Die Menschenrechtslage für die einheimische Bevölkerung ist extrem kritisch, der Kult um den "Grossen Führer" Kim Jon-un grenzt ans Absurde, der Streit mit den USA um die nuklearen Aufrüstung hält an – und nun ist der vor wenigen Tagen aus nordkoreanischer Haft entlassenen Studenten Otto Warmbier gestorben - Nordkorea empfiehlt sich für Touristen wahrlich nicht als einfaches Reiseland. Wer trotzdem hinreisen möchte, der sollte sich dringend an penible Sicherheitsempfehlungen von Reiseveranstaltern und Aussenministerium halten.
Die grossen Reiseveranstalter machen ohnehin einen Bogen um das asiatische Land: "Nordkorea haben wir nicht im Programm", heisst es etwa bei TUI kurz und bündig.
Bei kleineren Unternehmen, die Wanderurlaube und Besichtigungstouren anbieten, herrscht Verunsicherung.
Die Agentur "Young Pioneer Tours" mit Sitz in China, die Warmbiers verhängnisvolle Studienreise nach Pjöngjang organisiert hatte, hat das Land nun aus ihrem Reiseprogramm genommen.
Doch auch bei deutschen Reiseunternehmen herrscht Verunsicherung.
Kaum ein Auskunftgeber will mit Namen genannt werden: Das Thema sei momentan "zu sensibel", heisst es, man fürchte bei kritischen Kommentaren eine Sperre durch die nordkoreanische Regierung.
Sehenswerte Natur, freundliche Menschen
Warum überhaupt nach Nordkorea reisen? Das Reiseunternehmen BTC Touristik im westfälischen Siegburg hat in der Vergangenheit etwa zehn bis fünfzehn Reisen jährlich in das asiatische Land vermittelt.
Gründe für eine Reise in das umstrittene Land gebe es einige, heisst es dort: Manche Reisende wollten sich aufgrund der vielen negativen Meldungen über das Land eine eigene Meinung vor Ort machen und den letzten kommunistisch regierten Staat der Welt selbst besuchen.
Meistens stehe das Interesse an den "sehr schönen Naturlandschaften Nordkoreas" im Vordergrund – die Diamantenberge an der Ostküste etwa seien "einzigartig."
Eine Reise wert ist das Land laut BTC Touristik auch wegen der "sehr freundlichen Menschen" und der relativ günstigen Preise.
China Hansa Travel in Hamburg etwa bietet eine zehntägige Nordkorea-Rundreise mit Wanderung zum Preis von knapp 1800 Euro pro Person an – der Flug nach Peking und zurück in die Heimat kommt noch dazu.
Das Aussenministerium rät ganz pauschal von "nicht erforderlichen Reisen" nach Nordkorea "dringend" ab. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, der sollte auch nach Angaben der Reiseveranstalter die Sicherheitstipps des Auswärtigen Amtes penibel befolgen.
Zehn Tipps für mutige Nordkorea-Reisende
1. Willkürliche Strafen
Nordkorea ist alles andere als ein Rechtsstaat in westlichem Sinne. Bei allen "Vergehen" gilt: Strafen werden oft willkürlich festgelegt. Für Ausländer besonders wichtig: Politische Gründe können über die Höhe der Strafe entscheiden.
Otto Warmbier wurde möglicherweise auch deshalb eingekerkert, weil die Regierung ein "Faustpfand" gegen die USA in der Hand halten wollte.
Sein Fall zeigt ausserdem drastisch, dass diplomatische Bemühungen der Heimatländer oftmals erfolglos bleiben.
Bisher waren die Leidtragenden dieser Politik US-Bürger. Doch in einem Willkürstaat müssen auch Bürger anderer Länder damit rechnen, Opfer undurchsichtiger Schachzüge zu werden.
2. Fotografieren
Fotografieren ist in Nordkorea immer ein Risiko. Man sollte nicht nach Verboten Ausschau halten, sondern besser um Erlaubnis fragen: Keine Film- und Fotoaufnahmen, sofern diese nicht ausdrücklich genehmigt sind!
Auch Motive, die europäischen Touristen als pittoresk und unverfänglich erscheinen, können zur Gefahr für den Fotografen werden: Wenn etwa ein Gebäude nur im Entferntesten mit dem Militär zu tun hat, gilt eine Fotografie als Spionageversuch.
Das Fotografieren von Brücken, Hafenanlagen, Bahnhöfen, Flughäfen etc. ist verboten. Aber auch wer arme Menschen ablichtet, kann der staatsfeindlichen Propaganda verdächtigt werden.
3. Schreiben
Wer auf irgendeine Weise schriftstellerisch tätig ist, sollte das vor der Einreise auf keinen Fall verschweigen. Journalisten und Literaten gelten der Regierung von vorneherein als verdächtig.
4. Lektüre
Keine religiöse Lektüre mitbringen – auf keinen Fall eine Bibel im Gepäck haben.
5. Zeitungen
Auch andere Medien sind gefährlich, vor allem wenn sie aus Südkorea stammen oder nordkoreakritisch sind.
Das Mitführen oder gar Verteilen solcher Medien "wird von den nordkoreanischen Behörden als Vorwand zur Festnahme genutzt", warnt das Auswärtige Amt.
Ausländische Medien sind in Nordkorea auch für Ausländer nicht erhältlich, für die Einheimischen sind sie verboten; Internetverbindungen stehen Reisenden nicht zur Verfügung.
6. Kontakt zu Einheimischen
Keine Kontakte mit Einheimischen! An Ausflügen und Führungen in Nordkorea nehmen immer staatliche Kontrolleure und Dolmetscher teil.
Ohne deren ausdrückliche Genehmigung sind Gespräche "praktisch unmöglich" – sie bringen ausserdem die Einheimischen in Gefahr, weil solche Kontakte für sie verboten und mit Strafe bedroht sind.
Schon ein Fernglas ist verdächtig
7. Computer
Computer, Handys, Kameras gelten als verdächtig. An den Flughäfen werden sie auf verbotene Inhalte untersucht.
Besteht der Verdacht auf staatsfeindliche oder sexuelle Inhalte, werden Dateien gelöscht, manchmal Festplatten formatiert. In Einzelfällen wurden sogar Ferngläser beschlagnahmt.
8. Drogen
Drogenbesitz wird laut dem Auswärtigen Amt "strengstens geahndet."
9. Führerkult
Den Führerkult um
Schon wer ein Foto des Regierungschefs knickt oder gar wegwirft, kann sich strafbar machen, wer Ehrbezeugungen vor den zahlreichen Denkmälern verweigert oder vergisst, begibt sich in Gefahr.
Der nun gestorbene Otto Warmbier war verhaftet und verurteilt worden, weil er angeblich im Hotel ein Plakat von der Wand genommen hatte.
10. Krankheit
Krank werden sollte man in Nordkorea besser nicht: Das Auswärtige Amt warnt vor der "äusserst unzureichenden" medizinischen Versorgung, empfiehlt ausreichenden Impfschutz sowie eine "gut ausgestattete Reiseapotheke" und rät "dringend" zum Abschluss einer Auslandskranken- und Reiserückholversicherung.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.