Was steckt wirklich hinter der Ermordung Kennedys? Seit Jahren kursieren zahlreiche Verschwörungserzählungen. Jetzt will Donald Trump Klarheit schaffen und fordert die vollständige Veröffentlichung aller geheimen Dokumente – aber warum?

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US-Präsident Donald Trump hat die Freigabe der letzten unter Geheimhaltung stehenden Dokumente über die Ermordung des damaligen US-Staatschefs John F. Kennedy vor sechs Jahrzehnten angeordnet.

"Das ist eine grosse Sache, was? Viele Menschen haben seit Jahren, seit Jahrzehnten darauf gewartet", sagte Trump am Donnerstag, als er ein entsprechendes Dekret unterzeichnete. "Alles wird enthüllt werden." Ebenfalls freigegeben werden damit Unterlagen über die Ermordungen von John F. Kennedys jüngerem Bruder Robert F. Kennedy und des Bürgerrechtlers Martin Luther King.

Den von ihm bei der Unterzeichnung genutzten Stift gab Trump einem Beschäftigten mit der Anweisung, das Schreibgerät an Robert F. Kennedy Jr. weiterzugeben. Dieser ist der Sohn des früheren Justizministers und Präsidentschaftsbewerbers Robert F. Kennedy sowie der Neffe von John F. Kennedy – und soll unter Trump das Amt des Gesundheitsministers übernehmen.

Trumps Anordnung sieht die "vollständige und uneingeschränkte Freigabe" der Akten zu John F. Kennedys Ermordung vor, also auch ohne die Schwärzungen, die er noch bei einer Freigabe 2017 in seiner ersten Amtszeit akzeptierte. "Es ist im nationalen Interesse, endlich alle Aufzeichnungen in Zusammenhang mit diesen Ermordungen unverzüglich freizugeben", hiess es.

Zahlreiche Verschwörungserzählungen zu Kennedy-Attentat

Kennedy war am 22. November 1963 im texanischen Dallas bei einer Fahrt im offenen Wagen von Schüssen tödlich getroffen worden. Eine offizielle Untersuchung war nach Kennedys Tod zu dem Ergebnis gekommen, dass der 46-jährige US-Demokrat von dem Einzeltäter Lee Harvey Oswald erschossen wurde, der wiederum zwei Tage später von dem Nachtclub-Besitzer Jack Ruby getötet wurde.

Um das Attentat auf den charismatischen Präsidenten, das weltweit Fassungslosigkeit auslöste, ranken sich bis heute zahlreiche Verschwörungserzählungen.

1968, fünf Jahre nach dem Attentat auf "JFK", fiel auch Robert F. Kennedy einem Attentat zum Opfer: Er wurde in der Nacht zum 5. Juni 1968 in Los Angeles niedergeschossen und erlag einen Tag später seinen Verletzungen. Zu diesem Zeitpunkt war er aussichtsreicher Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei und auch auf den Wahlsieg.

Freigabe aller Dokumente – aber warum?

Trumps Schritt ist auch eine Geste an seinen Unterstützer Robert F. Kennedy Jr. Selbiger unterstützt Verschwörungserzählungen rund um die Kennedy-Morde. Zuletzt befeuerte er immer wieder die Behauptung, die CIA sei an dem Anschlag an seinem Onkel John F. Kennedy verwickelt gewesen.

Trump selbst hatte häufig in der Vergangenheit die Verschwörungserzählung vom "Deep State" angeführt, der gegen seine Präsidentschaft arbeite. Mit dem "Deep State" ist eine Art Machtapparat aus Geheimdiensten, Sicherheitsbehörden und Ministerialbeamten gemeint, die angeblich innerhalb des Staates verdeckt Macht ausübt.

Eine Überlegung hinter der Freigabe der Dokumente könnte nun sein, dass sich Trump so als Gegner dieser versteckten Machenschaften profilieren möchte.

Im Dezember 2022 hatte der damalige Präsident Joe Biden tausende weitere Geheimdokumente zu dem Fall "JFK" freigegeben, dem US-Nationalarchiv zufolge waren damit 97 Prozent der Unterlagen veröffentlicht. Biden erklärte damals, eine "begrenzte" Zahl von Dokumenten werde weiterhin unter Verschluss bleiben. Dies sei nötig, um "Schaden für die militärische Verteidigung, Geheimdienstoperationen, Polizeiarbeit oder Aussenpolitik" zu verhindern.

Trump selbst hatte in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 in sieben Tranchen mehr als 53.000 Dokumente freigeben lassen. (afp/bearbeitet von lla)

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