Die Proteste in Bangladesch wurden in den vergangenen Tagen immer intensiver. Nun ist die Situation mit einem Sturm auf den Amtssitz der Ministerpräsidentin und mit deren Rücktritt eskaliert.
Nach wochenlangen Massenprotesten ist Bangladeschs Regierungschefin Scheich Hasina nach Angaben der Armee des Landes zurückgetreten.
Es werde nun eine "Übergangsregierung" gebildet, kündigte Armeechef Waker-Uz-Zaman am Montag in einer im staatlichen Fernsehen übertragenen Rede an die Nation an. Zuvor hatten Demonstranten den Amtssitz von Hasina gestürmt, die ihrerseits nach Angaben aus ihrem Umfeld mit dem Hubschrauber aus Dhaka geflohen war.
"Wir werden eine Übergangsregierung bilden", sagte der Armeechef in seiner Fernsehansprache. Dafür werde er mit den wichtigsten Oppositionsparteien sowie Vertretern der Zivilgesellschaft sprechen - nicht aber mit der Partei von Hasina. "Ich übernehme die volle Verantwortung", betonte Waker-Uz-Zaman. Er hoffe, dass sich die Lage im Land nun beruhige.
Hasina wurde "per Hubschrauber evakuiert"
Zuvor hatten regierungskritische Demonstranten den Regierungspalast in der Hauptstadt Dhaka gestürmt. Im Fernsehen war zu sehen, wie sie anschliessend feierten und in die Kameras winkten.
Hasina hatte in diesem Moment nach Angaben aus ihrem Umfeld das Gebäude schon in Richtung eines "sicheren Ortes" verlassen. "Ihr Sicherheitsteam forderte sie zum Verlassen auf, sie hatte keine Zeit, sich vorzubereiten", erfuhr die Nachrichtenagentur AFP.
Zunächst sei die 76-Jährige in einer Wagenkolonne weggebracht worden. "Später wurde sie per Hubschrauber evakuiert." Wohin dieser flog, wurde zunächst nicht bekannt.
Sorge in Deutschland über aktuelle Entwicklungen
Die deutsche Regierung hat sich besorgt über die Lage in Bangladesch gezeigt. Man verfolge "die Entwicklung natürlich mit grosser Sorge", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin. Die Entwicklung der Lage werde sehr genau beobachtet. Für die jüngsten Entwicklungen habe er zwar noch keine Bestätigung, sagte der Sprecher. "Aber natürlich ist uns allen wichtig, dass Bangladesch seinen demokratischen Weg fortsetzt."
Dem Sprecher zufolge hält sich zurzeit eine niedrige dreistellige Zahl Deutscher in Bangladesch auf. Diese würden mit sogenannten Landleutebriefen über die Entwicklung im Land informiert. Der Sicherheitshinweis für das asiatische Land sei dabei noch einmal angepasst worden: "Wir raten jetzt dringend von Reisen nach Bangladesch ab."
Hasina war im Januar in einer von einem grossen Teil der Opposition boykottierten Wahl im Amt bestätigt worden. Ihrer Regierung wurden unter anderem der Missbrauch staatlicher Institutionen zum eigenen Machterhalt und die Unterdrückung von Regierungskritikern vorgeworfen - bis hin zur aussergerichtlichen Tötung Oppositioneller. (afp/bearbeitet von fte)
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