US-Präsident Donald Trump hat den Golf von Mexiko umbenannt. Für Unternehmen und sogar die US-Bundesstaaten ist die Entscheidung nicht bindend. Und im Ausland macht man sich über die Aktion lustig. Doch hinter seiner Strategie stecken andere Motive.

Eine Analyse
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Wollen amerikanische Nutzer des Google-Kartendienstes Maps den "Golf von Mexiko" noch einmal auf ihrem Handydisplay lokalisieren, sollten sie sich beeilen. Denn die Tage des 1,5 Millionen Quadratkilometer grossen Gewässers zwischen Nordamerika und der Karibik sind gezählt – zumindest aus Sicht der USA.

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Denn eines seiner ersten Wahlversprechen hatte US-Präsident Donald Trump nur wenige Stunden nach seinem Amtsantritt in die Tat umgesetzt: Er benannte den Meerbusen in "Golf von Amerika" um, als Teil eines umfassenderen Dekrets mit dem Titel "Wiederherstellung von Namen, die die amerikanische Grossartigkeit ehren", das auch die Umbenennung des grössten Bergs der USA von Denali in Mount McKinley vorsieht.

Das Vorhaben reiht sich nahtlos in Trumps nationalistische "America First"-Agenda ein, die darauf abzielt, die amerikanische Identität und Vorherrschaft in verschiedenen Bereichen zu betonen – nun auch geografisch. Trump selbst sagt, auch ökonomische Motive hätten eine Rolle bei der Entscheidung gespielt: Schliesslich sei die Bedeutung des Golfs zentral für die US-Wirtschaft und die Zukunft des Landes.

Umbenennung auch Retourkutsche an Obama

Die zeitliche Abfolge und frühere Äusserungen lassen darauf schliessen, dass zumindest die Umbenennung des Mount McKinley auch eine späte Retourkutsche gegen frühere Administrationen ist, konkret an Ex-Präsident Barack Obama. Der hatte erst im Jahr 2015 die Umbenennung des Mount McKinley vorangetrieben, nach jahrelangen Bemühungen der indigenen Bevölkerung Alaskas. Neun Jahre später hat Trump diese Entscheidung wieder kassiert.

Doch ist das wirklich so einfach? Kann ein US-Präsident Berge, Gewässer und andere geografische Orte nach Lust und Laune umbenennen? Und welche Folgen hat das für andere Länder?

Was die USA betrifft: Ja, das kann er, wenn auch nur indirekt. Denn wer in den USA ein Gebirge, historische Stätten, Ozeane oder andere geografische Orte umbenennen möchte, kommt an einer Behörde nicht vorbei – dem U.S. Board on Geographic Names. Die Bundesbehörde mit Sitz in Virginia ist so etwas wie das Standardisierungsorgan für geografische Bezeichnungen in den USA.

Sie stellt sicher, dass die amerikanische Verwaltung einheitliche Namen in ihren Dokumenten verwendet, entscheidet über umstrittene Fälle, kann bestehende Namen in offiziellen Dokumenten ersetzen und neue festlegen. Das Gremium, das schon seit 1890 für geografische Namen zuständig ist, war es auch, das Trumps Namensänderung letztlich umsetzte.

Ablehnen können hätte es das Dekret wohl nur mit fachlichen Mängeln – etwa, wenn der vorgeschlagene Name einer noch lebenden Person oder einer Person gewidmet gewesen wäre, die seit weniger als fünf Jahren verstorben ist. Auch Namen, die Menschen diskreditieren oder politisch motiviert sind, werden üblicherweise abgelehnt: Eine "America First"-Bay wäre vermutlich an dem Gremium gescheitert.

Private Unternehmen sind nicht an Umbenennung gebunden

Was die Behörde allerdings nicht kann: Privaten Unternehmen, den einzelnen Bundesstaaten oder gar anderen Ländern Bezeichnungen vorschreiben. Denn die im Geographic Names Information System (GNIS) verzeichneten Namen sind nur für Bundesbehörden bindend, was gelegentlich zu Unterschieden zwischen Bundesbehörden und Bundesstaaten führen kann.

So erkannte der Bundesstaat Alaska bereits 1975 den Namen Denali für den heute wieder in Mount McKinley umbenannten Berg an – obwohl die Bundesbehörden die Änderung erst 2015 offiziell übernahmen. Ein weiteres Beispiel ist Rhode Island, das seinen offiziellen Namen 2020 von "State of Rhode Island and Providence Plantations" zu "State of Rhode Island" änderte – in einigen föderalen Registern wird der alte Name jedoch bis heute geführt.

Allerdings ist es sowohl bei den Bundesstaaten als auch bei privaten Unternehmen gängige Praxis, die Bezeichnungen aus der Datenbank des GNIS, die rund 2,3 Millionen Einträge verzeichnet, zu nutzen. Das gilt auch für Google Maps. Dort häuften sich nach Trumps Entscheidung die Anfragen, wie der Kartendienst mit der Umbenennung umgehen würde.

Kurz darauf äusserte sich das Unternehmen auf dem Nachrichtendienst "X": Man werde die Umbenennung vollziehen, wie es "gängige Praxis" sei. Das bedeute, Änderungen zu vollziehen, "sobald sie in offiziellen staatlichen Quellen aktualisiert wurden." Es war das erste grosse US-Unternehmen, das sich öffentlich zu der Entscheidung des US-Präsidenten bekannte. Stand Anfang Februar ist die Änderung in der Datenbank laut der National Map, eine Art visualisiertes GNIS, noch nicht vollzogen worden.

Unwahrscheinlich ist hingegen, dass sich andere Staaten an das Dekret von US-Präsident Trump halten. Das lässt sich schon an den hämischen Reaktionen auf die Umbenennung des Golfs von Mexiko erkennen. So schlug die Präsidentin Mexikos, Claudia Sheinbaum, vor, im Gegenzug könne der Süden der USA wie auf den Weltkarten des 17. Jahrhunderts wieder "Americana Mexicana" heissen. "Warum nennen wir es nicht America Mexicana? Klingt gut, nicht wahr?", sagte Sheinbaum und betonte, dass Mexiko weiterhin den "Golf von Mexiko" verwenden werde. Auch in anderen Ländern schwankte man mit Blick auf den Vorschlag zwischen Humor und Ablehnung.

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Internationale Anerkennung hängt von Verhandlungen ab

Ohnehin hätte Trump wenig Handhabe, anderen Ländern die Bezeichnung aufzuzwingen. Eine solche Änderung würde diplomatische Verhandlungen, Anpassungen in Karten und in internationalen Verträgen erforderlich machen. Der geeignete Rahmen dafür wären etwa bilaterale Verhandlungen mit den Anrainerstaaten oder im Rahmen der UNO, die eine eigene Expertengruppe für geografische Namen mit der Abkürzung UNGEGN hat.

Dort hat sich Trump dem Vernehmen nach nicht für eine koordinierte Umbenennung eingesetzt. Entsprechend wird die Regel wohl vorerst nur für den amerikanischen Sprachgebrauch gelten.

Trumps Aktion mag für Aufsehen gesorgt haben: Auseinandersetzungen über geografische Namen sind allerdings keine Seltenheit. So streiten der Iran und die Golfstaaten seit Jahrzehnten über die Frage, ob das Gewässer zwischen der arabischen Halbinsel und dem iranischen Festland "Persischer Golf" oder "Arabischer Golf" heisst.

Und auch um das Meer westlich von Japan gibt es einen Namensstreit: Für Süd- und Nordkorea heisst das Gewässer Ostmeer, für Japan hingegen Japanisches Meer.

Verwendete Quellen

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