Die US-Wirtschaft befindet sich wegen der Corona-Pandemie auf Talfahrt, die Arbeitslosigkeit steigt stark an - und könnte einer Studie zufolge 27 Millionen Menschen ihre Krankenversicherung kosten. Trump macht unterdessen Druck, die Corona-Beschränkungen möglichst schnell zu lockern - trotz Warnung von Experten.

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Wegen des enormen Anstiegs der Arbeitslosigkeit in den USA könnten einer Studie zufolge fast 27 Millionen Menschen mitten in der Corona-Pandemie ihre Krankenversicherung verlieren. Der Grund dafür ist, dass die meisten Menschen dort über den Arbeitgeber krankenversichert sind, wie eine Studie der Kaiser Family Foundation erklärt. US-Präsident Donald Trump machte unterdessen erneut Druck auf die Bundesstaaten, ihre Corona-Beschränkungen möglichst bald aufzuheben, damit sich die Wirtschaft erholen kann.

Trump drängt auf Lockerungen der Corona-Auflagen

Schulen und Universitäten in den USA sollten nach Ansicht von Präsident Donald Trump trotz der Coronavirus-Pandemie ab dem Herbst wieder für den Unterricht öffnen. Das neue Schuljahr solle wie geplant losgehen, zumal das Coronavirus "sehr wenig Auswirkungen" auf jüngere Menschen habe, sagte Trump am Mittwochabend im Weissen Haus.

Die Entscheidung zur Lockerung der Corona-Auflagen liege bei den Gouverneuren der 50 Bundesstaaten, Schulen seien dabei aber wichtig. "Ein Staat ist nicht offen, wenn die Schulen nicht geöffnet sind", sagte Trump. Er will am Donnerstag in den Bundesstaat Pennsylvania reisen, um dort ein Unternehmen zu besuchen, das Schutzausrüstungen für den Gesundheitssektor bereitstellt.

Trump macht Druck auf die Gouverneure, die von ihnen erlassenen Ausgangsbeschränkungen zu lockern, damit sich die US-Wirtschaft erholen kann. Viele Bundesstaaten haben ihre Auflagen seit Anfang Mai bereits gelockert - obwohl die Pandemie in vielen Landesteilen noch nicht unter Kontrolle ist. Andere Staaten und Städte, darunter zum Beispiel die Hauptstadt Washington und die stark betroffene Metropole New York, wollen ihre Auflagen frühestens im Juni lockern.

Die meisten Bundesstaaten planen derzeit, den Unterricht an Schulen und Universitäten nach dem Sommer wieder aufzunehmen. Experten warnen allerdings, dass es bislang noch unklar ist, welche Rolle Kinder und Jugendliche - die infolge einer Corona-Infektion relativ selten ernsthaft erkranken - bei der Verbreitung des Virus spielen.

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Wie könnten Arbeitslose krankenversichert bleiben?

Nach dem Verlust eines Jobs in den USA endet die Krankenversicherung über den Arbeitgeber oft sehr schnell. Viele Arbeitnehmer können es sich dann schlicht nicht leisten, die Police für sich und mitversicherte Familienangehörige privat weiter zu bezahlen. Die am Mittwoch veröffentlichte Studie geht allerdings davon aus, dass rund 21 Millionen Menschen nach dem Verlust der Versicherung des Arbeitgebers auf staatliche Hilfe hoffen können, darunter auch rund 6 Millionen mitversicherte Kinder. Wegen bürokratischer Hürden oder ungenügenden Subventionen dürften viele aber trotzdem mitten in der Coronavirus-Pandemie ohne Versicherungsschutz bleiben, hiess es. Zudem hätten rund 6 Millionen Menschen gar keinen Anspruch auf Hilfen.

In den Vereinigten Staaten haben wegen der Coronakrise seit März mehr als 33 Millionen Menschen Arbeitslosenhilfe beantragt. Die USA sind praktisch das einzige entwickelte Industrieland ohne eine allgemeine staatliche Krankenversicherung. Selbst vor der Coronakrise hatten rund 28 Millionen Menschen - fast jeder Zehnte im Land - keine Krankenversicherung.

War da nicht was mit Obama?

Unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama wurden die Optionen für eine Krankenversicherung deutlich ausgeweitet. Die Zahl der Menschen ohne Versicherungsschutz hatte 2010 noch bei rund 46 Millionen gelegen. Das neue System, oft einfach "Obamacare" genannt, gekoppelt mit einem langem wirtschaftlichen Aufschwung, liess die Zahl der unversicherten Amerikaner dann bis 2018 auf 28 Millionen sinken. Doch jetzt steht die Wirtschaft vor einer schweren Rezession. Das werde ein Härtetest für das Obama-Versicherungssystem sein, erklärte die Stiftung. Trump wiederum, der sich im November um eine zweite Amtszeit bewirbt, will die sogenannte "Obamacare" abschaffen.

Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, warf Trump vor, selbst angesichts der "grössten Gesundheitskrise seit einem Jahrhundert" weiterhin Parteipolitik und die Interessen der Gesundheitslobby über jene der Menschen in Amerika zu stellen. In der Krise dürfe "Obamacare" nicht weiter gestutzt werden, mahnte er. Die 27 Millionen Menschen, die jetzt ihre Versicherung verlieren könnten, seien keine Statistik, erklärte Biden. "Das sind unsere Verwandten, unsere Freunde, unsere Nachbarn, unsere Arbeitskollegen, die alle hart gearbeitet haben und sich an die Regeln gehalten haben und jetzt unverschuldet vor katastrophalen Herausforderungen stehen."

... und wie sieht es mit Corona im Weissen Haus aus?

Trump vermisst wegen des Coronavirus seinen Vize. "Ich habe Mike Pence nicht gesehen und ich vermisse ihn", sagte Trump. Pences Pressesprecherin war vergangene Woche positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Test von Pence sei zwar negativ ausgefallen und Pence sei in guter Verfassung, sagte Trump. Dennoch habe man entschieden, dass die beiden eine Weile getrennt voneinander bleiben, "weil man nicht weiss, was mit dieser sehr verrückten und schrecklichen Krankheit passiert", sagte Trump. "Wir sprechen oft am Telefon." Trump zufolge arbeitet Pence weiterhin in seinem Büro, hält aber weitestgehend Abstand von anderen Leuten. Fotos zeigten, wie Pence am Mittwoch mit Gesichtsmaske am Weissen Haus ankam.

Trump, Pence und Top-Mitarbeiter werden inzwischen täglich mit Hilfe eines Schnelltests auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet. Allerdings wirft eine am Mittwoch bekanntgewordene Studie jedoch Zweifel an der Zuverlässigkeit des Schnelltests auf.

Laut den Forschern von NYU Lagone Health waren 48 Prozent der negativen Testresultate unzuverlässig, wenn das für den Abstrich benutzte Stäbchen trocken war - ein trockenes Stäbchen wird von Abbott empfohlen. Wurde das Stäbchen in Flüssigkeit gelagert, war demnach etwa ein Drittel der Negativergebnisse fehlerhaft. Die Studie wurde bisher nur vorläufig veröffentlicht. Sie muss noch von anderen Forschern gegengeprüft werden.

Abbott wies die Ergebnisse der Untersuchung zurück. Das Unternehmen habe mehr als 1,8 Millionen der Tests verteilt und bei nur 0,02 Prozent Rückmeldungen über fehlerhafte Negativergebnisse erhalten, sagte ein Konzernsprecher. Nach seinen Angaben zeigte eine andere Studie durch die Universität von Detroit eine Zuverlässigkeitsrate des Tests von 98 Prozent. (jwo/dpa)  © dpa

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