Die im Weltklimaabkommen von 2015 festgelegten Massnahmen reichen bei Weitem nicht aus, um die Erderwärmung in den Griff zu bekommen. Nun verhandeln 200 UN-Mitgliedsstaaten darüber, wie es doch noch klappen könnte. Es geht um viel - wieder einmal. Und so findet Entwicklungsminister Müller drastische Worte.

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Begleitet von Warnungen vor einer massiven Erderwärmung wird an diesem Montag in Polen offiziell der 24. UN-Klimagipfel eröffnet.

Vertreter aus knapp 200 Staaten verhandeln in Kattowitz (Katowice) zwei Wochen lang darüber, wie die als historisch eingestuften Beschlüsse der Pariser Klimakonferenz von 2015 durch klare Regeln zur Umsetzung und Überprüfung ergänzt werden können.

Müller: Dann ist "menschliches Leben kaum mehr möglich"

In der französischen Hauptstadt war beschlossen worden, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, möglichst sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die bisher weltweit zugesagten Massnahmen zur Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase reichen dazu aber bei Weitem nicht aus.

Entwicklungsminister Gerd Müller warnte davor, die Augen vor der Erderwärmung zu verschliessen. "Wir können so tun, als bekämen wir von den katastrophalen Folgen des Klimawandels nichts mit. Aber nichts würde dadurch besser", sagte der CSU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag).

Die Erde werde mit drei, vier Grad plus zurechtkommen. "Menschliches Leben, wie wir es kennen, wird dann kaum mehr möglich sein", warnte der Minister.

An die Konferenz hat Müller grosse Erwartungen. "Der Klimaschutz ist die Überlebensfrage der Menschheit. Kattowitz muss eine klare Trendwende bringen. Dort müssen die Entscheidungen dafür getroffen werden, das Paris-Abkommen verbindlich umzusetzen", sagte Müller der "Passauer Neuen Presse".

Von 184 Ländern liegen nur 17 im Plan

Er finde es enttäuschend, dass von 184 Ländern nur 17 im Plan liegen und auch Deutschland hinter den eigenen Zielen zurückliegt. Doch die Bundesrepublik werde aufholen und vorangehen.

Deutschland hat angekündigt, seinen jährlichen Beitrag zum Grünen Klimafonds der Vereinten Nationen ab 2019 auf 1,5 Milliarden Euro zu verdoppeln. In den Fonds zahlen wohlhabendere Länder ein, finanziert werden Klimaschutzprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Bei den Bemühungen zur Verhinderung einer Überhitzung der Welt geht es im Kern darum, möglichst bald und vollständig die Freisetzung von Treibhausgasen zu stoppen. Die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, bei der Kohlendioxid frei wird, steht dabei im Mittelpunkt.

Darüber hinaus müssen andere Quellen für Klimagase - etwa bei der Viehzucht und der Industrieproduktion - minimiert werden und letztlich auch Kohlendioxid aus der Luft abgeschöpft werden, etwa durch Aufforstung von Wäldern oder CO2-Einlagerung unter der Erde.

Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze setzt auf Fortschritte in Kattowitz. "Jeder soll nach dieser Konferenz wissen, was er zu tun hat, wie er Fortschritte beim Klimaschutz misst und transparent macht. Und jeder soll nachvollziehen können, was der andere tut", sagte die SPD-Politikerin der "Süddeutschen Zeitung". "So entsteht Verbindlichkeit und Vertrauen."

Schulze mahnte, die Staaten dürften sich nicht davon beirren lassen, wenn sich grosse Länder wie die USA oder Brasilien vom Pariser Klimaabkommen abwenden. "Die Grossen, die sich kurz wegducken, werden wiederkommen", sagte die Ministerin. "Die Vernunft wird sich nicht dauerhaft aufhalten lassen."

Die Erde kommt mit vier Grad mehr zurecht, die Menschheit nicht

Die USA haben sich als einer der grössten Verursacher von Treibhausgasen aus dem Pariser Abkommen zurückgezogen.

Beim G20-Gipfel in Buenos Aires stand US-Präsident Donald Trump damit weiter isoliert da - alle anderen Teilnehmer betonten am Samstag aber, das Klimaabkommen sei unumkehrbar. Kanzlerin Angela Merkel äusserte sich zuversichtlich über einen Erfolg der Klimakonferenz.

Entwicklungsminister Müller hob in diesem Kontext allerdings explizit die Verantwortung der entwickelten Industrieländer hervor. "Die reichsten zehn Prozent der Welt sind für 50 Prozent der Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Von den Folgen sind am stärksten die armen Länder mit den niedrigsten Emissionen betroffen", sagte Müller dem RND.

Weltbank sagt 200 Milliarden Dollar an Investitionen zu

Die Weltbank hat unterdessen angekündigt, den Kampf gegen den Klimawandel mit doppelt so hohen Investitionen wie bisher zu unterstützen.

Von 2021 bis 2025 sollen 200 Milliarden Dollar fliessen (umgerechnet 177 Milliarden Euro), um vor allem den ärmsten Ländern der Welt zu helfen, wie die in Washington ansässige Entwicklungsbank am Sonntag mitteilte.

Das sei doppelt so viel wie in der laufenden fünfjährigen Finanzierungsperiode. Die Weltbank versah ihre Mitteilung mit dem Aufruf an die internationale Gemeinschaft, ebenfalls die Finanzmittel zu erhöhen. (ank/dpa)

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