Die Vollstreckung des umstrittenen Todesurteils gegen Djamshid Sharmahd im Iran löst Entsetzen und Ärger aus. Oppositionschef Merz fordert Konsequenzen im Umgang mit Teheran. Auch Sharmahds Tochter findet deutliche Worte.
Bundeskanzler
Irans Justiz hatte Sharmahds Hinrichtung am Montag verkündet. Er war im Frühjahr 2023 in einem umstrittenen Prozess nach Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt worden. Angehörige und Menschenrechtler wiesen die Anschuldigungen gegen ihn vehement zurück.
Sharmahds Tochter appelliert an Bundesregierung
Gazelle Sharmahd hat sich ebenfalls zur Hinrichtung ihres Vaters geäussert und Antworten von der Bundesregierung gefordert. "Welchen Beweis haben sie, dass du, Papa, Journalist und Freiheitsverfechter Jamshid Sharmahd, ermordet wurdest?", schrieb Gazelle Sharmahd auf der Plattform X.
"Falls die Nachricht mit konkreten Beweisen bestätigt wird, müssen sie dich sofort nach Hause bringen, damit wir dich in Frieden zur Ruhe legen können", schrieb sie weiter. "Wir wollen keine Erklärungen oder Beileidsbekundungen", fügte sie hinzu. Sie forderte eine Bestrafung der Verantwortlichen.
Merz spricht von "scheusslichem Verbrechen"
Oppositionschef
Amnesty Deutschland forderte die Bundesregierung auf, strafrechtliche Ermittlungen einzuleiten und Haftbefehle gegen alle iranischen Beamten zu erlassen, "die an den an Jamshid Sharmahd verübten Verbrechen beteiligt waren. Sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden!"
Angehörige hatten Bundesregierung kritisiert
Deutschland hatte in der Vergangenheit die Aufhebung des Urteils gegen Sharmahd gefordert. Irans Justiz verweigerte bis zuletzt konsularischen Zugang. Unter anderem Sharmahds Tochter Gazelle warf der Bundesregierung jedoch immer wieder Untätigkeit vor. Andere Europäer waren im Rahmen von Gefangendeals freigekommen.
Kritiker bezeichneten den Prozess gegen Sharmahd als grob unfair – er durfte keinen eigenen Anwalt wählen, und sein Aufenthaltsort blieb bis zuletzt unbekannt. Geständnisse, die im Staatsfernsehen ausgestrahlt wurden, könnten unter Folter erzwungen worden sein. Den Vorsitz im Sharmahd-Prozess hatte Abolghassem Salawati, auch bekannt als "Richter des Todes", der von den USA und der Europäischen Union mit Sanktionen belegt wurde.
Sharmahd war im Sommer 2020 unter mysteriösen Umständen während einer Reise aus Dubai in den Iran verschleppt worden; mehrere Berichte sprechen von einer Entführung durch den iranischen Geheimdienst. Seitdem sass er in Isolationshaft. (dpa/bearbeitet von fte)
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