Der Iran könnte durch weitere US-Sanktionen hart getroffen werden. Die Eskalationsspirale zwischen Teheran und Washington dreht sich weiter. Kann ein Angebot von US-Präsident Donald Trump die Situation entschärfen?
Im eskalierenden Konflikt mit dem Iran hat US-Präsident
Trump fügte in Anlehnung an seinen alten Wahlkampf-Slogan "Make America Great Again" ("Macht Amerika wieder grossartig") hinzu: "Wir werden es "Make Iran Great Again" nennen, ergibt das Sinn? "Make Iran Great Again", das ist in Ordnung für mich." Weiter sagte Trump mit Blick auf die von streng muslimischen Geistlichen kontrollierte iranische Führung, es könne sehr schnell einen Deal geben. Das liege an ihnen. "Aber wenn sie sich dumm benehmen, wird das nie passieren."
Konflikt über abgeschossene Drohne
Trump flog am Samstag per Hubschrauber nach Camp David im US-Staat Maryland. Er kündigte an, dort bei einer Reihe von Treffen und Telefonaten über die Iran-Krise zu beraten. Trump sagte, bereits die derzeitigen Wirtschaftssanktionen hätten den Iran hart getroffen, nun würden "viele weitere" folgen. "Iran ist im Augenblick ein wirtschaftliches Chaos, sie gehen durch die Hölle." Die USA würden nicht zulassen, dass der Iran über Atomwaffen verfüge.
Die seit Monaten andauernden Spannungen zwischen dem Iran und den USA hatten sich Ende der Woche gefährlich zugespitzt. Der Iran schoss am Donnerstag zuerst eine Aufklärungsdrohne ab, die nach Angaben aus Teheran den Luftraum des Landes verletzt und auf Warnungen nicht reagiert hatte. Nach US-Angaben flog das unbemannte Flugzeug dagegen in internationalem Luftraum.
Die USA bereiteten nach dem Abschuss der Drohne einen Gegenschlag für Freitag vor, den Trump nach seinen Worten nur zehn Minuten zuvor absagte. Er begründete das mit der erwarteten Zahl von 150 Todesopfern im Iran. Trump verteidigte seine Entscheidung am Samstag und betonte zugleich, die militärische Option sei "immer auf dem Tisch, bis wir das gelöst bekommen".
Spekulationen um Rolle von Sicherheitsberater Bolton
Trump bekräftigte, der Tod so vieler Menschen wäre unverhältnismässig gewesen im Vergleich zum Abschuss eines unbemannten Flugzeugs. "Ich habe viele Freunde, die Iraner sind", sagte er. "Ich will nicht 150 Iraner töten." Der Präsident fügte hinzu: "Jeder hat gesagt, ich bin ein Kriegstreiber, und jetzt sagen sie, ich bin eine Taube. Und ich denke, ich bin keins von beidem, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen. Ich bin ein Mann mit gesundem Menschenverstand. Und das ist es, was wir in diesem Land brauchen."
Auf die Frage, ob er dem Urteil seines Sicherheitsberaters John Bolton traue, sagte Trump: "Ja, das tue ich. Ich habe John Bolton, von dem ich definitiv sagen würde, dass er ein Falke ist, und ich habe andere Leute, die auf der anderen Seite der Gleichung sind. Und am Ende treffe ich die Entscheidung." Kritiker werfen dem Hardliner Bolton vor, Trump in einen bewaffneten Konflikt mit dem Iran treiben zu wollen.
Trump sagte, die Iraner hätten am Freitag auch ein bemanntes US-Flugzeug mit 38 Personen an Bord im Visier gehabt ohne es abzuschiessen. "Ich denke, dass es sehr klug von ihnen war, das nicht zu tun. Und wir wissen zu schätzen, dass sie es nicht getan haben."
Die iranischen Revolutionsgarden hatten mitgeteilt, sie hätten am Donnerstag - nicht am Freitag - neben der Drohne auch ein bemanntes US-Aufklärungsflugzeug vom Typ Poseidon abschiessen können.
Iran zieht rote Linie
Der Iran drohte den USA am Samstag mit Konsequenzen, sollten sie den Luftraum des Landes verletzen. Dem Iran sei gleichgültig, was Trump sage oder welche Entscheidungen er treffe, sagte Aussenamtssprecher Abbas Mussawi der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim. "Wichtig ist nur, dass wir keine Verletzungen unserer Grenzen dulden und auf jede Gefahr konsequent reagieren werden."
Hintergrund der Spannungen ist das von den USA im Mai 2018 einseitig aufgekündigte Atomabkommen. Trump will die Führung in Teheran mit härtesten Wirtschaftssanktionen zwingen, einer Neuverhandlung und schärferen Auflagen zuzustimmen. Der Iran lehnt das ab. Solange Trump nicht zum Atomdeal zurückkehre und die Sanktionen nicht aufhebe "wird der Iran nicht mit den USA verhandeln, auch wenn es zu weiteren Spannungen führen sollte", sagte Präsident Hassan Ruhani.
Bundeskanzlerin Angela Merkel warb für eine friedliche Lösung. "Ich sage, dass das nicht nur eine Hoffnung sein darf, sondern dass da mit allergrösster Ernsthaftigkeit dafür gearbeitet werden muss", sagte die CDU-Politikerin beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund.
Gespräche zur Deeskalation
Das britische Aussenministerium teilte mit, der zuständige Staatssekretär Andrew Murrison werde am Sonntag in den Iran reisen, um zu deeskalieren. Murrison werde auch die internationale Sorge über das Verhalten des Irans zum Ausdruck bringen und über dessen Drohungen, sich nicht mehr an das Atomabkommen zu halten.
Die USA beantragten eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats. Die Beratungen sollen am Montag hinter verschlossenen Türen stattfinden.
Aussenamtssprecher Mussawi stellte den im Atomvertrag verbliebenen Unterzeichnerstaaten - das sind die UN-Vetomächte China, Frankreich, Grossbritannien, Russland sowie Deutschland - erneut ein Ultimatum bis zum 7. Juli. Sollten sie den Atomdeal bis dahin nicht vertragsgerecht umsetzen, werde der Iran seinen Teilausstieg fortsetzen. "Was dann passiert, ist ja allgemein bekannt", sagte der Sprecher.
Der Iran will sein Uran dann unbegrenzt anreichern und sich nicht mehr an die im Atomabkommen vorgeschriebene Obergrenze von 3,67 Prozent halten. Experten sehen darin das Ende des Atomabkommens und eine neue Eskalationsstufe. (mc/dpa)
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