Eklat im Schweizer Fernsehen: Bundesrat Ueli Maurer rastet in der "Rundschau" schier aus. Grund dafür sind kritische Fragen an den Verteidigungsminister zum Thema Gripen.

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VBS-Chef Ueli Maurer ist fest davon überzeugt, dass die Schweiz dringend Gripen benötigt, um die Sicherheit des Landes zu gewährleisten. 22 Kampfjets sollen die bestehende F/A-18-Flotte ergänzen. Das Nachbarland Österreich kommt hingegen mit 15 Kampfflugzeugen aus. Dies reiche in der gegenwärtigen Bedrohungslage aus, sagt Karl Gruber, Kommandant der österreichischen Luftwaffe der "Rundschau".

Wenn diese Anzahl angeblich ausreicht, wozu braucht die Schweiz dann die Gripen? Diese Frage wollte "Rundschau"-Moderator Sandro Brotz am Mittwochabend mit Ueli Maurer diskutieren. Doch der Verteidigungsminister verlor im Gespräch die Beherrschung.

Genau genommen ist es der Vergleich der Schweiz mit Österreich, der Ueli Maurer vor laufender Kamera zum Schäumen bringt. Denn dass Brotz den Bedarf der eidgenössischen Luftraumsicherung ausgerechnet mit einem weniger vorbildlichen Beispiel vergleiche, sei nicht richtig. Man hätte objektiv auch positive Beispiele wie Belgien oder Holland zum Vergleich heranziehen müssen.

Schweizer Fernsehen nicht neutral genug?

"Das zeigt Ihre Haltung, die Sie in diesem Geschäft haben. Ich finde das relativ tendenziös für ein Fernsehen, das von öffentlichen Geldern lebt", empört sich Maurer. Er verlangt eine objektive Berichterstattung in Sachen Gripen, wie sie von öffentlich-rechtlichen Medien erwartet wird. Positive oder negative Tendenzen hätten nichts im Schweizer Fernsehen zu suchen - zumindest nicht formuliert vom Moderator, sondern höchstens von Experten und Zuschauern.

Eine Reaktion von Sandro Brotz folgt umgehend: Er nehme Maurers Kritik zur Kenntnis. Doch das ist dem Bundesrat nicht genug: "Dann machen Sie es das nächste Mal besser! Nehmen Sie es nicht nur zur Kenntnis. Das ist journalistisch eine schwache Leistung." Und das knapp einem Monat vor der Volksabstimmung über den Gripen-Kauf.

Nicht die erste SVP-Kritik am Schweizer Fernsehen

Kürzlich hatte sich SVP-Präsident Toni Brunner öffentlich über das Schweizer Fernsehen echauffiert. Es habe mit verzerrten und falschen Meldungen zur Zuwanderungsinitiative den Bogen überspannt. Eine solche Berichterstattung müsse sich die SVP von einem gebührenfinanzierten Medium nicht bieten lassen.

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