2012 erlangte er Prominenz als republikanischer Gegenkandidat zu Ex-Präsident Barack Obama. Seither machte er sich einen Namen als innerparteilicher Gegner von Donald Trump und Gewissen der Republikanischen Partei. Nun will er aus der Politik aussteigen.
"Das sind fantastische Nachrichten für Amerika, den grossartigen Bundesstaat Utah und für die Republikanische Partei", so urteilt Ex-Präsident
Die Begründung für Romneys Entscheidung ist auch als Seitenhieb zu verstehen. "Zum Ende einer weiteren Amtszeit wäre ich Mitte 80", erklärte der 76-Jährige: "Ganz ehrlich, es ist Zeit für eine neue Generation von politischen Anführern." Gemeint sind damit vor allem US-Präsident Joe Biden und sein möglicher Herausforderer Donald Trump. Beide wären – sollten sie die Wahl gewinnen – über 80 Jahre alt zum Ende ihrer zweiten Amtszeit.
Präsidentschaftskandidat 2012 und Gouverneur von Massachusetts
Dabei war Romney selbst einmal darauf aus, das Präsidentenamt für sich zu gewinnen. 2008 kandidierte er erstmals bei den Vorwahlen der Republikanischen Partei und schied gegen John McCain aus, der schliesslich dem Demokraten
Zuvor war der Sohn des Gouverneurs von Michigan Gouverneur von Massachusetts gewesen. In seiner Amtszeit hatte sich Romney gegen die gleichgeschlechtliche Ehe stark gemacht und die Wiedereinführung der Todesstrafe gefordert. Besonders beliebt war er nicht und so fiel der Abschied 2007 nicht besonders schwer. Ihm wurden kaum Chancen auf eine Wiederwahl eingeräumt, auch wenn ihm bis heute viele dankbar sind für seine Gesundheitsreform, die als "Romneycare" in die Geschichte einging und eines der angeblich besten Gesundheitssysteme der USA hervorgebracht hatte.
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Romneys späterer Kontrahent Barack Obama sich an Romneys Gesundheitsreform orientiert hatte, als er 2010 seine eigene Gesundheitsreform "Obamacare" einführte – und Romney diese 2012 während des Präsidentschaftswahlkampfes stark kritisierte und erklärte, sie nach einem Wahlsieg wieder abschaffen zu wollen.
Multimillionär und Unternehmensberater
Nach seiner Zeit als Gouverneur und den gescheiterten Kandidaturen für das Präsidentenamt kehrte Romney in die Privatwirtschaft zurück, wo er bereits vor seiner politischen Karriere als Unternehmensberater bei "Bain & Company" tätig war. Bis 1999 leitete Romney die Private-Equity-Gesellschaft Bain Capital, die er selbst mitgegründet hatte und konnte dadurch ein Vermögen von mindestens 260 Millionen US-Dollar anhäufen, wie Vertraute 2007 gegenüber der "New York Times" angaben.
Auch während seiner Amtszeit als Gouverneur von Massachusetts wurde ihm immer wieder vorgeworfen, wie ein Unternehmensberater zu denken und nicht im Blick zu haben, dass Politik auch bedeute, die Rechte und den Schutz von Menschen – insbesondere von Minderheiten – im Blick zu haben. Mangelndes Rückgrat und fehlende Wertvorstellungen kann dem überzeugten Mormonen allerdings niemand unterstellen.
Stachel im Fleisch der Republikanischen Partei
Seit seiner Wahl zum US-Senator 2019 hatte Romney sich immer wieder als grösster Kritiker Donald Trumps innerhalb der Republikanischen Partei erwiesen. Schon bei dessen erster Kandidatur 2016 warnte Romney vor ihm und bezeichnete Trump als "Aufschneider und Betrüger", der die "amerikanische Öffentlichkeit zum Narren hält." Romneys Befürchtungen wurden bestätigt und Trump wurde als
Für seine kritische Haltung und Funktion als moralisches Gewissen der Partei musste Romney ordentlich einstecken. In seinem Bundesstaat Utah beschimpfte ihn die Parteibasis bei einer Mitgliederversammlung 2021 und bezeichnete ihn als "Verräter" wegen seiner Kritik an Präsident Trump und dem Votum für ein Amtsenthebungsverfahren. "Ich verstehe, dass es ein paar Leute gibt, die mich nicht sonderlich mögen, und das tut mir leid. Aber ich äussere meine Meinung so, wie ich es für richtig halte, und ich folge meinem Gewissen so, wie ich es für richtig halte", erklärte er damals der Menge.
Anscheinend ist Romney es nun leid, immer wieder der Buh-Mann für seine Partei zu sein, die längst Mass und Mitte verloren und sich in eine "One-Man-Show", loyal ausgerichtet auf Ex-Präsident Trump, verwandelt hatte. In einem Interview mit der "Washington Post" beklagte Romney zuletzt, dass seine Partei offenbar hingezogen sei zu einer "populistischen demagogischen Botschaft" und seine Vorstellung von Konservatismus nicht mehr mehrheitsfähig ist. Mit ihm verlässt nun einer der letzten aufrechten Republikaner die politische Bühne.
Verwendete Quellen:
- nytimes.com: Romney Aides Say His Worth Is at Least $260 Million
- taz.de: Die zwei Gesichter des Mitt Romney
- washingtonpost.com: Mitt Romney says he will not seek a second term in the Senate
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