Bei den Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien ist ein weiterer Mensch gestorben. Damit steigt die Zahl der Toten seit Beginn der Ausschreitungen am Montag auf sechs, wie verschiedene französische Medien am Samstag berichteten.
Der Mann habe versucht, mit seinem Sohn eine Strassensperre zu passieren, als es zu einem Schusswechsel gekommen sei. Drei Menschen seien verletzt worden. Die Situation in Neukaledonien sei "weit entfernt von einer Beruhigung", auch wenn die Nächte derzeit etwas friedlicher seien, sagte die Bürgermeisterin der neukaledonischen Hauptstadt Nouméa, Sonia Lagarde, dem französischen Sender BFMTV.
Frankreich schickte am Freitagabend weitere 1000 Einsatzkräfte auf die Insel im Südpazifik, um die Häfen und den Flughafen vor den gewalttätigen Protesten von Unabhängigkeitsbefürwortern zu sichern. Die nächtliche Ausgangssperre sowie der Ausnahmezustand, mit dem die Behörden unter anderem Demonstrationsverbote erlassen und der Polizei und Justiz erweiterte Befugnisse einräumen können, bleiben weiter in Kraft.
Als Reaktion auf die unruhige Lage sagte Premierminister Gabriel Attal den Staffellauf des olympischen Feuers in Neukaledonien ab. Die Flamme sollte eigentlich vor dem Start der Sommerspiele in Paris auch in dem französischen Überseegebiet 1500 Kilometer östlich von Australien Halt machen.
Bei den Protesten von Befürwortern einer Unabhängigkeit der Inselgruppe geht es um eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris. Diese soll Tausenden französischstämmigen Bürgern das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen. Vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken - Neukaledoniens Ureinwohner - hofft aber schon lange auf einen eigenen Staat. Der nationale Rat der Kanaken warf Paris vor, die umstrittene Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der grossen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen.
Die frühere französische Kolonie hatte durch das Abkommen von Nouméa 1998 bereits weitgehende Autonomie erlangt. Derzeit versucht Paris, mit den politischen Kräften in dem geopolitisch und militärisch bedeutsamen Territorium ein neues Abkommen zu schliessen. © dpa
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