Ein riesiges Aufgebot an Sicherheitskräften ist in Minsk. Die Frauen gehen dennoch gegen Staatschef Lukaschenko auf die Strasse - und Kremlchef Putin macht einmal mehr deutlich, auf wessen Seite er steht.
Trotz eines strikten Demonstrationsverbots haben in Belarus Tausende Frauen gegen Staatschef Alexander Lukaschenko protestiert. Sie zogen am Samstag zu Fuss durch die Hauptstadt Minsk, wie auf Bildern in sozialen Netzwerken zu sehen war. Im Stadtzentrum standen Einheiten der Polizei und der Sonderpolizei, um den Protestzug zum Unabhängigkeitsplatz zu behindern. Dort standen ebenfalls Einsatzkräfte und Busse für mögliche Festnahmen bereit, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vom Ort des Geschehens berichtete.
Die Polizei warnte in Durchsagen, dass die Aktion nicht erlaubt sei. Metro-Stationen in der Hauptstadt waren zeitweise geschlossen. Ziel des Protests "Grosse Parade der weiblichen Friedenstruppen" sei es, die Freilassung von Gefangenen zu erreichen, die Polizeigewalt strafrechtlich verfolgen zu lassen und Neuwahlen zu erwirken, hiess es. Am Rande der Aktion wurden einige Männer festgenommen.
Frauen nehmen herausragende Stellung ein
Frauen nehmen in der Demokratiebewegung in Minsk eine herausragende Stellung ein. Geplant war ein etwa zwei Kilometer langer Protestmarsch vom Platz der Freiheit durch das Zentrum bis zum Platz der Unabhängigkeit.
Anführerin der Demokratiebewegung ist die Aktivistin Swetlana Tichanowskaja. Die 37-Jährige war bei der Präsidentenwahl am 9. August gegen Lukaschenko angetreten, der nach 26 Jahren an der Macht aber den Sieg für sich beansprucht. Die Wahlkommission hatte ihm 80,1 Prozent der Stimmen zugesprochen, Tichanowskaja dagegen nur 10 Prozent. Die Wahl steht international als grob gefälscht in der Kritik.
USA und EU kritisieren gewaltsames Vorgehen scharf
In den vergangenen Tagen waren die Sicherheitskräfte immer wieder gegen Demonstranten vorgegangen. Die USA, die EU, Grossbritannien und die Schweiz kritisierten am Samstag das gewaltsame Vorgehen scharf. "Wir verurteilen den unverhältnismässigen Einsatz von Gewalt und fordern die belarussischen Behörden auf, die Gewalt und die Drohungen einzustellen, militärische Gewalt gegen die eigenen Bürger des Landes anzuwenden", erklärten die Vertretungen der drei Länder und der EU in Minsk in einer gemeinsamen Erklärung.
Zuletzt gerieten auch Journalisten ins Visier der autoritären Staatsführung. Mehreren Vertretern westlicher Medien seien die Akkreditierungen entzogen worden, berichtete ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur in Minsk. Einige seien bereits des Landes verwiesen worden. Die Behörden wollen damit offenbar eine Berichterstattung über die landesweiten Proteste verhindern.
Putin will bei Eskalation Truppen schicken
Kremlchef
Putin hatte zuvor das erste Mal öffentlich angekündigt, Truppen des russischen Innenministeriums bei einer Eskalation der Lage im Nachbarland zu schicken. Moskau hat zuvor den Westen mehrfach davor gewarnt, sich in den Machtkampf einzumischen. (dpa/fra)
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