Charlevoix - Trotz der Hinwendung von US-Präsident Donald Trump zu Kremlchef Wladimir Putin ringen Deutschland und Kanada gemeinsam um Einigkeit des Westens mit den USA. Auch im 50. Jahr ihres Bestehens sei die G7-Runde wirtschaftsstarker Demokratien "ein zentraler Gesprächskreis, der sich immer wieder an die geopolitischen Herausforderungen und die geopolitischen Zeiten anpasst", sagte Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) beim Treffen mit ihren G7-Kolleginnen und -Kollegen im kanadischen Charlevoix in der Provinz Quebec.
Seitdem
Die deutlichen Worte der scheidenden deutschen Aussenministerin dürften auch vor dem Hintergrund zu sehen sein, dass der Besuch in Kanada voraussichtlich
Baerbock: Gesprächstemperatur entspricht nicht Aussentemperatur
Vor dem Hintergrund erwarteter Spannungen mit US-Aussenminister Marco Rubio über den Umgang mit Moskau auf dem Weg zu Verhandlungen über eine Waffenruhe in der Ukraine sagte Baerbock am Morgen: "Nach unserem kurzen, abendlichen ersten Auftakttreffen kann ich definitiv sagen: Die Gesprächstemperatur entspricht nicht der Aussentemperatur in diesem winterlichen Kanada." Nach Informationen aus Teilnehmerkreisen hatte Rubio selbst allerdings an dem Empfang nicht teilgenommen.

Der US-Aussenminister war in den vergangenen Tagen in Saudi-Arabien zu Gesprächen mit einer ukrainischen Delegation über mögliche Verhandlungen mit Russland über einen Frieden in der Ukraine. Von dort war er nach Kanada gekommen.
Baerbock würdigt kanadische Reaktion auf USA
Die deutsche Aussenministerin würdigte die kanadischen Reaktionen auf Drohungen
Baerbock nannte ihre kanadische Kollegin Mélanie Joly eine Freundin. Joly mache "deutlich, auch in den strittigen Themen mit dem Nachbarland USA, was für ein starkes und selbstbewusstes Land Kanada ist". Demonstrativ liess sich Baerbock an der Seite der EU-Aussenbeauftragten Kaja Kallas fotografieren - die Deutsche in einem weissen Kostüm, die Estin in einem roten Kleid - den Landesfarben Kanadas. Auf der Plattform Bluesky veröffentlichte Baerbock ein Selfie mit Kallas und schrieb an Joly gerichtet: "Wir unterstützen Sie".
Trump hatte Kanada wiederholt den "51. Bundesstaat" genannt und mit seinem Handelskrieg inklusive Strafzöllen Ängste vor einer Annexion geschürt. Premier Justin Trudeau warnte zuletzt vor wirtschaftlicher Zerstörung durch US-Zölle, Kanada reagiert mit einem Boykott von US-Produkten.

Kanada: Ukraine braucht "gerechten und dauerhaften" Frieden
Joly forderte von der G7-Runde einen Einsatz für einen "gerechten und dauerhaften Frieden" in der Ukraine. Sie beschwor gemeinsame Errungenschaften wie die Eindämmung der Corona-Pandemie, die "entschlossene Reaktion zur Verteidigung der ukrainischen Souveränität" oder im Kampf gegen ausländische Einmischung in souveräne Staaten.
Baerbock nannte das Vorgehen Chinas etwa im Indopazifik und die Lage in Nahost als weitere zentrale Themen der Beratungen in Kanada. Nach der ersten Phase der Feuerpause im Gazastreifen dürfe es "auf gar keinen Fall einen Rückfall in katastrophale humanitäre Zeiten geben". Die Lieferung von Wasser, Strom und humanitären Gütern müsse als Grundvoraussetzung für das Überleben der Menschen dort sichergestellt werden. Israel will mit dem Stopp humanitärer Hilfslieferungen Druck auf die islamistische Terrororganisation Hamas ausüben, die noch Dutzende israelische Geiseln festhält.
G7 ringt um Minimalkonsens
Mit Spannung wird erwartet, ob sich die G7-Aussenminister an diesem Freitag auf eine gemeinsame Abschlusserklärung einigen können. Teilnehmern zufolge ist das allerdings unklar. © Deutsche Presse-Agentur