Nach tagelangen Unruhen in Neukaledonien will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Dienstagabend in das französische Überseegebiet reisen. Er wolle dort ein Gremium für den Dialog einrichten, um eine politische Antwort auf den Konflikt zu finden, teilte Regierungssprecherin Prisca Thevenot in Paris mit.
Unterdessen begann die Evakuierung von Touristen. Eine erste Maschine der australischen Armee landete in Brisbane, wie AFP-Journalisten berichteten. Es seien zunächst zwei Flüge zur Evakuierung von Touristen geplant, schrieb die australische Aussenministerin Penny Wong in Online-Netzwerken. Auch Neuseeland schickte ein Militärflugzeug nach Neukaledonien, um 50 Touristen auszufliegen.
Der Vertreter der französischen Regierung in Neukaledonien, Louis Le Franc, erklärte, die schrittweise "Rückkehr zur Ruhe" setze sich fort. Zugleich kündigte er an, Einsatzkräfte zu mobilisieren, um die anhaltende Gewalt einzudämmen.
Die Strasse zum internationalen Flughafen La Tontouta nahe der Hauptstadt Nouméa wird seit Tagen von Unabhängigkeitsbefürwortern blockiert. Dutzende Strassensperren, die Sicherheitskräfte am Sonntag freigeräumt hatten, wurden später grösstenteils wieder aufgebaut. Kommerzielle Flüge von und nach Neukaledonien sind derzeit ausgesetzt.
Frankreich hatte hunderte Sicherheitskräfte nach Neukaledonien entsandt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. 270 Menschen wurden nach Behördenangaben bislang festgenommen.
Die Unruhen in dem Überseegebiet, bei denen bereits sechs Menschen getötet und hunderte weitere verletzt wurden, halten seit gut einer Woche an. Auslöser der Ausschreitungen ist eine geplante Änderung des Wahlrechtes für die Provinzwahlen. Demnach sollen Einwohner des Überseegebiets nach zehn Jahren Aufenthalt Wahlrecht bei den Provinzwahlen bekommen. Bisher lag die Grenze bei 25 Jahren Aufenthalt.
Die ursprüngliche Bevölkerung der Inselgruppe, die Kanaken genannt werden und etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen, befürchten eine Verringerung ihres Einflusses gegenüber den Festlandfranzosen, die sich in Neukaledonien niedergelassen haben.
Dabei geht es auch um die Frage einer möglichen Unabhängigkeit der Insel, die viele der Ureinwohner befürworten. Frankreich hatte Neukaledonien, wo es unter anderem Nickel-Vorhaben gibt, Mitte des 19. Jahrhunderts kolonisiert. © AFP
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