Zwar konnte seine Herausforderin Nikki Haley bei den Vorwahlen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur besser abschneiden als gedacht – Ex-Präsident Donald Trump scheint nun trotzdem uneinholbar vorne zu liegen.
"Dieses Rennen ist noch lange nicht zu Ende", verkündete die Präsidentschaftskandidatin der Republikaner,
Von dem US-Bundesstaat in Neuengland hatte sich die einzige verbliebene Gegenkandidatin Trumps einen starken Impuls für ihren Wahlkampf erhofft. In dem Bundesstaat können auch Nicht-Parteimitglieder bei den Vorwahlen abstimmen – gute Chancen also, dass eher moderate Kandidaten gewinnen können. Haleys Lager ging daher davon aus, dass die ehemalige UN-Botschafterin in diesem Fall gegen den Ex-Präsidenten vorne liegen würde.
Doch es kam anders: Zwar konnte Trump im Gegensatz zum vergangenen Wahlkampf nicht erneut mit mehr als 30 Prozentpunkten Vorsprung gewinnen – deutlich war der Sieg dennoch. Nun steht die Frage im Raum: War es das mit den Vorwahlen? Hat Trump die Nominierung durch die Republikanische Partei schon sicher? Und wer oder was könnte den ehemaligen US-Präsidenten noch aufhalten auf seinem Siegeszug?
Kann Haley überhaupt noch gegen Trump gewinnen?
Dass Haley überhaupt noch gegen Trump gewinnt, sei laut dem US-Experten David Sirakov, Direktor der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz, recht unwahrscheinlich: "Aus meiner Sicht ist das an der Wahlurne nicht mehr möglich. Auch wenn Nikki Haley mit 46 Prozent deutlich besser abgeschnitten hat, als dies die meisten Umfragen zuvor prognostiziert haben, war Trumps Erfolg ein deutlicher Fingerzeig auf eine erfolgreiche Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten durch die Republikanische Partei." Die überwiegende Mehrheit der republikanischen Wähler sei auf Trump-Kurs, so der US-Experte.
Das zeigen auch die Umfrage-Ergebnisse. Laut der Umfrage-Plattform "fivethirtyeight.com" liegt Trump mit 67,7 Prozent weit vor Haley mit 12,4 Prozent. Diese Zahlen stammen noch vom 23. Januar – sind also vor der Vorwahl in New Hampshire erhoben worden. Gut möglich, dass Haley nach ihrer Niederlage in den kommenden Tagen zusätzlich an Zustimmung verlieren wird.
Wann ist es Zeit für Haley, ihre Niederlage einzugestehen?
In einem Monat am 24. Februar sind die Vorwahlen in South Carolina, dem Heimatbundesstaat von Nikki Haley, in dem sie sechs Jahre Gouverneurin war. Dort führt Trump aktuell deutlich mit über 37 Prozent Vorsprung vor seiner Kontrahentin. "Da stellt sich die Frage, ob sich Haley eine solche Niederlage im eigenen Bundesstaat antun möchte", so US-Experte Sirakov.
Ihm zufolge sei es denkbar, dass Haleys politischen Ambitionen mit diesen Vorwahlen bei weitem noch nicht vorbei sind und sie daher darauf verzichtet, eine Kandidatur ohne Erfolgsaussichten zu lange fortzuführen: "Nikki Haley ist 52 und könnte in vier Jahren eine vielversprechende Präsidentschaftskandidatin der Republikanischen Partei sein." Ausserdem gebe es auch früher oder später Probleme mit der Wahlkampfkasse: "Angesichts der sich momentan als nahezu unmöglich darstellenden Aufgabe eines Siegs gegen Trump ist fraglich, ob sie weiterhin die notwendige finanzielle Unterstützung durch die Grossspender erhält."
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Welchen Einfluss haben die Gerichtsverfahren gegen Trump bei den Vorwahlen?
Zwei der vier Gerichtsverfahren gegen Donald Trump beginnen zwar schon vor dem Nominierungsparteitag der Republikaner, sie werden jedoch Monate dauern und könnten so lediglich den Hauptwahlkampf beeinflussen – nicht aber die Vorwahlen in den kommenden Wochen, bei denen sich entscheiden wird, ob Nikki Haley weiter kandidiert oder eben nicht.
David Sirakov ist zwar der Meinung, dass diese Prozesse gegen Ex-Präsident Trump einen Einfluss auf die Wahlen haben könnten, aber nur dann, wenn sie auch erfolgreich verlaufen würden: "Dazu müsste das ein oder andere Verfahren mit einem Schuldspruch sowie einer Verurteilung Trumps noch vor der Hauptwahl im November oder kurz danach enden. Dann würden wir eine hochpolarisierte verfassungsrechtliche Debatte in den USA erleben, in der es darum geht, ob ein verurteilter Straftäter überhaupt kandidieren, gewählt werden und sich nach einer erfolgreichen Wahl auch noch selbst begnadigen darf."
Sirakov sieht keine Hürde - "bis auf einen gesundheitlichen Grund"
Insgesamt zeigt sich US-Experte Sirakov aber eher pessimistisch, was die Chancen anbelangt, dass ein anderer Kandidat als Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl im November für die Republikaner in den Ring steigt: "Bis zur Nominierung Mitte Juli in Milwaukee sehe ich bis auf einen gesundheitlichen Grund keine wirkliche Hürde für Trump."
Eine zweite Amtszeit des ersten US-Präsidenten, der als einziger Amtsträger bereits zweimal in einem Amtsenthebungsverfahren angeklagt war, könnte laut dem US-Experten nur die Wählerinnen und Wähler in den USA verhindern, indem sie
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Über den Gesprächspartner
- David Sirakov ist Politikwissenschaftler und seit 2015 Direktor der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz. Seine Forschungsschwerpunkte sind die US-Innenpolitik mit besonderem Schwerpunkt auf die politische und gesellschaftliche Polarisierung sowie der Aufstieg des Populismus in Europa und den USA.
Verwendete Quellen
- Schriftliches Interview mit David Sirakov.
- spiegel.de: Ihre Hoffnung stirbt zuletzt
- fivethirtyeight.com: Who’s ahead in the national polls?
- fivethirtyeight.com: Who’s ahead in South Carolina?
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