In zahlreichen Städten wie Istanbul, Ankara und Diyarbakir sollen 282 "mutmassliche Mitglieder von Terrororganisationen" festgenommen worden sein sollen.

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Inmitten der Spekulationen um eine Auflösung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sind in der Türkei mehr als 280 mutmassliche Mitglieder und Sympathisanten der verbotenen Organisation festgenommen worden. Binnen fünf Tagen habe es Einsätze in 51 Städten gegeben, erklärte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya am Dienstag im Onlinedienst X. Dabei seien 282 "mutmassliche Mitglieder von Terrororganisationen" festgenommen worden.

Die Einsätze fanden den Angaben zufolge unter anderem in Istanbul, Ankara und der mehrheitlich kurdischen Grossstadt Diyarbakir statt. Unter den Festgenommenen waren auch Mitglieder der pro-kurdischen Partei DEM. Die drittstärkste Partei im türkischen Parlament sieht sich seit einigen Monaten verstärkten Repressionen ausgesetzt, unter anderem wurden mehrere DEM-Bürgermeister abgesetzt.

Mögliche Auflösung der Arbeiterpartei Kurdistans

Die DEM ist direkt in den Dialog mit PKK-Gründer Abdullah Öcalan über eine mögliche Auflösung der Arbeiterpartei Kurdistans eingebunden. Eine DEM-Delegation hat seit Ende Dezember den Kurdenführer zweimal auf der Gefängnisinsel Imrali besucht, wo dieser seit 26 Jahren festgehalten wird. Der 75-Jährige war wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein rechtsnationalistischer Koalitionspartner MHP hatten Öcalan im Herbst eine frühere Freilassung in Aussicht gestellt, falls er nach 40 Jahren Kampf die PKK auflöst und ihre Mitglieder zum Niederlegen der Waffen aufruft. Die Gruppe wird von der Türkei, der EU und den USA als Terrorgruppe eingestuft.

Anfang Februar kündigte Öcalan an, "in den kommenden Tagen" einen "historischen Aufruf zur Lösung der Kurdenfrage" zu machen. Was genau der Appell beinhalten könnte, ist noch unklar. Öcalan hatte die PKK in der Vergangenheit mehrfach zu Waffenruhen aufgerufen - allerdings nie ihre Auflösung gefordert.

Auch Journalisten festgenommen

Dass die türkische Führung sich jetzt einerseits verhandlungsbereit zeigt und andererseits verstärkt gegen mutmassliche PKK-Mitglieder und Sympathisanten sowie die DEM vorgehen lässt, ist für Sinan Ülgen kein Widerspruch: "Ziel der Regierung ist es, mit den für sie vorteilhaften Verhandlungen voranzukommen", sagte der Experte von der Stiftung Carnegie Europe in Ankara. "Gleichzeitig will sie die Botschaft senden, dass sie bereit ist, den Druck auf die DEM zu erhöhen, wenn diese Verhandlungen scheitern."

Die DEM erklärte ihrerseits auf ihrer Website zu den Festnahmen: "Es wird klar, dass die Aussicht auf Frieden einige Menschen allmählich nachts nicht schlafen lässt." Nach Angaben des türkischen Journalistenverbands waren unter den Festgenommenen auch drei Journalisten. (afp/bearbeitet von nap)

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