Tesla-Chef Elon Musk steht aktuell unter enormen Druck. In einem Interview gab der Silicon-Valley-Star Einblicke in sein Innenleben.

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Es gibt Momente, da geniesst Tesla-Chef Elon Musk seine Rolle als der neue Superstar im Silicon Valley - quasi als der wahre Nachfolger des verstorbenen Apple-Mitbegründers Steve Jobs. Doch in diesen Tagen zeigen sich bei ihm deutliche Spuren der Aufholjagd bei der von Pannen geplagten Produktion des neuen Tesla-Autos Model 3. "Dieses letzte Jahr war das schwierigste und schmerzhafteste Jahr meiner Karriere", sagte er in einem ungewöhnlich offen geführten Interview mit der "New York Times". "Es war unerträglich." Er habe deswegen fast die Hochzeit seines Bruders verpasst und den eigenen Geburtstag komplett in der Fabrik verbracht.

120 Stunden Arbeit in der Woche

Seit 2001, als er mit Malaria eine Zeit lang bettlägerig war, habe er nicht mehr als eine Woche frei genommen. Er arbeite 120 Stunden die Woche. "Es gab Zeiten, in denen ich die Fabrik für drei oder vier Tage nicht verlassen habe - Tage, an denen ich nicht nach draussen gegangen bin", sagte er. "Das ging wirklich auf Kosten meiner Kinder." Er habe auch kaum Freunde sehen können.

Sein Gesundheitszustand sei "nicht gerade toll", sagte Musk, der quasi nebenbei auch noch die Weltraumfirma "Space X" leitet. Seine Freunde seien deswegen auch besorgt. Er könne manchmal nur mit dem Schlafmittel Ambien Ruhe finden. "Es ist oft die Alternative: kein Schlaf oder Ambien", zitiert die Zeitung den Tesla-Chef.

Wegen der aktuellen Situation sollen im Verwaltungsrat des Elektroautoherstellers Tesla die Alarmglocken läuten. Das Board suche dringend einen Topmanager, um Musk zu entlasten, berichtet die Zeitung. Musk weiss angeblich nichts davon. Doch "Personen, die mit der Sache vertraut sind", sagten der "New York Times", die Suche sei nach den jüngsten Tweets von Musk sogar noch intensiviert worden.

Wirre Vorwürfe bei thailändischem Höhlendrama

Ähnlich wie US-Präsident Donald Trump nutzt Musk Twitter immer wieder dazu, um unabgestimmt Nachrichten zu verkünden oder Kritiker zu beleidigen. Einen Helfer beim Höhlendrama in Thailand beschimpfte Musk beispielsweise als Pädophilen, weil dieser das von Musk für die Rettung der eingeschlossenen Jungen bereitgestellte U-Boot als "PR-Gag" abgetan hatte. Später entschuldigte sich Musk für seine Schimpftirade gegen den Rettungstaucher und löschte den Tweet.

Von einem anderen umstrittenen Tweet will sich Musk aber nicht distanzieren. "Warum sollte ich auch", sagte er. Am 7. August hatte der Tesla-CEO die Finanzwelt via Twitter mit einem Gedankenspiel schockiert, Tesla für 420 Dollar pro Aktie von der Börse zu nehmen.

Kiffer-Zahlenanalogie für gutes Karma

In dem Interview mit der "New York Times" erläutert Musk auch, wie er auf den Rückkaufpreis gekommen ist. Eigentlich habe er einen Aufschlag von 20 Prozent zum aktuellen Kurs anbieten wollen, das wären 419 Dollar gewesen. Er habe daraus aber 420 gemacht, "weil 420 ein besseres Karma als 419 hat." In der Szene steht 420 für den regelmässigen Gebrauch von Marihuana. "Ich war aber nicht bekifft, um das klarzustellen", sagte Musk. "Marihuana ist für die Produktivität nicht hilfreich. Es gibt einen Grund für das Wort "stoned". Du sitzt da wie ein Stein auf Gras."

Dennoch muss Musk mit Konsequenzen rechnen: Insbesondere seine Bemerkung, dass die Finanzierung für den Deal stehe, wird von der Börsenaufsicht SEC überprüft und könnte ausserdem zu Anlegerklagen führen. Der Ärger bestätigt inzwischen einige Vorstandsmitglieder in der Ansicht, Musk solle die Twitter-App von seinem Smartphone löschen, um sich darauf zu konzentrieren, Autos zu bauen und Raketen ins All zu schicken.

Google und Facebook als Vorbild

Vorbild für eine Entlastung des Tesla-CEOs könnten die Internetgiganten Google und Facebook sein. Die Google-Gründer Larry Page und Sergej Brin holten sich 2001 den erfahrenen Topmanager Eric Schmidt ins Haus, um das enorme Wachstum von Google zu managen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg holte sich 2007 Sheryl Sandberg als rechte Hand ins Haus, die zuvor bei Google den globalen Online-Verkauf geleitet hatte. Musk sagte nun, der Tesla-Vorstand habe versucht, Sandberg vor zwei Jahren bei Facebook abzuwerben. Doch daraus wurde dann nichts. (mss/dpa)

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