Der türkische Präsident geht auf die USA los - und spricht sogar von einem möglichen Krieg. Sein Aussenminister hingegen schlägt versöhnlichere Töne an. Eine Reaktion aus Washington steht noch aus. Derweil erholt sich die türkische Lira zumindest leicht. Dennoch bleibt die Frage: Wie dramatisch wird die türkische Währungskrise?

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Im Streit zwischen den USA und der Türkei über das Schicksal eines in der Türkei festgehaltenen US-Pastors verschärft sich der Ton weiter.

Nachdem US-Präsident Donald Trump am Freitag Strafzölle gegen die Türkei verdoppelt hatte, nannte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die USA am Montag vor einem Publikum aus Botschaftern aus aller Welt die "Kraftmeier des globalen Systems".

Aussenminister Mevlüt Cavusoglu hatte zuvor hingegen einen versöhnlicheren Ton angeschlagen und gesagt, die Türkei sei offen für einen Konsens und diplomatische Anstrengungen. Nur vorschreiben liesse sie sich nichts. Eine Antwort aus Washington steht noch aus.

Donald Trump verschärft Währungskrise

Mit den Strafzöllen hatte Trump bewusst die Währungskrise der Türkei angeheizt. Die türkische Lira verliert seit Monaten an Wert - die Ankündigung der Strafzölle beförderte sie in den freien Fall.

Erstmals mussten am Montag mehr als sieben Lira für einen US-Dollar und über acht Lira für einen Euro gezahlt werden. Am Dienstag hat sie sich dann etwas von ihren Kursverlusten erholt. Im Vormittagshandel stieg die Lira zum amerikanischen Dollar und zum Euro um jeweils mehr als fünf Prozent im Wert.

Die Verluste der Lira sind insgesamt drastisch. Seit Jahresbeginn hat die Landeswährung der Türkei gegenüber Dollar und Euro um jeweils etwa 40 Prozent an Wert verloren.

Regierung geht gegen Kritiker im Land vor

Die türkische Regierung wendet sich nicht nur gegen die USA, sondern auch gegen Kritiker im Inneren. So will sie gegen Menschen vorgehen, die negative Kommentare über die wirtschaftliche Lage von sich geben.

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu gehen Staatsanwälte in Ankara und Istanbul gegen Personen und Konten in sozialen Medien vor, die die "wirtschaftliche Sicherheit" des Landes gefährden, indem sie falsche Berichte oder "Spekulationen" unter anderem über den Zustand öffentlicher Unternehmen oder Banken verbreiteten.

Staatspräsident Erdogan verteidigte das Vorgehen gegen Kritiker während der Rede vor Diplomaten in Ankara. Er nannte sie "Wirtschaftsterroristen". Sie hätten "Verrat" begangen. Jene, die "Spekulationen" verbreiteten, sollten dafür zahlen.

Erdogan spricht von möglichem Krieg

In seiner Rede vor der Botschafterkonferenz deutete Erdogan zudem an, dass die Türkei bereit zu einem Krieg sei. Staaten, die Frieden wollten, müssten bereit zu Krieg sein, sagte er. "Wir sind bereit, mit allem, was wir haben."

Der Finanzminister und die Zentralbank hatten am Montag Notfallmassnahmen ergriffen. Die Notenbank, die in der Krise lange unsichtbar geblieben war, liess unter anderem verlauten, dass Banken sich zusätzliche Mittel in Fremdwährung leihen könnten. Es würden alle Schritte ergriffen, um die Finanzstabilität zu sichern.

Muss der IWF einschreiten?

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält hingegen ein Einschreiten des Internationalen Währungsfonds (IWF) für notwendig. "Der Internationale Währungsfonds ist der letzte Rettungsanker für Ankara", sagte Fratzscher der "Passauer Neuen Presse".

Es deute vieles darauf hin, dass die Türkei Notkredite brauche, sagte der DIW-Chef. Dann bleibe Erdogan "keine andere Wahl, als den IWF um Hilfe zu bitten".

Ein Rettungsprogramm des IWF wäre zugleich eine grosse Chance, sagte Fratzscher. "Der Fonds hat verbindliche Regeln und könnte konkrete Bedingungen stellen. Erdogan müsste sich deutlich zurücknehmen, viele seiner falschen Entscheidungen müssten revidiert werden", sagte Fratzscher.

"Der IWF hätte den Hebel, den türkischen Präsidenten in die Schranken zu weisen und damit wieder für wirtschaftliche aber auch mehr politische Stabilität zu sorgen", fügte der DIW-Chef hinzu. (cai/dpa/afp)

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