Im vergangenen Jahr ist einem UN-Bericht zufolge eine Rekordzahl von 280 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in 33 Ländern getötet worden.
2023 sei das "tödlichste Jahr" für die weltweite humanitären Gemeinschaft, hiess es am Montag in einer vom UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) veröffentlichten Erklärung. Die Vereinten Nationen verurteilten das "inakzeptable" Ausmass von Gewalt gegen die Mitarbeiter humanitärer Hilfsorganisationen.
Dem Bericht zufolge stieg die Zahl der Toten um 137 Prozent im Vergleich zu 2022 an, wo 118 Hilfskräfte getötet wurden. Ocha warnte, dass die Zahl der weltweit getöteten humanitären Helfer im Jahr 2024 noch steigen könnte. Bis zum 9. August wurden demnach weltweit bereits 176 humanitäre Hilfskräfte getötet. Die Organisation bezieht sich bei der Statistik auf die Sicherheitsdatenbank für humanitäre Helfer (AWSD), die diese Zahlen seit 1997 erhebt.
Steigender Trend durch Situation im Gazastreifen
Den Vereinten Nationen zufolge kamen mehr als die Hälfte der 2023 getöteten Hilfskräfte, nämlich 163, in den ersten drei Monaten des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen ums Leben. Seit dem verheerenden Terroranschlag der islamistischen Hamas im Oktober vergangenen Jahres seien allein im Gazastreifen knapp 300 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden, vor allem durch Luftangriffe.
Die meisten Opfer seien Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerkes UNRWA gewesen. Die Vereinten Nationen hatten in der Vergangenheit wiederholt ihre Bestürzung über getötete Mitarbeiter durch israelischen Beschuss oder Bombardements ausgedrückt. "Wir fordern ein Ende der Straflosigkeit, damit die Täter vor Gericht gestellt werden", sagte UN-Generalsekretär António Guterres.
Im Sudan und im Südsudan wurden im vergangenen Jahr 25, beziehungsweise 34 humanitäre Hilfskräfte getötet. Auch in Israel, Syrien, Äthiopien, der Ukraine, Somalia, Myanmar und der Demokratischen Republik Kongo wurden mehreren Helfer getötet. Zumeist handelt es sich dabei um lokale Hilfskräfte.
Offener Brief an die UN-Vollversammlung
Führende Vertreter Hunderter humanitärer Organisationen haben sich deshalb anlässlich des Welttags in einem gemeinsamen Brief an die 193 Mitgliedstaaten der UN-Vollversammlung gewandt. In dem Schreiben fordern sie die internationale Gemeinschaft auf, "Angriffe auf Zivilisten zu beenden, alle humanitären Helfer zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen".
Die "Normalisierung der Gewalt" sowie die "fehlende Rechenschaftspflicht" seien "unverzeihlich und äusserst schädlich für Hilfsmassnahmen überall", erklärte die kommissarische Ocha-Leiterin Joyce Msuya am Montag anlässlich des Welttags der humanitären Hilfe. Entschlossenes Handeln mit mehr als blossen Erklärungen sei notwendig, heisst es im Brief - denn solche Angriffe förderten auch Probleme wie Ernährungsunsicherheit, Vertreibung und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, mit Auswirkungen, die über die Konfliktgebiete hinausgehen.
Die UNO begeht den Welttag der humanitären Hilfe jedes Jahr am 19. August - dem Jahrestag des Angriffs auf ihren Sitz in Bagdad im Jahr 2003. Bei dem Angriff wurden 22 Menschen getötet und 150 humanitäre Helfer verletzt. (dpa/afp/bearbeitet von ng)
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