Das Verhältnis zwischen der Türkei und Frankreich ist ernsthaft belastet. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan beleidigt seinen Amtskollegen Emmanuel Macron. Der bestellt den türkischen Botschafter ein.
Nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron den "Hirntod" bescheinigt hat, bestellt Frankreich den türkischen Botschafter in Paris ein.
Der Elysée-Palast erklärte am Freitag, Paris reagiere damit auf die "Beleidigungen" Erdogans. Der türkische Präsident hatte mit seiner Äusserung auf die "Hirntod"-Diagnose Macrons für die Nato reagiert.
Erdogan: "Lass deinen eigenen Hirntod überprüfen"
"Lass zuerst deinen eigenen Hirntod überprüfen", sagte Erdogan am Freitag in einer Rede an Macron gewandt.
Dieser hatte zuvor in einer umstrittenen Äusserung der Nato unter anderem wegen der international kritisierten Offensive der Türkei gegen kurdische Milizen in Nordsyrien den "Hirntod" attestiert. Erdogan sagte nun, "solche Äusserungen passen nur zu Leuten deiner Art, die im Zustand des Hirntods sind".
Erdogan will kommende Woche am Nato-Gipfel in London teilnehmen. Im Vorfeld ist ein Treffen mit Macron, Kanzlerin Angela Merkel und dem britischen Premier Boris Johnson zum türkischen Einmarsch in Syrien geplant.
Der Einsatz gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) war bei den Nato-Partnern auf breite Kritik gestossen.
Einmarsch der Türkei in Syrien spaltet Nato-Staaten
Macron warf Ankara wegen der Offensive in einem Interview ein "unkoordiniertes, aggressives" Vorgehen vor, das die Sicherheitsinteressen aller Nato-Staaten berühre.
Ebenso wie Deutschland und Grossbritannien schränkte Frankreich wegen des Einsatzes die Waffenlieferungen an Ankara ein.
Die drei EU-Staaten fürchten, dass die Offensive den Kampf gegen die islamistische IS-Miliz schwächt, bei dem die YPG eine wichtige Rolle spielt.
Neben den USA unterstützt auch Frankreich die syrische Kurdenmiliz mit Spezialkräften im Kampf gegen die Dschihadisten.
Cavusoglu: "Macron finanziert eine Terrororganisation"
Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu warf Macron wegen dieser Unterstützung am Donnerstag vor, eine "Terrororganisation" zu finanzieren und regelmässig im Elysée-Palast zu empfangen. Macron dürfe nicht vergessen, dass Frankreich der Türkei als Nato-Mitglied zur Seite stehen müsse, sagte Cavusoglu.
Wie oft, wenn er wütend ist, wurde Erdogan nun persönlich. "Niemand beachtet dich", sagte er an Macron gewandt. "Du bist noch unerfahren, arbeite erst mal daran."
Der französische Präsident zahle seine Nato-Beiträge nicht ordnungsgemäss und verstehe nichts vom Anti-Terror-Kampf, sagte Erdogan. Daher habe sich auch die Protestbewegung der sogenannten Gelbwesten in Frankreich ausbreiten können. (hau/AFP)
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