US-Präsident Joe Biden will Medienberichten zufolge künftig seine Abendtermine beschränken. Die "New York Times" und der US-Sender CNN berichteten unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen, dass Biden dies am Mittwoch bei einem Treffen mit demokratischen Gouverneurinnen und Gouverneuren angekündigt habe. Biden sagte demnach, dass er mehr schlafen und weniger arbeiten müsse. Das bedeute auch, abends nach 20.00 Uhr keine Veranstaltungen mehr anzusetzen. CNN schrieb, dass die Bemerkung des 81-Jährigen einige Gouverneure verärgert habe.
Bereits zuvor hatten US-Medien berichtet, dass Biden vor allem am Abend häufig nicht mehr besonders fit sei und bei solchen Terminen die Gefahr für Versprecher bestehe. Biden hatte vor einer Woche bei dem abendlichen TV-Duell gegen seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump einen desaströsen Auftritt hingelegt. Der Demokrat versprach sich mehrfach und verlor den Faden. Nach dem Auftritt entbrannte in den USA eine Debatte darüber, ob Biden wirklich der richtige Kandidat der Demokraten für die Präsidentenwahl im November ist.
Biden: "Ich hatte einen schlechten Abend"
US-Präsident Joe Biden kämpft nach seinem TV-Debakel gegen Herausforderer Donald Trump an allen Fronten, um seine Kandidatur zu retten. "Ich hatte einen schlechten Abend. Und Tatsache ist, dass ich es vermasselt habe, dass ich einen Fehler gemacht habe", sagte der Demokrat in einem Radiointerview.
Er habe aber von seinem Vater gelernt, dass man immer wieder aufstehen müsse, so der 81-Jährige. 90 Minuten auf einer TV-Bühne seien nichts im Vergleich zu dem, was er in den vergangenen dreieinhalb Jahren geleistet habe.
Biden versucht aktuell, seine Kritiker in der Partei zu beschwichtigen. Die grösste Bewährungsprobe dürfte dabei ein geplantes TV-Interview sein.
TV-Interview als Feuerprobe
Biden will dem US-Sender ABC am Freitag ein Interview geben, dass dann zur besten Sendezeit (2.00 Uhr in der deutschen Nacht zu Samstag) ausgestrahlt werden soll.
Der Interviewer George Stephanopoulos ist langjähriges Gesicht des Senders. In den 1990er Jahren arbeitete er für den damaligen demokratischen Präsidenten Bill Clinton. Biden gibt selten TV-Interviews. Dass er sich dazu nun genötigt sieht, zeigt, wie ernst die Lage ist. Bidens Auftritt dürfte entscheidend dazu beitragen, ob die Zweifler in seiner Partei verstummen oder noch an Auftrieb gewinnen.
Biden will sich bei der US-Wahl im November eine zweite Amtszeit sichern und den Wiedereinzug von Trump ins Weisse Haus verhindern. Nach seinem desaströsen Auftritt bei der TV-Debatte vor einem Millionenpublikum muss sich der 81-Jährige allerdings die Frage gefallen lassen, ob er noch der richtige Kandidat ist - oder besser Platz für eine jüngere Alternative machen sollte.
In der Demokratischen Partei brodelt es, anfangs nur hinter den Kulissen. Schliesslich meldeten sich Kritiker aber auch öffentlich zu Wort. Biden griff schliesslich für Krisengespräche selbst zum Hörer und sprach mit den Parteispitzen. Er schaltete sich auch mit mehr als 20 demokratischen Gouverneuren bei einem Treffen im Weissen Haus sowie per Internet und Telefon zusammen, um sich Unterstützung zu sichern.
Bidens Gesundheit im Fokus
Biden sagte den Gouverneurinnen und Gouverneuren US-Medien zufolge, dass er sich nach dem TV-Debakel einer medizinischen Untersuchung unterzogen habe und dass es ihm gut gehe. Stunden zuvor klang das bei Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre noch etwas anders. "Er hat sich nicht vom Arzt untersuchen lassen. Es ist eine Erkältung, Leute. Es ist eine Erkältung", sagte sie.
Biden sprach bei der Debatte mit rauer Stimme und wirkte heiser. Im Anschluss sagte er, dass er eine Erkältung gehabt habe. Er versuchte seinen desaströsen Auftritt, bei dem er sich häufig versprach und den Faden verlor, auch mit Stress wegen langer Auslandsreisen vor der Debatte zu erklären.
Den Unabhängigkeitstag, der in den USA traditionell am 4. Juli gefeiert wird, verbrachte Biden mit seiner Familie im Weissen Haus. Am Abend (2.00 Uhr deutscher Zeit in der Nacht zu Freitag) will Biden seine traditionelle Ansprache anlässlich des Feiertags halten.
Auch hier dürften wieder alle Augen auf den 81-Jährigen gerichtet sein. Bei derartigen Ansprachen beantwortet Biden aber in der Regel keine Fragen und liest seine Rede vom Teleprompter ab. Damit sinkt die Chance für verbale Ausrutscher. (mss/dpa)
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