Ungeachtet eindringlicher Warnungen vor einer Hungersnot im Gazastreifen kommen nach Angaben der Vereinten Nationen nicht mehr Hilfslieferungen in den umkämpften Küstenstreifen.
Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA teilte am Montag mit, dass in diesem Monat - bis einschliesslich 23. März - täglich durchschnittlich 157 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gefahren seien. "Dies ist immer noch weit unter den operativen Fähigkeiten beider Grenzübergänge und dem Ziel von 500 am Tag", hiess es in der Mitteilung der Organisation, gegen die Israel zuletzt Terror-Vorwürfe erhoben hatte.
Israelische Behörden erlaubten keine dringend notwendigen Lieferungen von Lebensmitteln in den Norden des Gazastreifens. Entsprechende Anfragen von UNRWA seien allesamt zurückgewiesen worden. Hilfsorganisationen haben mehrfach gewarnt, der Hunger im Gazastreifen habe katastrophale Ausmasse erreicht. Israel erlaubt es nach Darstellung des Chefs von UNRWA nicht mehr, dass das Hilfswerk humanitäre Konvois in den Norden des Gazastreifens schickt. UNRWA werde daran gehindert, lebensrettende Hilfe nach Nord-Gaza zu bringen, schrieb Philippe Lazzarini am Sonntag auf der Plattform X, vormals Twitter.
Eine Vertreterin der für die Koordinierung der Nothilfe zuständigen israelischen Militärbehörde Cogat sagte vergangene Woche in Genf, es gebe keine Einschränkung von Hilfskonvois. Die Cogat-Spitze habe mehrfach betont, die Lage im Gazastreifen sei zwar schwierig, es gebe aber keine humanitäre Krise. Israel könne 44 Lastwagen pro Stunde abfertigen. Das Problem liege vielmehr auf der anderen Seite, innerhalb des Gazastreifens, weil die Akteure dort offenbar nicht in der Lage seien, mehr Material zu verteilen. Im Norden des Gazastreifens komme gemessen an der Zahl der dort lebenden Menschen - rund 300 000 - wahrscheinlich mehr Hilfe an als im Süden.
Mehr als die Hälfte der 2,2 Millionen Einwohner waren wegen der israelischen Angriffe in den Süden des Gazastreifens geflüchtet. Es gibt immer wieder Vorwürfe, dass die islamistische Hamas die Hilfsgüter abgreift. Teils werden auf Märkten im Gazastreifen umsonst gelieferte Hilfsgüter zu horrenden Preisen verkauft. In der UNRWA-Mitteilung hiess es, im Norden des Gazastreifens seien Grundbedarfsgüter 25 Mal teurer als vor Beginn des Gaza-Krieges. Ein Sack mit 25 Kilo Mehl koste dort umgerechnet mehr als 370 Euro. © dpa
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