Wie konnte das passieren? Diese Frage drängt sich nach dem Attentat auf Donald Trump auf. Schliesslich wird er als Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat rund um die Uhr von Sicherheitsleuten bewacht.

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Greg Smith hat das Attentat auf Donald Trump mit eigenen Augen beobachtet. Und er will den Schützen gesehen haben – Minuten, bevor er auf Trump schoss. Wie er der BBC erzählte, haben er und seine Freunde abseits der Tribüne gestanden. Etwa fünf Minuten, nachdem Trump zu sprechen begonnen hatte, hätten sie einen Mann auf dem Dach eines etwa 15 Meter entfernten Gebäudes herumkriechen sehen. "Er hatte ein Gewehr, wir konnten deutlich ein Gewehr sehen."

Er und seine Begleiter hätten daraufhin versucht, die Polizei zu alarmieren. "Wir zeigten auf ihn, während die Polizei herumrannte. Wir sagten: 'Hey Mann, da ist ein Typ mit einem Gewehr auf dem Dach!', aber die Polizei wusste nicht, was los war."

Augenzeuge: "Warum haben sie ihn nicht von der Bühne geholt?"

Drei oder vier Minuten lang sei das so gegangen, berichtete Smith. Vermutlich hätten die Sicherheitskräfte den Schützen wegen der Dachneigung nicht sehen konnten. "Ich dachte mir: 'Warum spricht Trump immer noch, warum haben sie ihn nicht von der Bühne geholt... Und dann fielen fünf Schüsse."

Trump wurde am Ohr getroffen, er blutete leicht. Sofort umringten ihn seine Sicherheitsleute, legten ihn auf den Boden, bildeten eine Menschenkette, halfen ihm wieder auf, brachten ihn in Sicherheit. Trump wird 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, von Mitarbeitern des Secret Service begleitet, einer Bundesbehörde, die Heimatschutzministerium unterstellt ist. Dieser Schutz steht allen ehemaligen Präsidenten zu. Seit einer Reform unter Barack Obama im Jahr 2012 sogar nicht mehr nur zehn Jahre nach Ende der Präsidentschaft, sondern ihr Leben lang.

Die örtlichen Begebenheiten bei Trumps Wahlkampfauftritt in Butler. © dpa/Grafik: P. Massow, Redaktion: J. Schneider

Wie der ehemalige Secret-Service-Agent Tim Miller dem Sender CBS vergangenes Jahr erklärte, hängt der Umfang der Sicherheitsvorkehrungen davon ab, wie der Geheimdienst die Bedrohungslage aufgrund seiner Informationen bewertet. Die Gefahr für Trump schätzt er wesentlich grösser ein als bei anderen Ex-Präsidenten. "Schauen Sie sich George W. Bush an, er ging [nach Ende seiner Amtszeit; Anm. d. Red.] auf seine Ranch, sein Vater ging nach Kennebunkport, und sie lebten von da an ein relativ unauffälliges Leben", so Miller. Trump hingegen steht weiterhin in der Öffentlichkeit, erst recht, seit er wieder Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist.

Secret-Service-Chefin muss Rede und Antwort stehen

Wie viele von Trumps Wahlkampfauftritten fand auch der am Samstag in Butler County in Pennsylvania im Freien statt, auf offener Wiese. Es gab nur wenige umliegende Gebäude. Zu diesen Veranstaltungen kommen Tausende, manchmal Zehntausende. Entsprechend hoch ist das Sicherheitsaufgebot.

Die Frage, wie der Schütze dennoch von Sicherheitskräften unbemerkt auf das Dach kommen konnte, ist bohrend, und wird die USA noch intensiv beschäftigen. "Meine Frage ist: Warum ist der Secret Service nicht auf all diesen Gebäuden?", stellt Augenzeuge Greg Smith sie im Gespräch mit der BBC direkt ins Mikrofon. Und auch James Comer, der Vorsitzende des Kongressausschusses für Aufsicht und Rechenschaft, formuliert sie noch am Samstagabend, mit seinen Mitteln: Er hat Kimberley Cheatly, die Direktorin des Secret Service, für den 22. Juli zu einer Kongressanhörung vorgeladen.

Verwendete Quellen:

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