Die Chat-Affäre um US-Verteidigungsminister Pete Hegseth weitet sich aus, die Kritik wächst. Das Weisse Haus betont aber, man stehe hinter dem ehemaligen TV-Moderator.

Hegseth soll Medienberichten zufolge Militärpläne zu Angriffen auf die Huthi-Miliz im Jemen in einem Gruppenchat über die App Signal auch mit seiner Ehefrau und anderen Personen geteilt haben. Hegseths Bruder und sein persönlicher Anwalt sollen demnach auch Chat-Mitglieder gewesen sein - beide haben laut den Medienberichten Jobs im Pentagon, seine Frau hingegen nicht.
Hegseth stand bereits in der Kritik wegen eines anderen Signal-Gruppenchats zu dem Thema mit ranghohen Regierungsbeamten. Er teilte dort ausführliche Informationen zum geplanten Ablauf der Attacken. Da der Chefredakteur des Magazins "The Atlantic" versehentlich zu dem Chat hinzugefügt worden war, gelangte die Unterhaltung an die Öffentlichkeit. Die Regierung bestritt, dass die detaillierten Angaben geheim gewesen seien.
"Völlig inakzeptabel"
Der republikanische Kongressabgeordnete Don Bacon, ein ehemaliger Luftwaffen-General und Mitglied im Verteidigungsausschuss, sagte dem Magazin "Politico", Hegseth agiere amateurhaft. Wenn die Berichte über den zweiten Signal-Chat stimmten, sei das "völlig inakzeptabel". Er wolle dem Weissen Haus nicht vorschreiben, wie damit umzugehen sei, aber: "Wenn ich das Sagen hätte, würde ich das nicht tolerieren."
NPR berichtete unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Regierungsbeamten, das Weisse Haus habe das Verfahren zur Suche nach einem Nachfolger für Hegseth eingeleitet. Trump-Sprecherin Karoline Leavitt bezeichnete das als "Fake News" - und verwies darauf, dass der Präsident Hegseth Stunden zuvor öffentlich den Rücken gestärkt hatte.
Hegseth sagte zu den Informationen über den zweiten Signal-Chat bei einem Osterfest für Familien im Garten des Weissen Hauses, die Vorwürfe beruhten auf Informationen von verärgerten ehemaligen Angestellten, die versuchten, "Leute niederzumachen und ihren Ruf zu ruinieren. Das funktioniert bei mir nicht." Hegseth war als Moderator beim TV-Sender Fox News in Trumps Blickfeld geraten.
Chat vom privaten Telefon
Laut "New York Times" soll Hegseth den zweiten Chat selbst erstellt haben. Im Januar sollen rund ein Dutzend Mitglieder aus seinem persönlichen und beruflichen Umfeld Teil der Signal-Gruppe gewesen sein - das soll noch vor Hegseths Vereidigung als Verteidigungsminister gewesen sein. Er soll demnach den Chat von seinem privaten Telefon aus genutzt haben.
Rechtsprofessor Ryan Goodman, der einst als Jurist im Verteidigungsministerium aktiv war, sagte im Sender CNN, der zweite Chat könne potenziell ein grösseres Problem für Hegseth sein, da er Angriffspläne "an Leute kommunizierte, die sie nie hätten erhalten sollen". (dpa/bearbeitet von phs)