Nach der Übernahme des US-Präsidentenamtes durch Donald Trump und dessen Ankündigung, Handelszölle zu verhängen, rufen immer mehr Gruppen europaweit zum Boykott auf. Besonders betroffen ist Trumps Vertrauter Elon Musk, aber auch andere Unternehmen leiden.

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Besonders schlimm hat es Elon Musk und sein Unternehmen Tesla erwischt. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der reichste Mann der Welt in Deutschland in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 ganze 70 Prozent weniger Autos verkaufen. Auch in Frankreich musste Tesla Federn lassen und erlebt einen Rückgang von 63 Prozent. In Schweden und Norwegen gingen die Verkäufe um 44 beziehungsweise 38 Prozent zurück und in den Niederlanden immerhin noch um 42 Prozent.

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Aber auch andere Unternehmen aus den USA sind betroffen. Im Netz kommt es nach den angekündigten Zöllen durch die US-Regierung unter Präsident Donald Trump zu immer mehr Boykott-Aufrufen gegen Unternehmen wie Coca-Cola oder Amazon. Längst ist klar: Die US-Regierung droht nicht nur. Sie handelt. Jüngestes Opfer: die Autoindustrie. US-Präsident Trump verhängt ab dem 3. April Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Auto-Importe in die Vereinigten Staaten. Vor allem deutsche Autobauer dürfte das schwer treffen.

Kein Wunder also, dass Konsumenten weltweit überlegen, wie sie heimische Unternehmen unterstützen können. Und im Gegenzug US-Firmen meiden.

Aber können diese Aktionen etwas bewirken oder gar den US-Präsidenten zum Umdenken bewegen? Unsere Redaktion hat die wichtigsten Informationen zum Thema Boykott gegen die USA zusammengetragen.

Wie haben die Boykottbewegungen begonnen und wie haben sie sich ausgebreitet?

Der Handelsboykott gegen die USA begann zunächst in Kanada als Reaktion auf die politischen Spannungen und angekündigten Handelszölle gegen kanadische Waren durch die US-Regierung. US-Präsident Trump hatte nach seinem Amtsantritt 25 Prozent Zölle verhängt und öffentlich davon gesprochen, Kanada zum 51. Bundesstaat der USA zu machen. Die Kanadier reagierten mit Boykott-Aufrufen. Apps wie "Buy Beaver" und "Maple Scan" sollen kanadische Produkte ausweisen und zu deren Kauf aufrufen. Kanadische Unternehmen haben sich an "Buy Canadian"-Kampagnen beteiligt und weisen kanadische Produkte mit einem Ahornblatt aus.

Schnell verbreitete sich die Bewegung nach Europa, insbesondere nach Dänemark und Schweden. Gerade Dänemark ist direkt von der aussenpolitischen Agenda des neuen US-Präsidenten betroffen, da Grönland, das Trump annektieren möchte, Teil des dänischen Staatsgebietes ist.

Auch in Deutschland findet die Idee eines US-Boykotts grossen Widerhall: Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Civey im Auftrag des "Handelsblatt" ergab, dass 64 Prozent der Deutschen US-Produkte nach Möglichkeit meiden würden. Eine knappe Mehrheit gab an, dass Trumps Politik ihre Kaufentscheidungen bereits beeinflusst.

Wie organisieren sich die Bewegungen?

Aktuell wird der Protest vor allem im Netz befeuert. Die Reddit-Gruppe "BuyFromEu" hat stand Mitte März 2025 über 180.000 Mitglieder. Dort tauschen sich Nutzer darüber aus, welche US-Produkte durch welches europäische Pendant ersetzt werden kann. Viele weitere Gruppen sind in den sozialen Netzwerken entstanden, wie etwa die schwedische Facebook-Gruppe, "Bojkotta varor fran USA" ("Boykottiert Waren aus den USA"), die inzwischen über 80.000 Mitglieder zählt.

Auch Unternehmen beteiligen sich an der Kampagne. So will die Salling Group, Dänemarks grösster Einzelhändler, Produkte aus europäischer Produktion mit einem schwarzen Stern kennzeichnen, um Kunden bei der Kaufentscheidung zu helfen.

Wie weitreichend ist der Boykott und welche Alternativen gibt es?

Im Netz werden europäische Alternativen zu US-Marken von Softdrinks, über Schmieröl, Software bis hin zu Autos empfohlen. Aber auch die Freizeit-Beschäftigung wird überdacht. Ein Aufruf bei Reddit, den Urlaub im europäischen Ausland, etwa Frankreich oder Spanien, zu verbringen, statt in die USA zu reisen, erntete 5.000 Likes.

Viele Nutzer werden nun überhaupt zum ersten Mal darauf aufmerksam, welche europäischen Produkte es gibt. So ist die Hamburger Firma Fritz-Kola GmbH als Alternative zu den Produkten von Coca-Cola europaweit im Gespräch. Pop Cola aus Rumänien und Almdudler aus Österreich werden ebenfalls empfohlen.

Neben US-Lebensmittel- und Getränkemarken wie Coca-Cola, Fastfood-Restaurants wie McDonald’s und Burger King werden auch Technologieunternehmen und Kleidungshersteller wie Nike Ziel des Boykotts. Als Alternative werden hier die deutschen Textil-Unternehmen Adidas und Puma genannt, sowie die Fast-Food-Kette Quick aus Belgien, die allerdings inzwischen US-amerikanischen Besitzern gehört.

Wie effektiv ist der Protest?

Und hier wird bereits eines der Probleme deutlich. In einer vernetzten Welt, in der zumindest bis zur ersten Amtszeit von Donald Trump noch der freie Handel von Waren und Dienstleistungen eines der wichtigsten Ziele der transatlantischen Partnerschaft war, sind die Unternehmen über den Atlantik hinweg eng miteinander verbunden. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kam 2023 zu dem Ergebnis, dass seit der Finanzkrise 2008 vor allem US-Vermögensverwalter die Eigentümerstruktur deutscher Unternehmen dominieren.

So ist laut "Boerse.de" der grösste einzelne Anteilseigner beim Textilkonzern Adidas der US-amerikanische Vermögensverwalter Black Rock. Offiziellen Angaben von Adidas zufolge sind 34 Prozent der institutionellen Investoren des Sportausrüsters aus Nordamerika – mehr als aus Deutschland. Andersherum profitiert auch Deutschland von US-Unternehmen, etwa weil diese hier Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen. So ist der US-Konzern McDonald’s nach eigenen Angaben mit 65.000 Mitarbeitern der grösste Arbeitgeber im Gastronomiebereich in Deutschland.

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Ein Boykott ist in dieser Hinsicht also nicht so leicht durchzuführen wie es zunächst scheint. Letztlich ähnelt die Denkweise der Boykottbewegung hier der des Gegenspielers auf der anderen Seite des Atlantiks. "Es ist ein Denkfehler der Trump-Administration zu glauben, man könne internationale Verflechtungen so einfach durchbrechen. Die Geschäftsbeziehungen sind heute deutlich komplizierter", so Florian Stahl, Professor für Marketing an der Universität Mannheim, gegenüber unserer Redaktion.

Auch die Lieferketten sind so komplex, dass nicht auszuschliessen ist, dass europäische Unternehmen bei US-amerikanischen Unternehmen Bestandteile oder Rohmaterialien einkaufen – und die Konsumenten, die nur noch Produkte europäischer Marken kaufen, letztlich doch die US-Wirtschaft stärken. "Diese Protestbewegungen ergeben deshalb an diesem Punkt nur bedingt Sinn", so Stahl.

Auch sind nicht alle Produkte ersetzbar. Zwar gibt es für Kleidung oder Lebensmittel eine Vielzahl europäischer Alternativen. Smartphones oder Soziale Netzwerke lassen sich hingegen nicht so einfach ersetzen, ebenso wenig wie die Streaming-Anbieter wie Netflix, Disney+ oder AppleTV. "Es geht hier mehr um Symbolik", so Marketing-Experte Stahl.

Was können solche Boykottbewegungen letztlich bewirken?

Tatsächlich konnten Boykott-Aufrufe in der Vergangenheit aber durchaus etwas bewirken. Stahl erinnert etwa an den Protest gegen den Mineralölkonzern Shell im Jahr 1995. Damals wollte der Konzern eine seiner ausrangierten Ölplattformen im Atlantik versenken. Nach massivem Protest und Boykott des Ölkonzerns kam es zu Umsatzeinbussen. Shell lenkte unter dem Druck schliesslich ein und zerlegte die Plattform umweltfreundlicher an Land. Dieser Boykott habe gewirkt, so Stahl. Ähnliches lässt sich derzeit im engsten Beraterkreis von Donald Trump erkennen.

"Bei Tesla sieht man, dass solcher Boykott Konsequenzen haben kann", so Stahl. Die Absatzzahlen sinken massiv, Investoren springen ab und selbst Elon Musk musste jüngst bei Fox News zugeben, dass es nicht gut gestellt ist um seine eigenen Unternehmen. Die Boykott-Aktionen könnten also auch im direkten Umfeld des Präsidenten zu einem Umdenken führen. Am meisten würde aber der US-Präsident selbst dazu beitragen, dass Trumps Kurs in Sachen Zollpolitik korrigiert wird. "Den grössten Schaden am US-amerikanischen Bruttoinlandsprodukt richtet der US-Präsident mit seiner Handelspolitik selbst an."

Über den Gesprächspartner

  • Florian Stahl ist Professor für Marketing an der Universität Mannheim und Inhaber des Lehr­stuhls für Quantitatives Marketing.

Verwendete Quellen

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