Mit einer Mischung aus Demo und Happening feiern Braunkohle-Gegner den vorläufigen Rodungsstopp für den Hambacher Forst. Die Rettung des Waldes soll für sie aber nur der Anfang sein.
Einen Tag nach dem gerichtlich verfügten Rodungsstopp haben am Hambacher Forst bei Köln mehrere tausend Menschen für den Erhalt des Waldes und den Kohleausstieg demonstriert.
Unter wolkenlosem Himmel herrschte entspannte Festivalatmosphäre, die Polizei zeigte anders als in den vergangenen Wochen nur zurückhaltend Präsenz. "Hier sind wirklich Tausende unterwegs, die noch einmal ein deutliches Zeichen setzen wollen", sagte Greenpeace-Chef Martin Kaiser der Deutschen Presse-Agentur.
Demo zunächst von Polizei verboten, Gericht erlaubte Protest
Die Demonstration war von der Polizei zunächst wegen Sicherheitsbedenken verboten worden. Das Verwaltungsgericht Aachen hob das Verbot jedoch auf. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte am Freitag einen vorläufigen Rodungsstopp für den Hambacher Forst verfügt. Der Energiekonzern RWE wollte in den kommenden Monaten mehr als die Hälfte des verbliebenen alten Waldes fällen, um dort Braunkohle abbauen zu können.
Bei der Demonstration gehe es aber um viel mehr, sagte Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands. "Es geht um die Frage, ob wir die ökologische Selbstvernichtung der Menschheit verhindern können oder nicht. Wir wollen nicht nur den Kohleausstieg, sondern auch raus aus Öl und Gas." Es dürfe nicht sein, dass in ein paar Jahrzehnten gesagt werde: "Wir wussten, dass der Mensch den Klimawandel verursacht, aber wir haben nicht gehandelt."
Greenpeace: "Rückenwind für Arbeit in der Kohlekommission"
Die Gerichtsentscheidung vom Freitag sei "Rückenwind für die Arbeit in der Kohlekommission", sagte Greenpeace-Chef Kaiser, der selbst Mitglied der Kohlekommission ist. "Wir haben in den letzten Wochen und Monaten einen friedlichen und bürgerlichen Protest gesehen, der immer, immer grösser wurde." Dies habe einerseits an den Provokationen von RWE gelegen, aber auch am Verhalten der Politik. Die NRW-Landesregierung habe den Konflikt "eigentlich noch geschürt, anstatt ihn zu moderieren und eine tragfähige Lösung zu finden".
An der Demonstration am Saum des Hambacher Forstes beteiligten sich am Samstag auch Bauern aus dem Rheinischen Tagebaurevier. Sie fuhren mit ihren Traktoren laut hupend und unter Beifall von Demonstranten an dem Protest-Gelände vorbei. "Energiewende! Stoppt Braunkohle" stand auf Plakaten oder "Bauern gegen Kohle". © dpa
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