Im Norden Syriens kommt es zu einem Anschlag, der IS reklamiert die Tat für sich. Unter den Opfern sind US-Soldaten. Das dürfte die Debatte um Donald Trumps Syrienabzug neu befeuern.

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Bei einem Anschlag auf die von Kurden kontrollierte Stadt Manbidsch im Norden Syriens sind Aktivisten zufolge mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen.

Unter den Opfern sind nach Angaben des US-Militärs auch amerikanische Soldaten. Die von den USA angeführte internationale Koalition schrieb auf Twitter, bei der Explosion seien Mitglieder des US-Militärs getötet worden. Eine Zahl wurde nicht genannt. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben vier US-Soldaten, zwei davon im Krankenhaus. Nach Angaben der Aktivisten waren unter den mindestens 18 Toten ausserdem neun Zivilisten und fünf lokale Sicherheitskräfte.

Terrormiliz IS reklamiert Attacke für sich

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat über sein Sprachrohr Amak für sich und sprach von einem Angriff eines Selbstmordattentäters.

Die Sprecherin des Weissen Hauses, Sarah Sanders, teilte mit, Präsident Donald Trump sei über die Situation unterrichtet worden.

Manbidsch gehört zu den Gebieten Nordsyriens, die von der Kurdenmiliz YPG kontrolliert werden. Diese kämpft in Syrien mit Hilfe der Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die USA haben in der Region eigene Truppen am Boden. Trump hatte im Dezember ihren Abzug bekannt gegeben und damit Verbündete überrascht.

Der US-Rückzug ändert potenziell die Kräfteverhältnisse in der Region. Die Türkei sieht in der YPG einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit eine Terrororganisation. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat immer wieder mit einer Offensive gegen die YPG gedroht. Schon lange streiten sich die USA und die Türkei über den Umgang mit der Kurdenmiliz.

Washington will eine Konfrontation zwischen beiden Seiten verhindern. Diskutiert wird die Errichtung einer Sicherheitszone in kurdisch kontrolliertem Gebiet in Nordsyrien. Der Vorschlag der USA und der Türkei stösst aber auf Widerstand. Zugleich ist noch unklar, wie die mögliche Umsetzung einer solchen Zone konkret aussehen könnte. Erdogan will, dass sein Land die Zone mit finanzieller und logistischer Unterstützung der USA umsetzt. Syriens Kurden lehnen eine solche von der Türkei kontrollierte Zone ab.

Kurden lehnen Sicherheitszone ab

Dabei würde es sich um eine neue türkische "Invasion" handeln, sagte am Mittwoch Sihanok Dibo, führendes Mitglied des politischen Arms der von der Kurdenmiliz YPG angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Vorstellbar sei allenfalls eine Sicherheitszone unter Kontrolle der UN, die vom Sicherheitsrat beschlossen sein müsste.

Nach Ansicht der russischen Regierung soll in Nordsyrien nach einem Abzug der US-Truppen Damaskus die Kontrolle in der Region übernehmen. Die Frage einer Pufferzone könne nur in einem solchen Zusammenhang stehen, sagte der russische Aussenminister Sergej Lawrow am Mittwoch. "Das ultimative Ziel besteht darin, die Souveränität und territoriale Integrität Syriens wiederherzustellen." Moskau unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

Auch Syriens Regierung lehnte die Sicherheitszone ab. Das Aussenministerium in Damaskus bezeichnete das "türkische Regime" als "Schutzherr der Terroristen", dass nur mit der "Sprache der Besatzung und der Aggression" spreche. Die Situation in Syrien wird nach Angaben Lawrows in der kommenden Woche Thema bei Gesprächen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Erdogan sein.

Manbisch würde laut Anadolu ausserhalb der "Sicherheitszone" liegen. Allerdings will die Türkei, dass die YPG aus der Stadt abzieht. In einer von der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu veröffentlichten Karte beginnt die Sicherheitszone an der von pro-türkischen Rebellen kontrollierten Grenzstadt Dscharabulus und zieht sich bis zur irakischen Grenze. Sie wäre demnach 460 Kilometer lang und 32 Kilometer breit. Das würde auch wichtige Städte der syrischen Kurden wie Kobane und Amudah einschliessen. Die Stadt Kamischli, in der auch Regierungstruppen stationiert sind, soll von der Zone ausgenommen werden.

Ein Erdogan-Sprecher nannte als Vorbild das von der türkischen Armee und ihren syrischen Verbündeten kontrollierte Gebiet im Nordwesten Syriens. Ankaras Truppen und syrische Rebellen hatten dort die Region um die Stadt Afrin vor rund einem Jahr von der YPG erobert. In einem wissenschaftlichen Gutachten des Bundestages hiess es im vergangenen Jahr, die türkische Präsenz in Afrin erfülle "völkerrechtlich alle Kriterien einer militärischen Besatzung".  © dpa

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