Der UN-Sicherheitsrat hat ein Ende der Belagerung der sudanesischen Stadt Al-Faschir und der Gewalt in dem nordostafrikanischen Krisenstaat gefordert.
14 Mitgliedsländer stimmten am Donnerstag (Ortszeit) in New York für die von Grossbritannien eingebrachte Resolution, Russland enthielt sich. Sowohl die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) als auch die sudanesische Armee müssten die Kämpfe sofort einstellen, heisst es in dem völkerrechtlich verbindlichen Beschluss.
Al-Faschir ist die Hauptstadt des Bundesstaats Nord-Darfur im Westen des Sudans und die letzte grosse Stadt der Region, die nicht unter der Kontrolle der RSF steht. Experten warnen angesichts der aktuellen Belagerung, dass sich dort Massaker wie einst in Srebrenica wiederholen könnten.
Die sudanesische Menschenrechtsaktivistin Ikhlass Eisa sagte, die Lage in Al-Faschir sei für Zivilisten katastrophal. In einem Online-Pressegespräch zur Lage in Darfur am Donnerstagabend sagte sie, Schulen, Krankenhäuser und Gebiete, in denen Zivilisten lebten, seien ebenfalls von willkürlichen Luftangriffen betroffen. Hinzu kämen Plünderungen und Gewalt gegen Zivilisten, von der insbesondere Frauen und Mädchen betroffen seien.
"Wir fühlen uns sehr allein", sagte Tanzil, eine Einwohnerin der Stadt, die im Gesundheitswesen arbeitet. Nachdem nunmehr sämtliche Krankenhäuser der Stadt nicht mehr funktionsfähig sein, hätten viele Menschen, die bei den Luftangriffen oder Kämpfen verletzt würden, keine Überlebenschance. "Nach zwei oder drei Tagen sind sie tot, weil es keine Behandlung gibt." Manche Stadtviertel seien unerreichbar, Fluchtwege seien abgeschnitten.
Wer es aus der belagerten Stadt heraus schafft und nach Ost-Darfur fliehen will, steht nach Angaben der Hilfsorganisation Care vom Freitag vor erheblichen Herausforderungen: Auf dem mehr als 300 Kilometer langen Weg seien die Menschen aktuell Temperaturen von über 50 Grad Celsius ausgesetzt, ohne genügend Nahrung oder sauberes Trinkwasser. Zudem beeinträchtige die Gewalt in Al-Faschir die Lieferung wichtiger Hilfsgüter.
Seit April 2023 kämpfen in dem Land mit 44 Millionen Einwohnern die Paramilitärs, angeführt von Mohamed Hamdan Daglo, gegen die sudanesischen Streitkräfte von De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan. Die beiden Männer hatten sich einst gemeinsam an die Macht geputscht, dann aber zerstritten. Darfur ist einer der Hauptschauplätze in dem Konflikt.
Die RSF gingen aus Milizen hervor, die während des Bürgerkriegs mit Hunderttausenden Toten in Darfur Anfang der 2000er schwerste Verbrechen begingen. Im Zuge des Konflikts zwischen den Paramilitärs und der Armee kommt es erneut zu Gewalt gegen ethnische Gruppen. Es gibt Berichte von Tötungen, Vertreibungen und Vergewaltigungen. Hunderttausende sind bereits geflohen. Die an der Grenze zum Tschad und der Zentralafrikanischen Republik liegende Region Darfur gilt als strategische Machtbasis der RSF. © dpa
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