Nach tagelangen schweren Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien scheint sich die Lage leicht zu entspannen. Mehrere hundert Polizisten räumten am Sonntag die Strasse von der Hauptstadt Nouméa zum internationalen Flughafen der Inselgruppe im Südpazifik frei, wie Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin auf X mitteilte.

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Unabhängigkeitsbewegung blockiert Strassen - Republikanische Ordnung wird wiederhergestellt

Unabhängigkeitsbefürworter hatten dort in den vergangenen Tagen etwa mit ausgebrannten Autowracks über 70 Strassenblockaden errichtet. Auch mehrere Lebensmittelgeschäfte konnten wieder öffnen, so Darmanin. Die Strasse ist allerdings derzeit nicht normal befahrbar, es könnte noch dauern, bis der Flughafen wieder öffnet. Die Schulen bleiben noch bis nächsten Freitag geschlossen.

Die republikanische Ordnung werde wiederhergestellt, "was immer es auch kosten mag", sagte der französische Hochkommissar Louis Le Franc in einer Pressekonferenz. "Ich möchte den Randalierern sagen: Stopp, kehrt zur Ruhe zurück, gebt eure Waffen ab." Die vergangene Nacht sei bereits ruhiger gewesen.

Sechs Tote und über 200 Festnahmen wegen Unabhängigkeitsprotesten

Bei den Ausschreitungen auf der Insel 1500 Kilometer östlich von Australien wurden bislang sechs Menschen getötet, über 200 Menschen wurden festgenommen. Hintergrund der Proteste von Befürwortern einer Unabhängigkeit der Inselgruppe ist eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris.

Diese soll Tausenden französischstämmigen Bürgern das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen. Vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken - Neukaledoniens Ureinwohner - hofft aber schon lange auf einen eigenen Staat. Der nationale Rat der Kanaken warf Paris vor, die umstrittene Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der grossen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen.

Die frühere französische Kolonie hatte durch das Abkommen von Nouméa 1998 bereits weitgehende Autonomie erlangt. Derzeit versucht Paris, mit den politischen Kräften in dem geopolitisch und militärisch bedeutsamen Territorium ein neues Abkommen zu schliessen.  © dpa

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