Die USA sind derzeit ein Verbündeter Taiwans. Mit dem etwaigen Wiedereinzug Trumps ins Weisse Haus könnte diese Beziehung jedoch ins Wanken geraten. Würde Amerika die Inselrepublik bei einem Angriff Chinas unterstützen? Trump lässt diese Frage offen – und sagt, dass Taiwan für Schutz bezahlen solle.

Mehr News zur US-Politik

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump gibt sich mit Blick auf US-Unterstützung für Taiwan im Falle eines chinesischen Angriffs zurückhaltend.

"Ich denke, Taiwan sollte uns für den Schutz bezahlen. Wir sind nichts anderes als eine Versicherungsgesellschaft. Taiwan gibt uns nichts", sagte Trump dem Magazin "Bloomberg Businessweek" auf die Frage, ob er Taiwan gegen China verteidigen würde.

"Ich denke, Taiwan sollte uns für den Schutz bezahlen."

Donald Trump gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "Bloomberg Businessweek"

China könne Taiwan einfach angreifen. "Das will China aber nicht tun, weil sie nicht all diese Chipfabriken verlieren wollen", so der frühere US-Präsident. "An ihrer Stelle würde ich mich jetzt nicht so sicher fühlen, aber denken Sie daran: Taiwan hat uns unser Chip-Geschäft weggenommen. [...] Sie haben uns unser gesamtes Chip-Geschäft weggenommen", so der 78-Jährige weiter.

Das Interview wurde nach Angaben des Magazins am 25. Juni in Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida geführt – also kurz vor dem Duell gegen den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden und rund zweieinhalb Wochen vor dem Attentat auf Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung.

Verhaltene Reaktion aus Taipeh

Taiwans Regierungschef Cho Jung-tai betonte in Reaktion auf Trumps Äusserungen, Taipeh habe in den vergangenen Jahren stetig sein Verteidigungsbudget erhöht. Das Aufrechterhalten von "Frieden und Stabilität in der Taiwanstrasse und der indopazifischen Region" sei "gemeinsame Verantwortung und Ziel" Taiwans und der USA, sagte er vor Journalisten.

"Wir sind bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir verteidigen uns selbst und sorgen für unsere Sicherheit."

Cho Jung-tai, Ministerpräsident von Taiwan

Taiwan sei "bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir verteidigen uns selbst und sorgen für unsere Sicherheit", fügte Cho Jung-tai hinzu. Die Beziehungen zwischen Taiwan und den USA seien in letzter Zeit sehr solide gewesen. Man wolle auch in Zukunft daran arbeiten, sie weiter zu verbessern.

Drohende Eskalation im China-Taiwan-Konflikt?

Die Inselrepublik Taiwan, die nur durch eine Meerenge von China getrennt wird, hat seit Jahrzehnten eine demokratische Regierung. China sieht Taiwan mit seinen mehr als 23 Millionen Einwohnern jedoch als Teil seines Territoriums an.

Taiwan hatte sich am Ende des Bürgerkrieges und nach der Machtübernahme der Kommunisten in Peking vor 75 Jahren von Festlandchina abgespalten. China sieht Taiwan mit seinen mehr als 23 Millionen Einwohnern jedoch als Teil seines Territoriums an.

Das Gebiet ist immer wieder Schauplatz militärischer Machtdemonstrationen. Es besteht Sorge, dass China in Taiwan einmarschieren könnte wie Russland in die Ukraine.

Washington erkennt Taiwan zwar diplomatisch nicht an, ist aber ein wichtiger Waffenlieferant für Taipeh und hat vor kurzem ein milliardenschweres Militärhilfepaket für die Insel geschnürt. Ein formelles Verteidigungsabkommen gibt es jedoch nicht.

Verwendete Quellen

Der psychologische Effekt: Drei Gründe, warum Donald Trump das Attentat sogar nutzen könnte

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist nur knapp einem Mordanschlag entgangen. Das könnte ihm politisch sogar nutzen. Wir erklären, warum das so ist.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.