gründe.
Erstens:
Zweitens: Diese Nominierungen passen so gar nicht zu Trumps Wahlversprechen. Er hatte die Banken wiederholt für die Finanzkrise verantwortlich gemacht und angekündigt, er werde "die Wall Street zur Rechenschaft ziehen".
Stattdessen stärkt der Präsident nun die Verbindung zur Wall Street und hat angeordnet, Regeln zur Bankenregulierung auf ihre Notwendigkeit hin zu überprüfen.
Drittens: Mnuchins weisse Weste hat in seiner Banker-Vergangenheit grosse Flecken bekommen.
Mnuchin, Mr. Zwangsversteigerung
Nach einem beruflichen Ausflug gen Hollywood (siehe: Mnuchin, der Filmproduzent) kehrte Mnuchin auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in sein altes Geschäftsfeld zurück. Er wurde Chef der Immobilienbank OneWest - und machte sich offenbar zahlreiche Feinde.
Kritiker werfen ihm vor, zehntausende Eigenheimbesitzer rücksichtslos und am Rande der Legalität aus ihren Häusern geworfen zu haben. Das brachte ihm den Spitznamen "Mr. Zwangsversteigerung" ein. Der US-Plattform "Business Insider" zufolge sah sich Mnuchin mit verschiedenen Klagen wegen angeblich diverser unlauterer Geschäftspraktiken konfrontiert.
Mnuchin, der Filmproduzent
Nachdem er als Banker zu einigem Reichtum gekommen war, gründete Mnuchin Anfang der 2000er-Jahre eine Investitionsfirma (Dune Capital Management) und eine Produktionsfirma (Dune Entertainment Partners). Damit finanzierte er Filme wie "Avatar" oder die "X-Men"-Reihe.
Und auch vor der Kamera hat sich Mnuchin schon ausprobiert: In "Rules Don't Apply" ("Regeln spielen keine Rolle"), einem Liebesdrama, das im Herbst in den USA lief und im April in Deutschland erscheint, hat er einen kleinen Auftritt: als Banker.
Mnuchin, der Ehemann und Vater
Mnuchin liebt das Filmgeschäft auch noch auf einer anderen Ebene: Er ist mit der schottischen Schauspielerin Louise Linton liiert. Das Paar lebt in Bel Air in Kalifornien. Aus einer früheren Ehe hat Mnuchin drei Kinder.
Mnuchin, der Jude
Mnuchin ist jüdischen Glaubens. Medienberichten nach seiner Nominierung im November 2016, zufolge könnte sich Trump davon eine Stärkung seiner Beziehungen zur wichtigen jüdischen Gemeinde erhofft haben.
Mnuchin, der politische Seitenwechsler
Trumps Finanzminister stand nicht immer auf der Seite der Republikaner. Im Wahlkampf 2008 unterstützte er die demokratischen Kandidaten Hillary Clinton und Barack Obama finanziell. 2012 dann spendete er an den Republikaner Mitt Romney, 2016 wurde er Finanzchef der Wahlkampfkampagne von Donald Trump. Für welche politischen Werte Mnuchin steht, ist also schwer zu sagen und auch konkrete Ziele hat er bislang kaum formuliert. Bei seiner Vereidigung kündigte er lediglich an, verstärkt gegen terroristische Finanzaktivitäten vorgehen zu wollen. Trump sieht zwei wichtige Aufgaben für den neuen Finanzminister: Veränderungen in der Steuerpolitik - und die Deregulierung der Wall Street.
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