Bitterer Moment für Kamala Harris: Als US-Vizepräsidentin obliegt es ihr, am Montag im Kapitol die Zertifizierung des Ergebnisses der Präsidentschaftswahl durch den US-Kongress zu überwachen - und schliesslich den Wahlsieg des Republikaners Donald Trump zu verkünden.
Der Rechtspopulist hatte
Anders als der Immobilienunternehmer im Jahr 2021 hat Harris ihre Wahlniederlage akzeptiert und gemeinsam mit dem scheidenden Präsidenten
Helfer bringen die von den einzelnen Bundesstaaten zertifizierten Stimmen der Wahlleute in Mahagoni-Kisten herein, woraufhin Vertreter beider Parteien und beider Kammern laut jedes einzelne Votum verlesen und noch einmal zählen.
Wahlleute haben bereits gewählt
Bereits am 17. Dezember hatten die Wahlleute Trump zum 47. US-Präsidenten gewählt. Alle 312 der insgesamt 538 Wahlleute, die Trump bei der Wahl am 5. November auf sich vereinen konnte, stimmten für ihn und auch für seinen Vize J.D. Vance, es gab keine Abweichler.
Der erwartete geordnete Ablauf der Zertifizierung am Montag steht in scharfem Kontrast zum Geschehen vor vier Jahren. Der damals noch amtierende Präsident Trump setzte alle Hebel in Bewegung, um seine klar erwiesene Niederlage gegen Biden abzuwenden. Er verbreitete ohne Unterlass die Lüge vom Wahlbetrug und rief schliesslich für den 6. Januar 2021 zum "Save America March" nach Washington auf.
In seiner Rede vor zehntausenden Anhängern behauptete Trump damals, von der Demokratischen Partei um den Wahlsieg betrogen worden zu sein, daher sollten seine Anhänger nun "wie der Teufel kämpfen". Schliesslich stürmten etwa tausend fanatische Trump-Unterstützer das Kapitol, wo der republikanische Vizepräsident
Büros wurden verwüstet, zahlreiche Abgeordnete versteckten sich in Todesangst vor den Schlägern, es gab allein 140 verletzte Polizisten. Nach einigen Stunden konnte der Kongress seine Sitzung fortsetzen. Pence widersetzte sich dem Druck Trumps und erklärte Biden zum Wahlsieger. Da er sich gegen seinen Herren stellte, dem er vier Jahre als Vize treu gedient hatte, fiel er in Ungnade.
Sonderermittler kam zu klarem Ergebnis
Der Sonderermittler Jack Smith dokumentierte, wie sich Trump verhielt, als sein Vize in Gefahr war: Als ein Adjutant Trump darauf hinwies, habe dieser lediglich gesagt: "Na und?"
Wegen seiner Rolle bei dem Umsturzversuch am 6. Januar wurde Trump unter anderem wegen Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten angeklagt. Smith stellte das Verfahren nach Trumps Wahlsieg jedoch ein und verwies zur Begründung darauf, dass die US-Bundesjustiz grundsätzlich nicht gegen amtierende Präsidenten strafrechtlich vorgehe.
Unter den Angreifern auf das Kapitol waren Anführer und Mitglieder rechtsextremer Milizen, viele wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Trump bezeichnet die Straftäter als "Geiseln" und hat angekündigt, diese zu begnadigen, wenn er ins Weisse Haus zurückgekehrt ist. Am 20. Januar legt der 78-Jährige vor dem Kapitol seinen Amtseid als 47. Präsident der Vereinigten Staaten ab. (afp/bearbeitet von phs)
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