Tausende Menschen sind in der Millionenmetropole São Paulo gegen ein geplantes neues Abtreibungsgesetz auf die Strasse gegangen.
Sie zogen am Samstag (Ortszeit) Medienberichten zufolge über die Prachtstrasse Avenida Paulista und demonstrierten gegen den Gesetzentwurf, der Abtreibung mit Mord gleichsetzen würde. Das soll selbst in Fällen gelten, in denen eine Schwangerschaft die Folge einer Vergewaltigung ist. Dies würde bedeuten, dass Frauen, die eine Schwangerschaft nach der 22. Woche abbrechen, mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestraft werden könnten. Es war der zweite Protest innerhalb weniger Tage in São Paulo. In den vergangenen Tagen hatte es auch Demonstrationen in anderen Städten wie Rio de Janeiro und Brasília gegeben.
Nach Ansicht der Demonstranten wird der Gesetzentwurf, falls er angenommen wird, vor allem Kinder betreffen, die Opfer von Vergewaltigungen geworden sind und deren Missbrauchsfälle und Schwangerschaften erst nach einiger Zeit erkannt werden. "Die Hauptopfer sind Mädchen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Die Gewalt findet im häuslichen Bereich statt. Kinder sind sich ihres Körpers nicht bewusst und wissen nicht, wie es ist, schwanger zu sein. Deshalb wird die Schwangerschaft oft erst spät entdeckt", sagte Aktivistin Ana Luiza Trancoso der Nachrichtenagentur Agencia Brasil.
Nach Angaben des Forums für öffentliche Sicherheit wurden im Jahr 2022 in Brasilien 74 930 Menschen vergewaltigt. Dabei waren 61,4 Prozent Kinder unter 13 Jahren. "Ein Kind ist keine Mutter" oder "Bei Vergewaltigung ist die Frau das Opfer" war deshalb auf einigen Plakaten von Demonstranten zu lesen.
Abtreibung ist in Brasilien eine Straftat, aber es gibt drei Situationen, in denen sie erlaubt ist: Bei einer Missbildung des Gehirns des Fötus, bei einer Schwangerschaft, die das Leben der Frau gefährdet und bei einer Schwangerschaft infolge einer Vergewaltigung.
Der Gesetzentwurf wird in der Abgeordnetenkammer als Dringlichkeitsantrag behandelt und kann deshalb direkt im Plenum abgestimmt werden, ohne dass er zuvor die Ausschüsse der Kammer durchläuft. Ein Termin für die Abstimmung wurde bislang nicht festgelegt. © dpa
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