Donald Trumps Wahl zum nächsten US-Präsidenten dürfte für viele Frauen und Abtreibungsbefürworter ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Gleichzeitig fühlen sich jetzt offenbar immer mehr Männer in Amerika legitimiert, Macht über Frauen und ihren Körper ausüben zu dürfen.

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Eines von Donald Trumps Wahlversprechen lautete, die Abtreibung in den USA weitestgehend abzuschaffen. Hinter dieser Forderung dürften bei ihm wohl nicht nur christliche Beweggründe, sondern auch sein patriarchalisches Weltbild stecken. Männer sollten über den Körper der Frau bestimmen können. So sagte er beispielsweise im Vorfeld der Wahl auch, dass er Frauen vor Übergriffen illegaler Einwanderer beschützen werde, "ob es ihnen gefällt oder nicht". Zudem ist Trump selbst wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt und in zahlreichen Fällen der sexuellen Belästigung beschuldigt worden.

Trump-Anhänger feiern ihr vermeintliches Recht über Frauen

Trumps teils abfällige Aussagen über Frauen scheinen auch seine Wählerschaft zu motivieren. Ein treuer Anhänger ist der 26-jährige Influencer Nicholas Fuentes. Er gilt als rechtsextrem, antisemitisch und frauenfeindlich. Auf vielen Social-Media-Plattformen ist er inzwischen gesperrt, schreibt "ntv". Das liegt wohl unter anderem auch daran, dass er den Frauenrechtsslogan zur Abtreibung aus den 1960ern "My body, my choice" (auf Deutsch in etwa: "Mein Körper, meine Entscheidung") in "Your body, my choice" ("Dein Körper, meine Entscheidung") umgedichtet hat. Das brachte Fuentes nicht nur eine Einladung zu Trump nach Mar-a-Lago ein, sondern führte auch zu "einem deutlichen Anstieg frauenfeindlicher Posts auf X, TikTok und Instagram", sagt Jiore Craig vom Institute for Strategic Dialogue (ISD).

So wurde Fuentes ursprünglicher Post zahlreich geteilt und mehr als 96 Millionen mal geklickt. Die Verwendung des Slogans sei innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Wahl um mehr als 4.000 Prozent gestiegen, so Craig. Dies führte unter anderem auch dazu, dass auf Social-Media-Plattformen Vergewaltigungsfantasien geteilt wurden und gefordert wurde, das Frauenwahlrecht abzuschaffen. Als einige Frauen angekündigt hatten, Männern den Sex zu verweigern, schrieb der ebenfalls frauenfeindliche Influencer Jon Miller: "Als ob ihr eine Wahl hättet."

Trump bediente im Wahlkampf bewusst diese frauenfeindlichen Einstellungen, so Craig bei "ntv". "Anders als noch vor vier Jahren war in Trumps diesjähriger Kampagne eine deutliche Strategie erkennbar", erklärt sie. Dies brachte ihm vor allem bei jungen, männlichen Wählern unter 30 Jahren grossen Zuspruch. Hier legte der Republikaner im Vergleich zur letzten Wahl noch einmal deutlich zu.

Viele amerikanische Frauen schliessen sich "4B"-Bewegung an

Viele Frauen wollen sich aber diese Hetze gegen sie nicht gefallen lassen. Sie schliessen sich der "4B"-Bewegung, auch "Four Nos" genannt, an. Diese Bewegung entwickelte sich etwa um das Jahr 2017 in Südkorea und wurde vor allem über die Plattform Twitter (inzwischen X) verbreitet. Ursprünglich war die Bewegung eine Reaktion auf einen Femizid aus dem Jahr 2016. Der Name bezieht sich auf die vier Grundprinzipien, die alle mit dem koreanischen Begriff "bi" beginnen, was so viel wie "Nein" bedeutet. Anhängerinnen der Bewegung gehen nicht mit Männern aus ("biyeonae"), heiraten sie nicht ("bihon"), haben keinen Sex mit ihnen ("bisekseu") und bekommen keine Kinder mit ihnen ("bichulsan").

In den Tagen nach der Wahl erklärten vor allem auf der Plattform TikTok zahlreiche Userinnen, sich der Bewegung anzuschliessen, die Google-Suche nach dem "4B-Movement" stieg infolgedessen um 450 Prozent. Frauen wollen sich in der Folge nicht auf Männer einlassen, wenn sie nicht als Gleichberechtigte respektiert werden, und keinen heterosexuellen Sex haben bzw. nicht schwanger werden, wenn sie keinen uneingeschränkten legalen Zugang zu Abtreibung und Verhütung haben.

"Wir haben uns darum bemüht und Männer um Sicherheit angebettelt und alles getan, was wir tun sollten – und sie hassen uns immer noch", zitiert "CNN" eine 36-jährige Frau, die sich der Bewegung angeschlossen hat. "Wenn ihr uns also hassen wollt, dann werden wir tun, was wir wollen." Ob sich die Bewegung auf die Politik auswirken wird, sei zwar unsicher, "aber ich denke, dass Frauen und ihre Freude etwas sein werden, das man nicht mehr übersehen kann. Frauen wählen sich selbst in Scharen."

Eine weitere Frau erklärt dem Sender, dass sie zwar denkt, dass Männer einen "Weckruf" benötigen, sich der Bewegung aber vor allem für sich selbst und andere Frauen angeschlossen hat. "Ich weiss nicht, ob Männer sich ändern werden. Ich weiss nicht, was passieren wird. Mein Ziel im Leben und mit dieser Bewegung ist, junge Frauen und Mädchen zu schützen", sagt sie.

"4B": Wenig Aussicht auf Erfolg

Der "New York Times" sagte eine 26-Jährige, die die Ideen hinter der Bewegung schon seit mehr als zwei Jahren verfolgt: "Ich unterstütze die Idee von 4B jetzt mehr denn je, weil Frauen es einfach leid sind, dass sich Männer nicht wirklich um unsere Gesundheit und Sicherheit kümmern."

In der breiten Masse wird sich das "4B-Movement" aber wohl nicht durchsetzen. Laut Ju Hui Judy Han, Professorin für Geschlechterstudien an der University of California in Los Angeles, übersieht die Bewegung zum einen die Tatsache, dass auch viele Frauen für Trump gestimmt haben. Eine weitere Frau bemängelt gegenüber "CNN": "Der Online-Diskurs dreht sich darum, nicht mit Männern zu schlafen und auszugehen, natürlich um sich selbst zu schützen, aber ich denke, dass Misogynie und das Patriarchat viel tiefer gehen. Vieles davon ist in der Art und Weise verwurzelt, wie Männer in der Gesellschaft erzogen wurden."

Verwendete Quellen

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