• US-Präsident Biden macht den Amerikanern in einer emotionalen Rede vorsichtige Hoffnung in der Pandemie.
  • Die Impfungen gehen deutlich schneller voran als von ihm versprochen.
  • Wenn alles gut geht, sollen die Amerikaner am Unabhängigkeitstag wieder feiern können.

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US-Präsident Joe Biden will die Staffelung nach Impfgruppen in der Corona-Pandemie aufheben und Impfstoffe bis spätestens 1. Mai für alle Erwachsenen in den USA freigeben lassen. Bei seiner ersten grossen Fernsehansprache an die Nation kündigte Biden am Donnerstagabend eine entsprechende Anordnung an die Bundesstaaten an.

Der Präsident rief die Amerikaner zugleich eindringlich dazu auf, sich impfen zu lassen. Jeder müsse seinen Teil dazu beitragen, das Virus zu stoppen, betonte er ein Jahr nach Beginn der Pandemie. "Dieser Kampf ist noch lange nicht vorbei."

Am 4. Juli soll "Unabhängigkeit von diesem Virus" gefeiert werden

Biden stellte seinen Landsleuten in Aussicht, am Nationalfeiertag am 4. Juli wieder in kleinen Gruppen feiern zu können. "Nach diesem langen, harten Jahr wird das diesen Unabhängigkeitstag, an dem wir nicht nur unsere Unabhängigkeit als Nation begehen, sondern auch damit beginnen, unsere Unabhängigkeit von diesem Virus zu begehen, zu etwas ganz Besonderem machen."

Voraussetzung sei aber, dass die Menschen weiterhin Regeln zum Infektionsschutz einhielten, mahnte er. Wissenschaftler hätten deutlich gemacht, dass sich die Lage mit der Ausbreitung neuer Virus-Varianten wieder verschlechtern könne.

Biden betonte, die Freigabe der Impfstoffe für alle Amerikaner bedeute nicht, dass am 1. Mai sofort alle Erwachsenen geimpft würden. Er kündigte aber Massnahmen zur Vereinfachung von Impfungen an.

Unter anderem soll bis Mai eine Internetseite online gehen, die Impfmöglichkeiten in der Nähe aufzeigt. Eine gebührenfreie Telefonnummer soll dabei ebenfalls helfen. Die Zahl der Apotheken und Gesundheitszentren, in denen Impfungen verabreicht werden, soll deutlich steigen. Die Zahl der Soldaten zur Unterstützung der Impfkampagne soll um mehr als 4.000 auf über 6.000 erhöht werden.

Bidens Impfziel schon früher erreicht

Biden hatte versprochen, dass in den ersten 100 Tagen nach seinem Amtsantritt am 20. Januar 100 Millionen Impfdosen verabreicht würden. Nach der Hälfte dieser Zeit wurde laut Angaben des Weissen Hauses vom Donnerstag bereits die Marke von 81 Millionen Dosen überschritten.

Biden kündigte an, sein Ziel werde nach 60 Tagen im Amt erreicht sein - das wäre Ende nächster Woche. Inzwischen gebe es mehr als zwei Millionen Impfungen am Tag, sagte er.

In den USA leben rund 330 Millionen Menschen. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC hat inzwischen fast jeder vierte Erwachsene mindestens eine Impfstoff-Dosis verabreicht bekommen. Vollständig geimpft sind knapp 13 Prozent der Erwachsenen und mehr als 30 Prozent derjenigen, die 65 Jahre oder älter sind.

Erst kürzlich kündigte die Biden-Regierung an, dass die USA beim Hersteller Johnson & Johnson zusätzliche 100 Millionen Impfdosen bestellen würden.

Biden setzt gigantisches Konjunkturpaket in Kraft

Kurz vor seiner Ansprache setzte Biden mit der Unterschrift unter seinen "amerikanischen Rettungsplan" ein gigantisches Konjunkturpaket gegen die Coronakrise in Kraft. Nur 50 Tage nach Amtsantritt konnte der Demokrat damit sein erstes grosses Gesetzesvorhaben verwirklichen.

Der Umfang des Konjunkturpakets in Höhe von rund 1,9 Billionen US-Dollar (rund 1,6 Billionen Euro) entspricht fast zehn Prozent der jährlichen US-Wirtschaftsleistung. Es soll die hart von der Pandemie getroffene Wirtschaft ankurbeln und Millionen neuer Jobs schaffen.

Die ersten Amerikaner sollen bereits an diesem Wochenende einmalige Direktzahlungen in Höhe von 1.400 Dollar auf ihrem Konto vorfinden, wie das Weisse Haus versprach. Für Familien mit Kindern sind ausserdem grössere Steuererleichterungen und weitere Direktzahlungen geplant.

Zudem soll es Finanzierungshilfen für Coronavirus-Tests, die Impfkampagne, Schulöffnungen sowie zusätzliche Unterstützung für Arbeitslose geben.

"Leugnen über Tage, Wochen, dann Monate führte zu mehr Todesfällen"

Bidens Fernsehansprache war von Empathie geprägt - eine Eigenschaft, die seinem Vorgänger Donald Trump eher nicht zugeschrieben wurde. "Wir sind verbunden durch den Verlust und den Schmerz vergangener Tage", sagte Biden, der den Angehörigen der Pandemie-Opfer sein tiefes Mitgefühl aussprach.

Der Demokrat erwähnte Trump nicht namentlich, folgende Worte dürften aber auf den Republikaner gemünzt gewesen sein: "Vor einem Jahr wurden wir von einem Virus heimgesucht, dem mit Schweigen begegnet wurde und das sich unkontrolliert ausbreitete", sagte Biden. "Leugnen über Tage, Wochen, dann Monate führte zu mehr Todesfällen, mehr Infektionen, mehr Stress und mehr Einsamkeit."

Exakt ein Jahr vor Biden hatte sich Trump in einer Ansprache zur Coronakrise an die Nation gewandt. Er verkündete damals einen Einreisestopp für Ausländer aus Europa, der bis heute in Kraft ist.

Trump - der die Gefahr durch das Coronavirus immer wieder kleinredete - behauptete vor einem Jahr auch: "Keine Nation ist besser vorbereitet und widerstandsfähiger als die Vereinigten Staaten." Damals hatte die Statistik der Johns-Hopkins-Universität 1.100 Coronavirus-Infektionen und 37 Tote in den USA verzeichnet. Inzwischen sind es fast 30 Millionen bestätigte Infektionen und rund 530.000 Tote.

Umfrage: Mehrheit der US-Bürger vertraut auf Biden

Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Senders CNN glauben inzwischen 77 Prozent der Amerikaner, dass die schlimmste Phase der Coronakrise hinter ihnen liegt.

Gute Werte gab es auch für Biden: Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten vertrauen darauf, dass er das Land aus der Krise führt.

Biden sagte am Donnerstag: "Es gibt Hoffnung und Licht." Vor den Amerikanern lägen "nach einem der schwierigsten und dunkelsten Zeitabschnitte in der Geschichte dieser Nation" nun bessere Tage. (jwo/dpa)  © dpa

Darum verbietet Trump seiner eigenen Partei, mit ihm Werbung zu machen

Die republikanische Partei bittet derzeit um Spendengelder, denn im kommenden Jahr stehen in den USA die Kongresswahlen an. Donald Trump ist dabei der Mittelpunkt der Werbung der Republikaner - was dem Ex-Präsidenten gar nicht gefällt. Deswegen hat er seiner eigenen Partei verboten, seinen Namen oder sein Abbild weiter zu verwenden. (Foto: imago images/ZUMA Wire)
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