Der amtierende US-Präsident Joe Biden wehrt sich entschieden gegen den Druck aus den eigenen Reihen. Dabei fordert er seine Parteikollegen auf, die öffentliche Debatte über seine Kandidatur zu beenden.
In der Debatte um die körperliche Fitness von US-Präsident Joe
Bidens Botschaft kurz vor Beginn des Nato-Gipfels in Washington war unmissverständlich: Er stellte klar, dass er nicht aus dem Präsidentschaftswahlkampf aussteigen werde, und rief seine Parteikollegen auf, die öffentliche Debatte darüber zu beenden.
Lesen Sie auch
Den Zweiflern innerhalb seiner Partei, die sich für einen alternativen Kandidaten ausgesprochen haben, sagte er im Morgenprogramm des Senders MSNBC: "Macht doch! (...) Fordert mich beim Parteitag heraus!" Zudem äusserte er Frustration über "besserwisserische Eliten" in den eigenen Reihen.
In dem Schreiben an die Kongressmitglieder aus seiner Partei wies Biden in scharfem Ton darauf hin, dass nach den parteiinternen Vorwahlen nicht einfach der demokratische Prozess über den Haufen geworfen werden könne. Der Brief lag unter anderem dem Sender CNN und der "New York Times" vor.
"Habe die Bedenken der Menschen gehört"
Millionen Wählerinnen und Wähler hätten bereits ihre Stimme für ihn abgegeben, schrieb Biden darin unter anderem. Dies müsse gewürdigt werden: "Sagen wir jetzt einfach, der Prozess bedeutet nichts? Dass Wählerinnen und Wähler kein Mitspracherecht haben? Ich weigere mich, das zu tun." Seinen desaströsen Auftritt im TV-Duell Ende Juni gegen den republikanischen Herausforderer
Biden erklärte in dem Brief, er habe ausführliche Gespräche mit der Parteispitze, gewählten Amtsträgern sowie Wählerinnen und Wählern geführt. "Ich habe die Bedenken der Menschen gehört - ihre in gutem Glauben geäusserten Ängste und Sorgen darüber, was bei dieser Wahl auf dem Spiel steht. Ich bin ihnen gegenüber nicht blind", schrieb er. Er würde aber nicht wieder antreten, wenn er nicht absolut davon überzeugt sei, der beste Kandidat zu sein, um gegen Trump zu gewinnen. Biden mahnte, die Debatte über seine Eignung als Kandidat müsse nun aufhören - sie spiele nur Trump in die Hände und schade der eigenen Partei.
Seltener Auftritt im Frühstücksfernsehen
Mehrere Abgeordnete aus der demokratischen Partei hatten in den vergangenen Tagen öffentlich gefordert, dass Biden Platz für einen neuen Kandidaten machen soll oder ihre Einschätzung publik gemacht, dass er nicht gegen Trump gewinnen kann. Andere Kongressmitglieder äusserten sich bislang nicht ganz so drastisch, drückten aber Besorgnis aus. Im Zuge der anstehenden Sitzungswoche im Kongress wird mit weiteren Abweichlern gerechnet.
Angesprochen auf eine Reihe bekannter Medien und Politiker, die seinen Rückzug für den richtigen Weg halten, sagte Biden beim Sender MSNBC, dies kümmere ihn nicht. Wie zuvor in dem Brief rückte er auch in dem Telefonat seine politischen Unterschiede zu Trump in den Vordergrund, warnte vor einer Präsidentschaft des Republikaner, bezeichnete Trump als notorischen Lügner und erinnerte an den Kapitol-Sturm.
Dass der Demokrat sich für seine Offensive im Live-Fernsehen zuschaltete, ist ungewöhnlich. Ähnliche Anrufe hatte Ex-Präsident Trump während seiner Amtszeit regelmässig beim rechtskonservativen Sender Fox News gemacht. Biden war für solche Spontan-Auftritte bislang nicht bekannt. Der Sender MSNBC gilt den Demokraten als wohlgesonnen.(dpa/jst)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.