Pete Hegseth ist Donald Trumps Favorit für den Posten des Verteidigungsministers. Die Personalie sorgt für massive Kritik, die sich hauptsächlich an Hegseths Ansichten und seiner mangelnden politischen Erfahrung entzündet. Nun musste er sich den Fragen der US-Senatoren stellen.

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Lukas Weyell sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Mit ihm an der Spitze seien "Amerikas Feinde gewarnt", verkündete Donald Trump laut "New York Times", als er Pete Hegseth als neuen designierten Verteidigungsminister vorstellte. Der ehemalige Infanterieoffizier und konservative TV-Moderator ist bei Trump-Unterstützern wohlgelitten. Bekannt als langjähriger Co-Moderator der Sendung "Fox & Friends Weekend", hat sich Hegseth mit seinen Ansichten über das Militär und die "America First"-Politik einen Namen gemacht. Nun musste er sich den Fragen der US-Senatoren stellen, die bereits bei seiner Ernennung zu grossen Teilen aufgestöhnt hatten.

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Diese löste vergangenes Jahr in Washington Besorgnis und Stirnrunzeln aus. Denn neben seinem Veteranenstatus bringt Hegseth keine Erfahrung in der Führung nationaler Sicherheitsbehörden mit. Jetzt soll er die 1,3 Millionen aktiven US-Soldatinnen und -Soldaten leiten und dabei ein Budget von 800 Milliarden US-Dollar verwalten. Auch im Pentagon selbst sollen viele überrascht, einer Quelle von "CNN" zufolge sogar regelrecht schockiert über Trumps Entscheidung gewesen sein.

Kämpfer gegen alles, was "woke" ist

Der ehemalige Soldat, der im Irak, in Afghanistan und in Guantanamo Bay gedient hat, spricht sich seit Jahren lautstark für die Rechte und Belange von Veteranen aus. Dabei geht er auch die Regierung und die Institutionen scharf an. In seinem Bestseller "The War on Warriors: Behind the Betrayal of the Men Who Keep Us Free", der im Juni veröffentlicht wurde, erklärt er, dass die Eliten diejenigen vergessen hätten, die für die Freiheit der USA kämpfen. In der Vergangenheit hatte Hegseth Begnadigungen für US-Soldaten erwirkt, die wegen Kriegsverbrechen angeklagt wurden. Der damalige Präsident hiess Donald Trump.

Hegseths Karriere ist auch auf anderen Ebenen geprägt von einem scharfen Anti-Establishment-Kurs und einer klaren Abneigung gegen alle Initiativen, die er als "woke" empfindet. Programme zur Förderung von Gleichberechtigung und Inklusion in die Armee sieht er skeptisch, die Präsenz von Frauen in Kampfeinheiten kritisiert er offen.

In einem Interview im Podcast "The Shawn Ryan Show" erklärte er, dass eine solche Konstellation "Verluste steigert" und "Komplikationen schafft". Für seine Aussagen wird der einflussreiche Kommentator in liberalen Kreisen stark kritisiert. Das US-Militär ist längst gemischt, 2021 machten Frauen laut Angaben des US-Verteidigungsministeriums 17,3 Prozent der aktiven Militärangehörigen aus.

Der designierte Verteidigungsminister zeigt sich auch gegenüber Minderheiten konservativ bis reaktionär und offen rassistisch. Im Podcast mit Shawn Ryan forderte Hegseth die Entlassung des Generalstabschefs Charles Quinton Brown Jr., da dieser zu "woke" sei. Er stellte sogar die Frage in den Raum, ob Brown seinen Job nur bekommen habe, weil er schwarz ist. Dabei diente Brown 40 Jahre in der Air Force.

So will Trump den Senat bei Personalien umgehen

Mit einem legalen Verfahrenstrick will der künftige US-Präsident Donald Trump erreichen, dass er seine Kandidaten für Ministerposten schnell ins Amt befördern kann - und dabei die normalerweise erforderliche Zustimmung des Senats umgehen.

Bei der Besetzung von Hegseth scheint neben seiner öffentlichkeitswirksamen Aussagen und seiner Präsenz bei Fox News seine Loyalität zu Trump entscheidend gewesen zu sein. Nach den Ausschreitungen in Charlottesville, bei denen ein Demonstrant getötet worden war, nachdem ein rechter Nationalist sein Auto in eine Menge von Demonstranten gefahren hatte, verteidigte Hegseth Trump.

Dieser hatte damals noch als amtierender US-Präsident erklärt, "es gebe gute Leute auf beiden Seiten". Für diese Aussage musste der Präsident Kritik von Demokraten wie Republikanern einstecken. Laut Hegseth hingegen eine akkurate Einschätzung.

Hegseth überzeugt im Senat – mit der Hilfe des künftigen US-Präsidenten

Ob Hegseth nun wirklich Verteidigungsminister wird, ist noch nicht entschieden. Selbst einigen Republikanern scheint der Mann nicht geheuer zu sein und vor allem: zu unerfahren für den Job. Die erste Hürde auf dem Weg ins Kabinett scheint Hegseth nun aber genommen zu haben. Am Dienstag wurde der Veteran schliesslich im Senat befragt, um seine Eignung für das Amt zu testen. Das glückte ihm überraschend gut und mit einer grossen Portion Eloquenz. Selbst bisherige innerparteiliche Gegner wie die republikanische Senatorin Joni Ernst traten ihm gegenüber zahm auf – möglicherweise auch, weil Trump hinter den Kulissen Einfluss auf die Abgeordneten ausgeübt hat.

Senatorin Ernst wurde nachgesagt, Hegseth wegen seiner frauenfeindlichen Haltung kritisch gegenüberzustehen. Sie ist selbst Opfer sexueller Übergriffe geworden und macht sich für die Rechte derjenigen stark, die dasselbe erlebt haben. Davon war am Dienstag nichts zu merken. Ebenso wie die anderen republikanischen Senatoren stellte sie sich hinter Trumps Kandidat. Vorwürfe, nach denen Hegseth mit Alkoholismus zu kämpfen habe und gegenüber Frauen sexuell übergriffig gewesen sein soll, tat er am Dienstag im Senat als "Schmierenkampagne" ab.

Republikaner stellen sich hinter Trumps Kandidaten

Es war gut zu beobachten: Die Republikaner schliessen die Reihen. Anders als im Fall des von Trump nominierten Justizministers Matt Gaetz, den seine eigenen Abgeordneten im Senat zur Aufgabe zwangen, stellte sich Trumps Partei nun hinter ihn und seine Wahl. Auch die Demokraten konnten Hegseth nicht wirklich in die Enge treiben.

Kritische Fragen konterte der rhetorisch geschulte ehemalige Fox-News-Moderator mit eloquenten Antworten. Hin und wieder schoss er auch gegen die Demokraten und die Berichterstattung gegen ihn und erklärte, "die linken Medien im heutigen Amerika kümmern sich leider nicht um die Wahrheit". Seine Gegner würden ihn verfolgen, da er ein "Agent des Wandels" sei.

Amtseinführung eventuell schon kommende Woche

Hegseth verteidigt die Maga-Ideologie des künftigen US-Präsidenten, erklärte, sich für "America First" starkmachen zu wollen, und rief als Ziel "Frieden durch Stärke" aus. Im Militär will er – wie schon in Interviews verkündet – den "Woke-Wahnsinn" bekämpfen und der US-Army zu alter Stärke verhelfen. Bemerkenswert ist, dass bei der Anhörung die eigentlichen aussenpolitischen Herausforderungen der USA wie der Krieg in der Ukraine nur am Rande vorkamen.

Vielmehr war der ehemalige Soldat damit beschäftigt, sich selbst und sein Privatleben zu verteidigen, was ihm immer wieder gelang. Nach der Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar könnte Hegseth am selben Tag ebenfalls vereidigt werden – wenn der Senat für ihn stimmt. Das scheint nach dieser Anhörung mehr als wahrscheinlich. Zwar werden voraussichtlich alle Demokraten gegen ihn stimmen, aber die republikanische Mehrheit wird ausreichen, wenn nicht mehr als vier republikanische Senatoren gegen ihn stimmen.

Verwendete Quellen

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