Eine Retourkutsche des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan belastet das ohnehin angespannte Verhältnis seines Landes zu den USA. Erdogan wirft den Vereinigten Staaten Völkermord vor - an den Indianern.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht den Vereinigten Staaten von Amerika damit, die einstigen Verbrechen der weissen Einwanderer in die USA gegen die indigene Bevölkerung als Völkermord anzuerkennen.
Erdogan: Ermordung der Indianer ist "die dunkle Seite Amerikas"
"Wie kann man darüber schweigen? Das ist die dunkle Seite der Geschichte Amerikas", sagte Erdogan nach Information der "Bild"-Zeitung in einem Interview mit dem türkischen Fernsehsender "A Haber".
Zuvor hatten erst das Repräsentantenhaus und dann der Senat in den USA türkische Massaker an den Armeniern als Genozid anerkannt. Diese Verbrechen fanden zur Zeit des Osmanischen Reiches statt: zwischen 1915 und 1917, mitten im Ersten Weltkrieg.
Trump folgt Ansicht des Repräsentantenhauses und des Senats nicht
US-Aussenamtssprecherin Morgan Ortagus aber betonte, Präsident
"Die Position der Regierung hat sich nicht geändert", erklärte Ortagus am Dienstag und verwies auf eine Erklärung Trumps vom 24. April zum Jahrestag der Massaker. Darin hatte Trump nicht von Völkermord gesprochen.
Im Gegensatz zum Regierungschef der USA hatte der Deutsche Bundestag schon vor dessen Amtszeit im Jahr 2016 - gleichsam zum Ärger Erdogans - die massenhafte Ermordung der Armenier als Völkermord anerkannt, der auf das Konto der Türkei gehe.
Frankreich, für viele Armenier in der Vergangenheit ein Zufluchtsort, richtete 2019 gar einen Gedenktag ein. Er ist datiert auf den 24. April.
Die Türkei sieht keinen Völkermord gegen die Armenier
Bis zu 1,5 Millionen Armenier sollen während der besagten Zeit im Ersten Weltkrieg der türkischen Verfolgung zum Opfer gefallen sein. Von dieser Zahl sprechen Historiker.
Die Türkei selbst, die die Armenier auch wegen deren christlichen Glaubens verfolgte und umbrachte, erkennt lediglich eine Opferzahl zwischen 300.000 und 500.000 Menschen an. Sie bedauert ihre Massaker, lässt aber deren Bezeichnung als Völkermord nicht gelten.
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