US-Präsident Joe Biden hat inmitten der Debatte über seinen gesundheitlichen Zustand auf seiner Kandidatur für eine zweite Amtszeit beharrt. Mit Versprechern sorgte der 81-Jährige jedoch für Aufsehen.

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US-Präsident Joe Biden hat sich als am besten qualifiziert bezeichnet, um bei der Wahl im November gegen Donald Trump anzutreten. "Ich denke, ich bin die qualifizierteste Person", sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz. "Ich habe ihn einmal geschlagen, und ich werde ihn wieder schlagen" sagte der 81-Jährige mit Blick auf seinen Rivalen Trump. Es gehe ihm nicht um sein Vermächtnis, fuhr Biden fort. Er wolle die Arbeit zu Ende bringen, die er begonnen habe.

Biden sagte bei der Pressekonferenz, neurologische Untersuchungen hätten ergeben, dass er in guter Form sei. Er sei entschlossen, zu kandidieren, "aber ich weiss, dass es wichtig ist, dass ich Ängste zerstreue".

Biden bezeichnet Harris als "Vizepräsident Trump"

Die Pressekonferenz zum Abschluss des Nato-Gipfels am Donnerstag wurde mit Spannung erwartet musste Biden doch spontan und ohne Hilfe eines Teleprompters sprechen. Direkt bei der ersten Frage brachte der US-Präsident Namen durcheinander. Ein Journalist fragte Biden, was er über die Chancen von Vizepräsidentin Kamala Harris denke, den republikanischen Herausforderer Donald Trump bei der Präsidentenwahl zu schlagen, wenn sie für die Demokraten ins Rennen ginge. Der 81-Jährige machte dabei deutlich, Kamala Harris zu unterstützen, die als Vizepräsidentin im Notfall seine Nachfolge antreten würde. Dabei bezeichnete er sie jedoch als "Vizepräsident Trump".

Biden antwortete: "Sehen Sie, ich hätte Vizepräsident Trump nicht als Vizepräsidentin gewählt, wenn ich nicht denken würde, dass sie für das Amt des Präsidenten qualifiziert ist."

Biden dementierte zudem Berichte, er müsse um 20 Uhr ins Bett gehen eine Zeit, zu der die Pressekonferenz am Donnerstag stattfand (Ortszeit). Der 81-Jährige äusserte sich auch zur Aussen- und Innenpolitik mit relativ wenigen Ausrutschern, verwechselte dabei jedoch Europa und Asien.

Weiterer Lapsus: Selenskyj als Putin vorgestellt

Bereits kurz vor der Pressekonferenz verstärkte ein weiterer Lapsus die Zweifel an Biden. Der US-Präsident vertauschte an einer wichtigen Stelle einer Rede am letzten Tag des Nato-Gipfels ausgerechnet den Namen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit dem von Kremlchef Wladimir Putin. Biden sprach über den russischen Angriffskrieg und wollte dann das Wort Selenskyj erteilen. Er sagte: "Nun übergebe ich das Wort an den Präsidenten der Ukraine, der ebenso viel Mut wie Entschlossenheit besitzt. Meine Damen und Herren: Präsident Putin."

Noch während er sich vom Rednerpult wegdrehte, bemerkte der 81-Jährige den Fehler. Er korrigierte sich unmittelbar und sagte entschuldigend, er sei so sehr darauf konzentriert, Putin zu besiegen. Selenskyj, der neben ihm auf der Bühne stand, konterte scherzhaft mit den Worten: "Ich bin besser."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der ebenfalls auf der Bühne stand und die Szene etwas perplex beobachtete, kommentierte den Vorfall nüchtern: "Versprecher passieren." Wenn man genug beobachte, finde man auch genug Fehler. Der Inhalte von Bidens Rede ändere sich dadurch nicht.

Biden bei Nato-Gipfel unter ständiger Beobachtung

Biden stand bei dem Nato-Treffen unter ständiger Beobachtung. Nach seinem fahrigen und wirren Auftritt im Fernsehduell mit Trump vor zwei Wochen sieht sich der mit 81 Jahren älteste Präsident in der US-Geschichte einer immer weiter anschwellenden Debatte über seine physische und mentale Eignung für das Präsidentenamt konfrontiert auch in der eigenen Partei. Die ersten beiden Tage des Nato-Gipfels kam Biden als Gastgeber jedoch nahezu pannenfrei durch.

Die grössten Schnitzer leistet sich Biden aber ohnehin in der Regel nicht, wenn er Reden vom Teleprompter abliest. Schwierig wird es für den Demokraten, der nach der US-Wahl im November wieder ins Weisse Haus einziehen will, wenn er frei spricht.

Zuletzt bröckelte der Rückhalt für eine erneute Kandidatur Bidens weiter. So plädierte Hollywoodstar George Clooney, ein wichtiger Unterstützer der Demokraten, am Mittwoch für den Rückzug des 81-Jährigen. Auch Bidens Auftritt am Donnerstag konnte die Zweifel nicht stoppen: Drei weitere Politiker der Demokraten forderten ihn auf, aus dem Rennen um das Weisse Haus auszusteigen.

Einer zuvor veröffentlichte Umfrage für die Zeitung "Washington Post" und den Sender ABC News zufolge sind mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der Parteimitglieder der Demokraten der Ansicht, dass Biden beiseite treten solle. Nur 42 Prozent unterstützten seine Kandidatur. (AFP/dpa/tas)

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