Die Missbrauchsvorwürfe gegen den Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh stehen seit Tagen im Raum, nun kommt es zum Showdown: In einer emotionalen und angriffslustigen Rede vor dem dem Justizausschuss des US-Senats weist Trumps-Richter-Kandidat alle Anschuldigungen von sich. Auch Professorin Ford kämpft mit den Tränen als sie schildert, wie Kavanaugh sie sexuell bedrängt haben soll.
Der Supreme-Court-Kandidat Brett Kavanaugh hat sich vor dem US-Senat in einer aggressiven und aufgebrachten Rede gegen die Missbrauchsvorwürfe der Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford verteidigt. Ford hatte ihre Anschuldigungen gegen den Richterkandidaten von US-Präsident
Kavanaugh wies die Anschuldigungen in seiner wütenden Ansprache mehrfach zurück. Er sei unschuldig und habe niemals jemanden belästigt. Innerhalb von zehn Tagen seien seine Familie und sein Name wegen der Vorwürfe "vollständig und dauerhaft" zerstört worden.
Kavanaugh kämpft mit Tränen
"Dieser Nominierungsprozess ist zu einer nationalen Schande verkommen, erklärte der Jurist. Er warf den oppositionellen Demokraten vor, eine politische Kampagne gegen ihn zu fahren. "Seit meiner Nominierung im Juli gab es eine Besessenheit auf Seiten der Linken, irgendetwas zu finden, um meine Bestätigung zu verhindern."
Er werde sich davon aber nicht einschüchtern lassen und an seiner Kandidatur für den Obersten US-Gerichtshof festhalten, erklärte Kavanaugh. "Sie mögen mich in der Endabstimmung besiegen, aber sie werden mich nie dazu bringen, aufzugeben." Während seiner fast einstündigen Ansprache wurde seine Stimme mehrfach laut; später kämpfte er wiederholt mit den Tränen.
Neben Ford haben auch mindestens zwei weitere Frauen Missbrauchsvorwürfe gegen Kavanaugh erhoben. Ford erklärte, sie habe wegen des Vorfalls an Angstzuständen, Platzangst, Panik und Symptomen gelitten, die einer posttraumatischen Belastungsstörung ähnelten. Ford kämpfte mit den Tränen, als sie vor der Befragung durch die Senatoren ihr vorbereitetes Statement ablas.
"Ich dachte, dass Brett mich versehentlich töten würde."
"Ich bin heute nicht hier, weil ich das will", sagte Ford. "Ich habe Angst. Ich bin hier, weil ich glaube, dass es meine Bürgerpflicht ist, Ihnen zu erzählen, was mir passiert ist, als Brett Kavanaugh und ich auf der High School waren." Ford beschrieb detailliert, wie ein betrunkener Kavanaugh in Anwesenheit einer seiner Freunde sexuell übergriffig geworden sei und seine Hand auf ihren Mund gelegt habe, um sie am Schreien zu hindern. "Es war schwer für mich zu atmen, und ich dachte, dass Brett mich versehentlich töten würde."
Ford fügte hinzu, am deutlichsten in Erinnerung sei ihr das Gelächter der beiden Freunde bei dem Vorfall gewesen. "Das brüllende Gelächter der beiden, und dass sie auf meine Kosten Spass hatten." Sie betonte mehrfach, sie verfolge keinerlei politische Absichten damit, die Vorwürfe öffentlich zu machen. Sie habe versucht, die Anschuldigungen dem Kongress zur Kenntnis zu bringen, als neben Kavanaugh noch weitere Namen für den Posten gehandelt wurden.
Ein Fall wird zum Politikum
Vor den Kongresswahlen Anfang November ist die Personalie Gegenstand einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen Trumps Republikanern und den oppositionellen Demokraten geworden. Für diesen Freitag ist eine Abstimmung im Justizausschuss über eine Empfehlung Kavanaughs angesetzt. Danach muss der US-Senat über die Berufung des 53-Jährigen an das höchste US-Gericht abstimmen.
Mit Spannung wurde am Donnerstag erwartet, wie Trump auf die Befragungen von Ford und Kavanaugh reagieren wird.
Der US-Präsident hatte Kavanaugh am Mittwochabend (Ortszeit) zwar nochmals verteidigt. Angesichts der zunehmenden Missbrauchsvorwürfe schloss er eine Abkehr von der Nominierung des umstrittenen Richters aber nicht generell aus.
Trump hatte Kavanaugh im Juli für den hochrangigen Richterposten vorgeschlagen. Kurz vor der Entscheidung des US-Senats über die Personalie waren Fords Vorwürfe gegen Kavanaugh an die Öffentlichkeit gekommen. Später meldete sich eine frühere Kommilitonin Kavanaughs an der Universität Yale, Deborah Ramirez. Sie gibt an, Kavanaugh habe sie bei einer Studentenparty Anfang der 80er Jahre sexuell belästigt.
Weitere mögliche Opfer bekannt
Am Mittwoch - also kurz vor Fords Anhörung - liess eine weitere Frau, Julie Swetnick, über ihren Anwalt eine Erklärung veröffentlichen, in der sie Kavanaugh vorwirft, er habe in den 80er Jahren bei diversen Partys in angetrunkenem Zustand junge Frauen sexuell belästigt. Swetnick sagte dem Sender MSNBC: "Nach dem, was ich aus erster Hand erlebt habe, glaube ich nicht, dass er in den Supreme Court gehört."
Trump sagte am Mittwoch mit Blick auf die Anhörung: "Ich glaube, das wird ein sehr, sehr wichtiger Tag in der Geschichte unseres Landes." Kavanaugh sei ein herausragender Mann mit grossem Talent und grossem Intellekt. Mit Blick auf die Missbrauchsvorwürfe sagte Trump aber zugleich: "Ich könnte überzeugt werden." Er wolle sich die Vorwürfe genau anhören. "Ich werde sehen, was morgen passiert."
Trump noch auf Seiten von Kavanaugh
Trump sagte am Mittwoch mit Blick auf die Anhörung: "Ich glaube, das wird ein sehr, sehr wichtiger Tag in der Geschichte unseres Landes." Kavanaugh sei ein herausragender Mann mit grossem Talent und grossem Intellekt.
Mit Blick auf die Missbrauchsvorwürfe sagte Trump aber zugleich: "Ich könnte überzeugt werden." Er wolle sich die Vorwürfe genau anhören. "Ich werde sehen, was morgen passiert."
Er selbst sei in der Vergangenheit ebenfalls mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert gewesen, die sich alle als falsch herausgestellt hätten, sagte der Präsident. Im Fall Kavanaugh wähnt Trump eine politische Kampagne der oppositionellen Demokraten. Er warf ihnen erneut vor, sie betrieben hier ein "betrügerisches Spiel".
Die oppositionellen Demokraten haben grosse Vorbehalte gegen den erzkonservativen Richter und sehen eine Chance, dessen Bestätigung hinauszuzögern, bis sich nach der Zwischenwahl am 6. November möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern.
Die Nachbesetzung mit Kavanaugh könnte im obersten US-Gericht auf viele Jahre den Konservativen ein Übergewicht geben. Die Richter dort werden auf Lebenszeit ernannt. (kad/mc/dpa)
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