Robert F. Kennedy Jr. wurde trotz heftiger Kritik und Warnungen aus der Wissenschaft von den Republikanern als neuer US-Gesundheitsminister bestätigt. Der umstrittene Impfgegner und frühere Demokrat hat in der Vergangenheit Verschwörungstheorien verbreitet, betont aber nun seine Unterstützung für Impfungen.

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Er hat Kinderimpfungen für Autismus verantwortlich gemacht, die Anti-Corona-Vakzine als die "tödlichsten jemals hergestellten" Impfungen angeprangert und behauptet, dass Unkrautvernichtungsmittel Kinder zu Transgendern oder Homosexuellen machen können. Alle seine faktenfernen Behauptungen haben die meisten Republikaner im US-Senat aber nicht davon abgehalten, Robert F. Kennedy Jr. nun als neuen Gesundheitsminister durchzudrücken. Dabei setzten sie sich auch über eindringliche Warnungen aus der Wissenschaftsgemeinde vor Kennedy hinweg.

Dass der Senat am Donnerstag seine erforderliche Zustimmung zur Ernennung Kennedys erteilte, belegt einmal mehr, wie weit sich die Republikaner im Kongress Präsident Donald Trump untergeordnet haben. Kennedy gehört zu den umstrittensten Figuren, die Trump für sein Regierungsteam auserkoren hat. Vergeblich hatten 77 Nobelpreisträger in einem offenen Brief an den Senat gewarnt, Kennedys Ernennung würde "die Gesundheit der Bevölkerung gefährden".

Kennedy verfügt über keinerlei medizinische Ausbildung

Den Ministerposten tritt der studierte Jurist, der über keinerlei medizinische oder naturwissenschaftliche Ausbildung verfügt, nun in einer Zeit an, in der Wissenschaftler vor einer zunehmenden Übertragung der Vogelgrippe auf Menschen und einer möglicherweise daraus resultierenden Pandemie warnen.

In seiner Senatsanhörung versicherte der 71-jährige jedoch, dass er gar kein Impfgegner sei und Impfungen nach seiner Ansicht "eine wesentliche Rolle in der Gesundheitsversorgung" spielten. Dabei hatte er über viele Jahre hinweg mit seinen Verschwörungserzählungen die Ängste vor Impfungen geschürt und auch eine gegen Impfungen agitierende Organisation geleitet.

Kennedy habe sich mit "Quacksalbern und Scharlatanen" verbündet und es "zu seinem Lebenswerk gemacht, Zweifel zu säen und Eltern davon abzubringen, ihren Kindern lebensrettende Impfungen zu besorgen", sagte der demokratische Senator Ron Wyden.

Die oppositionellen Demokraten konfrontierten Kennedy in der Anhörung hart mit seinen früheren wissenschaftsfernen Behauptungen - wie etwa jener, das Coronavirus sei "ethnisch ausgerichtet" und greife vor allem Weisse und Schwarze an, während es "aschkenasische Juden und Chinesen" verschone.

Bizarre Geschichten aus Kennedys Privatleben

Kennedy geriet während seiner Befragung denn auch ins Schleudern. Der Mann mit der wegen einer neurologischen Erkrankung krächzenden Stimme beteuerte wiederholt, seine früheren Äusserungen würden falsch wiedergegeben oder aus dem Kontext gerissen - obwohl seine wissenschaftsfernen Aussagen bestens dokumentiert sind.

Nicht nur mit seinen Falschbehauptungen über Impfungen und andere Gesundheitsthemen hat der Spross der legendären Kennedy-Dynastie immer wieder für Kopfschütteln, Spott und Entsetzen gesorgt - sondern auch mit bizarren Geschichten aus seinem Privatleben. So erzählte er etwa in einem Video, dass er einmal einen toten Bären gefunden und im New Yorker Central Park entsorgt habe.

Auch berichtete eine Tochter Kennedys, ihr Vater habe den Schädel eines toten Wals am Strand abgesägt und auf dem Dach seines Autos abtransportiert - dem ging sogar die Ozeanbehörde NOAA nach, die aber im vergangen Jahr keine Belege für die blutige Wal-Story fand.

Der häufig kurz "RFK Jr." genannte 71-Jährige ist der Neffe des 1963 bei einem Attentat ermordeten Präsidenten John F. Kennedy und der Sohn des früheren Justizministers und Präsidentschaftsbewerbers Robert F. Kennedy, der 1968 erschossen wurde. "RFK Jr." arbeitete als junger Mann als Staatsanwalt in New York, später spezialisierte er sich als Privatanwalt auf Umweltthemen.

Neuer Gesundheitsminister will u.a. gegen Fettleibigkeit vorgehen

Wie in seiner Familie üblich, war Kennedy früher Demokrat. Im vergangenen Jahr trat er dann aber als unabhängiger Präsidentschaftskandidat an, bevor er seine Kandidatur aufgab und sich auf die Seite des Republikaners Trump schlug. Trump hat ein Faible für solche Seitenwechsler, die sich hinter ihm einreihen - und belohnte Kennedy mit der Nominierung für den Ministerposten.

Als seine Prioritäten im Gesundheitsministerium nannte Kennedy dann im Senat unter anderem, gegen die weite Verbreitung chronischer Erkrankungen sowie der Fettleibigkeit in der US-Bevölkerung vorgehen zu wollen. Der sechsfache Vater ist ein Fast-Food-Kritiker - ein Thema, bei dem er mit dem Burger- und Cola-Fan Trump allerdings nicht auf einer Linie liegt.

Doch Kennedy will keinen allzu harten Kurs gegen das Fast Food einschlagen, wie er in seiner Anhörung ankündigte: "Wenn Du einen McDonald's-Cheeseburger und eine Diet Coke haben willst - wie sie mein Boss liebt - dann solltest Du sie bekommen können," sagte er. (afp/bearbeitet von fra)

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