US-Präsident Donald Trump treibt nicht nur den Umbau seines Staatsapparates voran, sondern den des globalen Machtgefüges gleich mit. Dass ein Trump-kritischer Podcast derzeit Erfolge feiert, deutet darauf hin, dass nicht alle mit diesem Kurs einverstanden sind.

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Der Stabwechsel im Oval Office hat neben einer Fülle von neuen Verordnungen viele Ängste mit sich gebracht: unter Klimabesorgten ebenso wie in US-Behörden oder den Regierungszentralen ehemaliger Partnerstaaten - und natürlich in der Ukraine. Zwar sind viele der unterzeichneten Dekrete verfassungswidrig, wie unter anderem die "New York Times" berichtete, doch ihre schiere Masse stellt die Gerichte vor Herausforderungen.

"Trump versucht auf vielfältige Weise, die eigene Macht zu konsolidieren. Die Regierung missachtet Gesetze, schüchtert politische Gegner ein und toleriert Korruption", sagt dazu Dr. Johannes Thimm von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Er beobachtet deutliche Erosionsprozesse von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Nicht erst seit dem irritierenden Schlagabtausch mit Wolodymyr Selenskyj im Weissen Haus mehren sich erste Anzeichen von Unzufriedenheit mit Trump. Das zeigen neue Umfragen. Und nicht nur die. Ein weiteres Indiz dafür ist der US-Podcast "The MeidasTouch". Der zeichnet sich durch eine dezidiert Trump-kritische Haltung aus – und erlebt gerade einen massiven Beliebtheitsschub.

Die Macher, drei Brüder, haben sogar Joe Rogan von der Spitze der erfolgreichsten Podcasts verdrängt. Rogan ist ein Star der Podcast-Welt, bekannt für kontroverse Standpunkte und ein überwiegend junges männliches Publikum.

"The MeidasTouch"

  • Die Hosts von "The MeidasTouch" sind die Brüder Ben, früherer Anwalt des NFL-Quarterbacks Colin Kaepernic, Brett, Gewinner zweier Emmys für seine Videoschnittarbeit für die Ellen DeGeneres Show und Jordan Meiselas, Werbefachmann in New York. Das dahinter stehende Medienunternehmen MeidasTouch bezeichnet sich selbst als "pro-demokratisches Nachrichtennetzwerk".

In einer viel beachteten Folge kurz vor der US-Wahl war Trump selbst bei Rogan zu Gast. Der stellte sich später öffentlich hinter den Republikaner. Rogans Fangemeinde zeigt sich nach dessen Entthronung entsetzt. So kursierten auf X Verschwörungserzählungen über den pro-demokratischen Podcast. Dass Trump-kritische Inhalte so erfolgreich sein können, scheint für manche kaum vorstellbar.

Warum der Trump-kritische Podcast "The MeidasTouch" so erfolgreich ist

Das Konzept von "The MeidasTouch" ist simpel. Nachrichten werden mit Spott über Trump kombiniert, angereichert mit einer starken demokratischen Überzeugung und geschwisterlichen Frotzeleien. In der Folge vom 24. Februar wird etwa der Auftritt von Emmanuel Macron und Donald Trump im Weissen Haus genüsslich seziert, unter anderem der Moment, in dem der französische Präsident Trump beim Thema Ukraine-Hilfen korrigiert.

In einer anderen Episode wiederum fällt ein bemerkenswerter Satz: "Es liegt an den Menschen, ihn (Anm. d. Red.: Trump) zur Verantwortung zu ziehen, und ich weiss, dass wir das hier jeden einzelnen Tag tun werden." Trumps Amtseinführung bezeichneten die Brüder als "bizarr", auch mit Kritik an Elon Musk sparen sie nicht, der als "de-facto-Präsident" auftrete.

Der Erfolg ist immens. Auf X teilte die führende Podcastwerbeplattform "Podscribe" am 18. Februar mit, dass "The MeidasTouch" seine Reichweite laut ihren Datenanalysen im vergangenen Monat mit knapp 60 Millionen Aufrufen und Downloads auf Audioplattformen und Youtube drastisch steigern konnte.

Im Vergleich zum Vormonat ist das ein Anstieg um 120 Prozent. Damit ist "The MeidasTouch" aktuell auf Platz eins – in einem Ranking, das sonst von rechts-konservativen Shows dominiert wird. Auch auf Youtube führt "MeidasTouch" die Liste an, und liegt noch vor dem konservativen Sender Fox News. Zahlreiche US-Medien wie "Daily Beast" oder "The Wrap" berichteten darüber.

Donald Trump: Erste Anzeichen einer Enttäuschung über US-Präsident?

Die Brüder hinter dem Podcast scheinen mit ihren Inhalten eine Lücke zu füllen. Aktuelle Erhebungen legen nahe, dass die öffentliche Meinung über Trump zumindest geteilt ist. Laut CNN ist seine Zustimmungsrate gesunken, liegt jedoch weiterhin über dem Niveau seiner ersten Amtszeit.

Eine aktuelle Umfrage des Senders zeigt, dass eine Mehrheit der US-Amerikanerinnen und Amerikaner Trump zu wenig Engagement für die Senkung der Lebenshaltungskosten attestiert. 52 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der 78-Jährige bei der Ausübung seiner präsidialen Macht zu weit geht. Eine Umfrage der "Washington Post" kommt sogar auf 57 Prozent. In einer Reuters-Umfrage vom 25. Februar befürworten 44 Prozent seine Amtsführung, während 50 Prozent sie ablehnen.

Die Unterstützung variiert dabei je nach Thema: Während 50 Prozent seine Einwanderungspolitik gutheissen, sind nur 41 Prozent mit seinem Umgang mit der Wirtschaft zufrieden. Lediglich 34 Prozent unterstützen seine Massnahmen zur Senkung der Lebenshaltungskosten.

Besonders die ökonomischen Probleme scheinen Einfluss auf Trumps Zustimmungswerte zu haben – dabei hatte er im Wahlkampf versprochen, diese zu lösen. Dass die wichtigsten US-Börsenindizes seit Tagen bedrohlich bröckeln, macht die Sache für Trump nicht besser, in einem Land, in dem die Menschen ihre Altersvorsorge zu einem grossen Teil in Aktien anlegen. US-Experte Thimm ordnet die aktuellen Umfrageergebnisse so ein: "Im Moment sinkt die Zustimmung für Trump langsam, aber kontinuierlich. Noch sind die Zustimmungswerte leicht positiv. Ich erwarte, dass seine Beliebtheit in den nächsten Wochen kontinuierlich abnimmt."

Die gemischten Umfrageergebnisse sind auch deshalb bemerkenswert, weil sein Wahlsieg über die Demokratin Kamala Harris deutlich ausfiel. Anders als 2016 konnte er sogar die meisten Erststimmen, die sogenannten Popular Vote, für sich verbuchen.

Zudem ist der Republikaner erst seit wenigen Wochen im Amt. Der Erfolg des Podcasts und die aktuellen Umfrageergebnisse könnten frühe Anzeichen einer wachsenden Enttäuschung sein. Eins zumindest zeigen sie: Für Trump-kritische Inhalte gibt es in den USA ein grosses Publikum.

Über den Gesprächspartner

  • Dr. Johannes Thimm forscht an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu innenpolitischen Bedingungen der US-Aussenpolitik und dem Verhältnis der USA zu internationalen Organisationen und dem Völkerrecht. Er ist stellvertretender Forschungsgruppenleiter der Forschungsgruppe Amerika.

Verwendete Quellen