Harris und Trump nehmen in der US-Aussenpolitik teils sehr unterschiedliche Haltungen ein. Das betrifft besonders die Unterstützung der Ukraine. Welche Positionen vertreten die Präsidentschaftskandidaten?

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Im Bezug auf die künftige US-Aussenpolitik scheinen Kamala Harris und Donald Trump wenig Gemeinsamkeiten zu haben. Während der Republikaner Trump "America First" propagiert, ist für die Demokratin Harris die Bündnistreue von hoher Bedeutung.

Ukraine könnte unter Trump US-Militärhilfen verlieren

Trump ist ein entschiedener Gegner der Milliardenhilfen für Kiew - mit seinem Amtsantritt wäre absehbar, dass die USA als wichtigster Geldgeber Kiews wegfallen.

Der Republikaner will ein schnelles Ende des Krieges herbeiführen, was vermutlich bedeuten würde, dass die Ukraine zur Abgabe eines grossen Teils des von Russland besetzten Territoriums gezwungen würde. Zugleich erzählt der Immobilienmilliardär gerne, dass er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin "grossartig" zurecht komme.

Harris hingegen hat nie einen Zweifel an der US-Unterstützung für die Ukraine gelassen, die "so lange wie nötig" geleistet werde. Angesichts des russischen Angriffskrieges stünden die USA, der grösste Geberstaat, "fest an der Seite der Ukraine und unserer Nato-Verbündeten".

Israel kann weiterhin auf Unterstützung setzen

Harris und Trump sind hingegen beide entschlossene Unterstützer Israels, unterscheiden sich aber darin, wie stark sie den Verbündeten Israel angesichts der militärischen Eskalation in Nahost versuchen würden einzuhegen.

Harris machte klar, dass die USA unter ihrer Führung Israel weiterhin mit Waffen beliefern würden - entgegen den Forderungen des linken Flügels ihrer Demokratischen Partei nach einem Embargo. Zugleich betont sie in deutlichen Worten aber das "Recht auf Selbstbestimmung" der Palästinenser und kündigt an, zum Leid der Zivilisten im Gazastreifen nicht schweigen zu wollen.

Trumps Republikaner sind entschiedene Israel-Unterstützer. Ihr Kandidat hat Amtsinhaber Joe Biden mehrfach ein Scheitern seiner Politik beim Schutz des Landes vorgeworfen, zuletzt beim iranischen Raketenangriff auf Israel am 1. Oktober in Reaktion auf die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah.

In seiner Amtszeit (2017-2021) verlegte der Republikaner in einem hoch umstrittenen Schritt den Sitz der US-Botschaft nach Jerusalem und brachte das Abraham-Abkommen auf den Weg, die diplomatische Annäherung zwischen Israel und einigen arabischen Staaten zur Normalisierung ihrer Beziehungen. Dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu nimmt Trump übel, dass dieser Bidens Wahlsieg 2020 anerkannte - und nicht seine Falschbehauptung vom Wahlbetrug übernahm.

Harris steht hinter Nato - Trump stellt Beistandspakt in Frage

Trump fordert seit jeher von den Verbündeten, mehr Geld für ihre eigene Verteidigung auszugeben - und stellt dabei ohne Umschweife den Nato-Beistandspakt in Frage. Im Frühjahr sagte der Republikaner, er werde zahlungssäumigen Nato-Partnern nicht zu Hilfe kommen, wenn diese angegriffen würden. Er würde die Russen dann sogar ermutigen, mit ihnen zu tun, "was immer sie wollen".

Die Vizepräsidentin hat sich als starke Befürworterin der multilateralen Zusammenarbeit und der Nato positioniert. Die USA hätten eine "unerschütterliche Verpflichtung gegenüber der Nato", sagte sie einmal. Aus ihrer Sicht wäre es dumm, die globalen Allianzen der USA zu gefährden.

Der grosse Rivale China

Sowohl die Republikaner als auch die Demokraten sehen in China langfristig die grösste Herausforderung für die Supermacht USA. In seiner ersten Amtszeit zettelte Trump einen Handelskrieg mit China an und setzte Zollerhöhungen in Kraft. Im Wahlkampf pflegt Trump seine aggressive Rhetorik auch gegenüber China, wobei er erklärt, sich mit Staatschef Xi Jinping, den er einst auf seinem Landsitz in Florida empfing, auch einen "Deal" vorstellen zu können.

Die Biden-Harris-Regierung hat im Konkurrenzkampf mit China die von Trump eingeführten Zollerhöhungen übernommen und zuletzt verschärft. Ende September traten weitere Erhöhungen in Kraft, die vor allem Elektroautos, Batterien, Chips und etliche Rohstoffe betreffen. Harris wirft Trump vor, für den Ausverkauf von US-Technologie an China verantwortlich zu sein, was nun dem chinesischen Militär zugute komme.

In der Taiwan-Frage nahm Trump eine ähnliche Haltung ein wie bei den Nato-Partnern: Taipeh müsse für von den US-Streitkräften gewährten Schutz bezahlen. Harris erklärte zu Taiwan, der Status quo solle bestehen bleiben. Die USA unterstützten "Taiwans Selbstverteidigung in Übereinstimmung mit unserer langjährigen Politik". (afp/bearbeitet von ng)

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