Wegen eines geheim gehaltenen Klinikaufenthalts geriet Lloyd Austin zuletzt in die Kritik. Jetzt ist der Minister wieder im Krankenhaus – und das Pentagon merklich transparenter.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat wegen einer Behandlung im Krankenhaus seine Amtsgeschäfte an Stellvertreterin Kathleen Hicks übergeben. Der an Krebs erkrankte Politiker sei mit Symptomen eingewiesen worden, die auf ein akutes Blasenproblem hinwiesen, teilten die Ärzte am späten Sonntagabend (Ortszeit) mit. Nach einer Reihe von Tests und Untersuchungen sei der 70-Jährige auf die Intensivstation verlegt worden. Dort werde er weiter betreut und genau überwacht, hiess es in einer Mitteilung.
Es werde nicht damit gerechnet, dass das aktuelle Blasenproblem etwas an seiner voraussichtlichen vollständigen Genesung ändern werde, ergänzten die Mediziner. Die Prognose seiner Krebserkrankung sei weiterhin ausgezeichnet. Zum jetzigen Zeitpunkt sei aber nicht klar, wie lange der Minister im Krankenhaus bleiben werde.
Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) hatte Pentagon-Sprecher Pat Ryder zunächst mitgeteilt, Austin sei um 14:20 Uhr mit Symptomen eines akuten Blasenproblems in eine Militärklinik bei Washington gebracht worden. Wenige Stunden später hiess es dann, Stellvertreterin Hicks habe um 16:55 Uhr seine Aufgaben übernommen. Der Vorsitzende der Generalstabschefs, das Weisse Haus und der Kongress seien in Kenntnis gesetzt worden. Das Pentagon werde über Austins Gesundheitszustand zeitnah informieren, teilte Sprecher Ryder weiter mit. Davor hatte es noch geheissen, der Minister habe die nötigen Kommunikationsmittel bei sich, um seine Aufgaben vom Krankenhaus aus zu erfüllen.
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Vorheriger Krankenhausaufenthalt geheim gehalten
Zu Jahresbeginn war der Spitzenpolitiker in die Kritik geraten, weil er eine Prostatakrebserkrankung und einen Krankenhausaufenthalt infolge von Komplikationen bei einem Eingriff geheim gehalten hatte. Selbst US-Präsident Joe Biden wusste mehrere Tage lang nicht Bescheid, dass sein Minister im Krankenhaus lag – bekräftigte später jedoch, an ihm festhalten zu wollen.
Am 15. Januar wurde Austin aus der Klinik entlassen und kehrte dann Ende Januar zurück zur Arbeit ins Pentagon, wo er am selben Tag Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg empfing. Das Treffen nutzte Austin auch, um sich zu seinem Gesundheitszustand zu äussern. "Ich fühle mich und erhole mich gut, aber ich bin immer noch dabei, wieder fit zu werden", versicherte der 70-Jährige da.
In den USA ist es üblich, dass die Öffentlichkeit sehr genau über den Gesundheitszustand ihrer Top-Politiker informiert wird. Als bekannt geworden war, dass Austin seinen Krankenhausaufenthalt geheim gehalten hatte, kam die Frage auf, wer angesichts internationaler Krisen wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und der angespannten Lage im Nahen Osten im Pentagon eigentlich die Befehlsgewalt hat, wenn der Verteidigungsminister ausfällt. Nach Berichten von US-Medien war Austins Stellvertreterin Hicks zu Jahresbeginn aus dem Urlaub in Puerto Rico eingesprungen und hatte von dort aus einige Aufgaben übernommen.
Bedenken an Informationspolitik des Pentagon-Chefs
Zahlreiche Republikaner betonten in der Folge, Austin sei nicht im Amt zu halten, und auch Demokraten übten Kritik. Das Weisse Haus äusserte ebenfalls deutliche Bedenken an der Informationspolitik des Pentagon-Chefs und ordnete an, die Abläufe für solche Fälle überprüfen zu lassen. Das Ministerium leitete interne Untersuchungen ein, um sicherzustellen, dass im Falle von Krankheit die Zuständigkeiten geklärt seien und Benachrichtigungsketten funktionierten.
Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Männern in den Vereinigten Staaten nach weissem Hautkrebs. Im frühen Stadium sind die Heilungschancen generell gut. Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist ein walnussgrosses Organ, das beim Mann den Ansatz der Harnröhre umschliesst. (dpa/tas)
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