Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland in der UN-Generaldebatte wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder Genozid vorgeworfen. Putin nannte er eine "Naturkatastrophe in Moskau".

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Rede bei der UN-Generaldebatte in New York für scharfe Kritik an Russland genutzt. Selenskyj warf Moskau am Dienstag bei seiner Ansprache vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen vor, mit der Verschleppung von Kindern aus der Ukraine Völkermord zu begehen.

"Diesen Kindern wird in Russland beigebracht, die Ukraine zu hassen, und alle Verbindungen zu ihren Familien werden zerbrochen", sagte Selenskyj in seiner 15-minütigen Rede. "Das ist eindeutig ein Genozid."

UN-Generaldebatte: Selenskyj wirft Russland Völkermord vor

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hatte im März Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen der mutmasslichen Verschleppung tausender ukrainischer Kinder nach Russland erlassen. Russland, das dem IStGH nicht angehört, wies die Vorwürfe zurück.

Die Weltgemeinschaft rief er auf, den russischen Angriffskrieg auf sein Land zu stoppen. "Wir müssen gemeinsam handeln, um den Angreifer zu besiegen", sagte er. "Es geht nicht nur um die Ukraine. Wenn Hass als Waffe gegen eine Nation eingesetzt wird, dann hört es nie damit auf", mahnte Selenskyj. "In jedem Jahrzehnt zettelt Russland einen neuen Krieg an." Teile von Moldau und Georgien seien besetzt, Russland habe sich Belarus fast einverleibt, bedrohe Kasachstan, die baltischen Staaten - und die internationale Ordnung.

Selenskyj nennt Putin "Naturkatastrophe in Moskau"

Vor dem Hintergrund des Erdbebens in Marokko und der Flut in Libyen sagte Selenskyj, eine "Naturkatastrophe in Moskau" habe beschlossen, einen grossen Krieg zu beginnen und Zehntausende Menschen zu töten. "Wir müssen gemeinsam handeln, um den Angreifer zu besiegen und alle unsere Fähigkeiten und Energie auf die Bewältigung dieser Herausforderungen konzentrieren", sagte er.

Selenskyj warf Russland in seiner UN-Rede auch vor, Lebensmittel und Energie - darunter das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja - als "Waffen" einzusetzen. Zugleich warnte er, Russland habe nicht nur im Februar 2022 die Ukraine angegriffen, sondern stelle auch für andere Länder eine grosse Gefahr dar: "Viele Sitze im Saal der Vollversammlung könnten leer, leer werden, wenn Russland mit seiner Heimtücke und seiner Aggression erfolgreich ist."

Selenskyj warnt vor "zwielichtigen Geschäften" mit Putin

Zugleich kündigte Selenskyj, der bei der UN-Generalversammlung im vergangenen Jahr nur eine Videobotschaft hatte abgeben können, einen "globalen Friedensgipfel" an: "Ich lade Sie alle - Sie alle, die keine Aggression tolerieren - ein, gemeinsam diesen Gipfel vorzubereiten."

Der ukrainische Präsident warnte vor Versuchen, hinter den Kulissen "zwielichtige Geschäfte" zu machen. "Dem Bösen darf nicht vertraut werden", sagte Selenskyj mit Blick auf Russland und dessen Präsidenten Wladimir Putin. "Fragen Sie Prigoschin."

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, war im August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen - auf den Tag genau zwei Monate nach einer Rebellion der Wagner-Söldner, durch die Prigoschin bei Putin in Ungnade gefallen war. Die Ukraine und der Westen vermuten hinter dem Flugzeugabsturz daher einen Racheakt des Kreml, was Moskau zurückweist. (mt/afp/dpa)

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