Der tschechische Präsident Petr Pavel hat vor unrealistischen Erwartungen im ukrainischen Abwehrkrieg gegen Russland gewarnt. "Es wäre naiv zu glauben, dass die Ukraine in absehbarer Zeit vollständig die Kontrolle über ihr Territorium zurückgewinnen kann", sagte der frühere tschechische Generalstabschef im Sender Sky News. Russland werde die besetzten Gebiete nicht aufgeben. "Was wir tun müssen, ist, den Krieg zu stoppen", forderte der 62-Jährige. Anschliessend könne man über eine künftige Vereinbarung verhandeln. Einen Kompromiss könne es indes nur mit Zustimmung der Ukraine und Russlands sowie mit der Hilfe von Garantiestaaten geben.
Hoffnungen auf einen baldigen Nato-Beitritt der Ukraine dämpfte Pavel. "Ich denke, das kommt nicht infrage, solange der Krieg in der Ukraine andauert", betonte der Präsident. Zunächst müsse der Frieden in der Region wiederhergestellt werden. Auch die Überlegungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zur Entsendung westlicher Truppen in die Ukraine wies Pavel zurück. Das würde seiner Ansicht nach unmittelbar eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Russland verursachen. "Niemand will einen solchen Konflikt in Europa", sagte Pavel.
In Prag sorgten die Äusserungen des Ex-Nato-Generals am Mittwoch teils für Überraschung. "Man muss verhandeln, (...) aber nicht unter Bedingungen, die Moskau diktiert", sagte der konservative Innenminister Vit Rakusan. Die Ukraine dürfe nicht für Friedensverhandlungen geopfert werden, unterstrich Verteidigungsministerin Jana Cernochova. Pavel gilt eigentlich als starker Unterstützer Kiews. Er steht hinter einer Initiative, die rund 800 000 Artilleriegranaten in Staaten ausserhalb der Europäischen Union für die Ukraine beschaffen möchte. Die erste Teillieferung könnte nach früheren Angaben bereits im Juni erfolgen. An der Finanzierung will sich Deutschland mit einem dreistelligen Millionenbetrag beteiligen. © dpa
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