Die in Afghanistan herrschenden Taliban haben den Anschlag bei Moskau mit Dutzenden Toten scharf verurteilt. Es sei eine "koordinierte, klare und entschlossene Haltung" der Länder in der Region gegen Terror erforderlich, schrieb der Sprecher des Taliban-Aussenministeriums, Abdul Kahar Balchi, am Samstag auf der Plattform X (ehemals Twitter).
In einem Veranstaltungszentrum am Moskauer Stadtrand waren am Freitag nach russischen Angaben mehr als 90 Menschen getötet und mehr als 100 Menschen verletzt worden, als mehrere Bewaffnete wild um sich schossen. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte auf einem ihrer Kanäle den Anschlag für sich.
Der IS ist mit einem regionalen Ableger auch im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan aktiv. Die Terrorgruppe steht im Konflikt mit den islamistischen Taliban, die bei ihrer erneuten Machtübernahme vor zweieinhalb Jahren Sicherheit versprochen hatten. In einem Abkommen mit den USA hatten sich die Taliban verpflichtet, dass keine Terrorgefahr mehr von afghanischem Boden ausgehe.
Balchi bezeichnete den IS als eine Gruppe "in den Händen von Geheimdiensten, die darauf abzielt, den Islam zu diffamieren". Erst am Donnerstag hatte die Terrormiliz einen Anschlag in der südafghanischen Stadt Kandahar für sich reklamiert. Die Stadt gilt mit dem Wohnsitz des Taliban-Führers Haibatullah Achundsada als religiöses und politisches Machtzentrum.
Die Taliban hatten im August 2021 nach fast 20 Jahren westlicher Militärpräsenz wieder die Macht ergriffen. Nach den Al-Kaida-Anschlägen vom 11. September hatte 2001 eine US-geführte Militärinvasion die Taliban in Afghanistan gestürzt. Die damalige Führung hatte der Terrorgruppe und dem Drahtzieher der Anschläge, Osama bin Laden, Unterschlupf gewährt.
Bin Ladens Nachfolger, Aiman al-Sawahiri, wurde im Sommer 2022 bei einem gezielten US-Drohnenangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul getötet. Al-Kaidas Präsenz, die laut jüngsten Berichten des UN-Sicherheitsrats fortbesteht, aber vor allem die Aktivitäten des IS schüren Sorgen vor einer neuen Terrorgefahr aus Afghanistan. © dpa
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