Wenn die Beiträge aus den USA wegfallen, wird es eng für viele Programme. Das könnte nicht erst schlagend werden, wenn der Austritt in einem Jahr wirksam wird.

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Das grosse Drama bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht nicht einmal auf der Tagesordnung, wenn heute das zweithöchste Entscheidungsgremium, der Exekutivrat, zusammentritt. Das Thema ist dennoch in aller Munde: Wie geht es weiter, nachdem die USA ihr Austrittsschreiben eingereicht haben? Das Ausscheiden des grössten Beitragszahlers wird am 22. Januar 2026 wirksam.

Offiziell beraten die 34 der 194 Mitgliedsländer, die in dem Rat vertreten sind, über den Umgang mit Krankheiten wie Gebärmutterhalskrebs oder Diabetes und eine Strategie zu Klimawandel und Gesundheit, Kriege und Konflikte. Aber bei keinem Thema kommen sie um den US-Austritt herum.

Finanzierung der WHO nach US-Austritt schwierig

Denn kein Programm kann aufgelegt werden, solange nicht klar ist, wo das Geld herkommt. Fast ein Fünftel des Budgets kam bislang aus den USA. Der Rat muss der WHO-Vollversammlung der 194 Mitgliedsländer im Mai Vorschläge machen.

Das Geld könnte schon in diesem Jahr knapp werden: Denn ob die USA ihren Pflichtbeitrag für das laufende Zweijahresbudget 2024/25 noch zahlen, weiss niemand. Stand Ende Januar waren die 264 Millionen US-Dollar noch nicht überwiesen. Die Aussicht ist nicht rosig, denn der neue US-Präsident Donald Trump lässt kein gutes Haar an der WHO. Das geht auf seine erste Amtszeit zurück, als er die WHO in der Corona-Pandemie als chinesische Marionette verunglimpfte.

Schon in diesem Jahr könnte es deshalb schwierig werden, die Programme und die gut 8.000-köpfige Belegschaft zu finanzieren.

Die US-Regierung hat im vergangenen Jahr 18 Prozent des WHO-Budgets getragen. Sie hat 2024 nach einer Aufstellung der WHO 75 Prozent des HIV- und Hepatitis-Programms finanziert, 61 Prozent bei Tuberkulose und 29 Prozent bei der Stärkung von Gesundheitssystemen in ärmeren Ländern für Notlagen.

Was auf Deutschland und andere zukommt

Offiziell appelliert WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus an die US-Regierung, sich den Austritt noch einmal zu überlegen. Hinter den Kulissen wird aber sondiert, wer die fehlenden US-Millionen ersetzen könnte. 2021 sprang Deutschland in die Bresche, als Trump in seiner ersten Amtszeit schon einmal die WHO-Mittel drastisch zusammenstrich. Deutschland wurde mit erheblichen freiwilligen Beiträgen in der zweijährigen Budgetperiode 2020/21 grösster Beitragzahler. 2024 lag der deutsche Anteil am Budget bei rund sechs Prozent. Berlin hat dreistellige Millionensummen als freiwillige Beiträge zugesagt.

Auch China dürfte angesprochen werden. Es trug 2024 etwa fünf Prozent zum Budget bei. Fast die gesamte Summe sind Pflichtbeiträge, die sich nach der Wirtschaftsleistung eines Landes richten. Freiwillig legte Peking bislang nur zusätzliche 2,5 Millionen US-Dollar auf den Tisch. (dpa/bearbeitet von sbi)

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