Das ukrainische Parlament hat sich am Dienstag für ein Verbot der Russland nahestehenden ukrainisch-orthodoxen Kirche ausgesprochen. 265 Abgeordnete stimmten für den Gesetzentwurf, der ein Verbot religiöser Organisationen mit Verbindungen zu Moskau vorsieht. Um als Gesetz in Kraft zu treten, muss der Entwurf noch von Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnet werden.
Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, schrieb im Onlinedienst Telegram, es werde "keine Moskauer Kirche in der Ukraine geben". Die Parlamentsabgeordnete Iryna Heraschtschenko nannte die Entscheidung "historisch" und erklärte, es handle sich um "eine Frage der nationalen Sicherheit, nicht der Religion".
Der Gesetzentwurf legt eine Frist fest, innerhalb derer religiöse Organisationen ihre Verbindungen zu Russland abbrechen müssen. Die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, warf der Ukraine am Dienstag vor, "die wahre Orthodoxie zerstören" zu wollen.
Die dem Moskauer Patriarchat nahestehende ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte sich nach Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 offiziell von Moskau losgesagt. Einige Abgeordnete werfen ihren Würdenträgern dennoch vor, weiterhin mit russischen Geistlichen zusammenzuarbeiten und von Russland abhängig zu sein. Auf russischer Seite unterstützt die orthodoxe Kirche den Kreml und den Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Die Russland nahestehende ukrainisch-orthodoxe Kirche war einst die beliebteste Kirche in der Ukraine, einem Land mit einer grossen orthodoxen Mehrheit. In den vergangenen Jahren hat sie jedoch viele Gläubige verloren, zudem bildete sich ein von Russland unabhängiger Zweig. Medienberichten zufolge zählt die dem Moskauer Patriarchat nahestehende Kirche heute noch 9000 Gemeinden. © AFP
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